Duisburg-Bergheim. Stadt will die Ehrenamtler auf andere Einheiten verteilen. Die Bergheimer Feuerwehrmänner wollen das nicht so ohne weiteres mit sich machen lassen
Kalt erwischt hat jetzt ein Schreiben des Amtsleiters der Duisburger Feuerwehr die 22 Ehrenamtler der Freiwilligen Feuerwehr Bergheim. Die Löschgruppe, so heißt es, werde zum 1. August aufgelöst. „Das ist aus der Sicht der Kameraden ein Schlag ins Gesicht für das Ehrenamt“, kommentiert Josef Rönchen, 1. Vorsitzender Freundeskreis der Freiwilligen Feuerwehr Duisburg und der Jugendfeuerwehr Rheinhausen diese Entscheidung und spricht von „Willkür des Amtsleiters“.
Die Löschgruppe Bergheim bildet mit der Löschgruppe Oestrum den Löschzug 630. Vom Rat der Stadt Duisburg sind im Brandschutzbedarfsplan 13 Löschzüge (jeder einzelne bildet sich aus zwei Löschgruppen) festgeschrieben worden. Warum es nun zu der Auflösung der Löschgruppe Bergheim kommen wird, darüber kann Josef Rönchen aufgrund der Begründung „dienstliche Gründe“ nur spekulieren.
Halle ist in drei bis vier Minuten verraucht
Die Löschgruppe Bergheim ist in einem Gerätehaus an der Schmiede/Buchenstraße untergebracht. In dem Gebäude steht ein Fahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr, hier halten sich auch die Ehrenamtler auf und ziehen sich um.
„An dem Gerätehaus sind Sanierungsmaßnahmen erforderlich. Das ist seit zehn Jahren bekannt“, sagt Josef Rönchen. Eigentlich hätte sich das Problem mit dem Neubau der Feuerwehrwachse 6 gelöst. Dort sollten nämlich der Löschzug 630 (Bergheim/Oestrum) und der Löschzug 610 (Hochemmerich) mit einziehen. Doch bekanntlich ist der Neubau auf das Jahr 2020 verschoben. Das Gerätehaus in Bergheim bräuchte dringend eine Absauganlage. Denn der Motor das 25 Jahre alten Fahrzeug muss erst drei bis vier Minuten laufen, um Druckluft aufbauen zu können. Vorher können die Feuerwehrleute nicht losfahren. Josef Rönchen: „In diesen drei bis vier Minuten ist die Halle, in der sich die Leute umziehen, komplett mit Dieselabgasen verraucht.“
"Es hat mit der Grundeinstellung zu tun"
Geld von der Stadt für die Absauganlage kann die Löschgruppe nicht erwarten. Also versuchten die Ehrenamtler selber eine Finanzierung auf die Beine zu stellen, was aber nicht gelang. Die Ehrenamtler hatten über Fahrkostenabrechnungen für die Strecke von Zuhause zum Gerätehaus nachgedacht. Das wurde von der Stadt abgelehnt, stattdessen flatterte die Kündigung ins Haus, so empfinden es die Ehrenamtler. Sie wollen das nicht sang- und klanglos hinnehmen. Wie Josef Rönchen ausführte, haben sie bereits einen Fachjuristen angesprochen und wollen nunmehr versuchen, über eine einstweilige Verfügung die Entscheidung umzukehren. Auch geben die Freiwilligen Feuerwehrleute die Hoffnung nicht auf, dass Oberbürgermeister Sören Link diese Entscheidung zurück nimmt. Josef Rönchen hat schon jetzt konkrete Bedenken, dass auch die Löschgruppe Oestrum aufgelöst oder in einen anderen Löschzug integriert werden könnte.
Die Bergheimer Ehrenamtler sollen laut Stadt auf andere Einheiten verteilt werden. Josef Rönchen hielt gestern ein Schreiben in der Hand, wonach er dem Löschzug 610 (Hochemmerich) zugeteilt würde. Von einem anderen Kollegen weiß er, dass er nach Rumeln soll. Für Rönchen steht fest, dass er nicht zum Löschzug 610 geht. Feuerwehrleute seien eine eingeschworene Einheit: „Es hat nichts mit den Leuten in Hochemmerich zu tun, sondern mit der Grundeinstellung.“ Er geht davon aus, dass die Bergheimer Ehrenamtlichen sich nicht auf andere Einheiten verteilen lassen: „Viele werden das Ehrenamt an den Nagel hängen.“
Renovierung kostet 18.000 Euro
Die Stadt bestätigte, dass die Löschgruppen Oestrum und Bergheim im Plan „Feuerwehr 2020“ mit Fertigstellung der neuen Feuerwehrwache 6 zusammengeführt werden sollen, auch, um Personalressourcen zu bündeln. Das Konzept „Feuerwehr 2020“ sei in persönlichen Gesprächen mit den Zugführern der Löschzüge 610 und 630 im Mai dieses Jahres noch einmal erläutert worden. Die Löschgruppe Bergheim solle aufgelöst werden, da sie laut Brandschutzbedarfsplan nicht erforderlich ist, damit die Feuerwehr innerhalb einer bestimmten Zeitfrist am Einsatzort ist.
Bergheim sei in 2015 lediglich sechs Mal alarmiert worden, wovon nur drei Einsätze tatsächlich wahrgenommen wurden. Die Stadt bestätigt, dass der Zustand des Gerätehauses in vielerlei Hinsicht arbeitssicherheitstechnischen Belangen nicht entsprechen würde. Eine Renovierung würde sich auf 18.000 Euro belaufen, die Mietkosten bis zur Inbetriebnahme der Feuerwache 6 würden mit weiteren 21.600 Euro zu Buche schlagen
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