Bus und Bahn

Warnstreik: Diese Alternativen nutzen Pendler in Duisburg

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Abfahrt NE 6 am Duisburger Hauptbahnhof: Die Nachtexpresslinien waren am Montag besonders gefragt.

Abfahrt NE 6 am Duisburger Hauptbahnhof: Die Nachtexpresslinien waren am Montag besonders gefragt.

Foto: Marcel Faßbender

Duisburg.  Der Warnstreik hat in Duisburg den Bus- und Bahnverkehr fast komplett zum Erliegen gebracht. Eine Alternative war bei den Pendlern sehr gefragt.

Der öffentliche Nahverkehr stand am Montag in Duisburg fast komplett still. Die Bahngewerkschaft EVG und die Vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) hatten zu einem 24-stündigen Arbeitskampf aufgerufen. Die Folge: Der Fahrplan der DVG wurde komplett auf den Kopf gestellt.

Verdi fordert im Tarifstreit im öffentlichen Dienst 10,5 Prozent mehr Lohn für die Beschäftigten, mindestens aber pauschal 500 Euro mehr im Monat. Die Arbeitgeber sind mit den Forderungen nicht einverstanden, deswegen lassen die Gewerkschaften die Muskeln spielen.

Viele Duisburger Pendler waren am Vormittag auch ratlos, die Zugänge zur U-Bahn Station am Hauptbahnhof waren mittels der Rolltore verschlossen. Busse und Bahnen der DVG blieben in den Depots. Einzig die sechs Nachtexpresslinien sorgten dafür, dass die Leute von A nach B kommen konnten. Sie fuhren ausnahmsweise auch am Tag. Die Fahrer hat die DVG von Fremdunternehmen eingekauft, um zumindest etwas Nahverkehr anbieten zu können.

Streik in Duisburg: DVG-Kunden zeigen Verständnis

Das Verständnis bei den Pendlern war in vielen Fällen groß, sowie bei Michael Koths: „Die Löhne sind viel zu niedrig für die Beschäftigten. Die Arbeitgeber müssen es zu spüren bekommen.“ Regine vertritt dieselbe Meinung, auch wenn ihr Weg zu einem Geburtstag dieses Mal komplizierter wurde: „Es wird alles teurer, es gibt Menschen die das Geld haben und sich quer stellen, dieser Streik muss sein. Ich bin zwar auch davon betroffen, aber irgendwie komme ich schon an mein Ziel.“

Koan ist Schüler und ist von der Arbeitsniederlegung nicht direkt betroffen, trotz allem hat er eine Idee, damit sich die Arbeitssituation verbessern könnte: „Entweder sollten die Leute weniger arbeiten oder mehr verdienen. Ich habe vollstes Verständnis für die Streikenden, man darf sich auch nicht alles gefallen lassen.“

Duisburger Hauptbahnhof wie ausgestorben

Im Hauptbahnhof sind die Auswirkungen des Streiks deutlich zu spüren, statt eines geschäftigen Treibens sind nur vereinzelt Leute unterwegs. Die Bildschirme, die sonst die Zugverbindungen anzeigen, bleiben schwarz, an den Gleisen ist nichts los.

Erdem arbeitet in einem Backshop in der Bahnhofspassage. Für ihn ist die Situation suboptimal: „Wir spüren den Streik deutlich, aus Verkaufssicht ist es eine Katastrophe. Kein Mensch kommt mehr, unsere Kunden sind alle weg.“ Pendlerin Sarah kann dem Streik auch wenig abgewinnen, für sie ist es vor allem ein Kostenfaktor: „Um ehrlich zu sein, es ist der Horror für mich und meinen Mann. Wir müssen deutlich mehr Geld ausgeben, um zur Arbeit zu kommen. Wir verlieren durch den Streik, der Weg zur Arbeit ist länger und komplizierter. Ich habe eine negative Sicht auf den Streik.“

Freude herrschte dagegen bei den Taxifahrern: „Für uns ist es ein guter Tag. Viele steigen zu uns in die Fahrzeuge, um zur Arbeit, zum Arzt und sonstwo hinzukommen“, so Taxifahrer Hasan, der mit seinen Kollegen an diesem Montag besonders gefragt ist.

Nachtexpresslinien sind stark nachgefragt

Ebenfalls stark frequentiert: Die sechs Nachtexpresslinien, die zu jeder Stunde die Fahrgäste an ihr Ziel im Stadtgebiet bringen können. An den Haltestellen tummeln sich die Fahrgäste, viele sind zunächst aber ratlos und wissen nicht genau, wie sie jetzt zum Zielort kommen sollen. Bei jedem haltenden Bus müssen die Busfahrer erstmal Fragen beantworten: Welche Haltestelle fährt die Linie an? Wann kommt der nächste Bus? Gibt es Anschlussmöglichkeiten?

Die Busse der Nachtexpresslinien sind in jedem Fall sehr gefragt und die Fahrzeuge sind voll mit Fahrgästen. Fast alle Sitzplätze sind belegt. An jeder Haltestelle steigen Menschen hinzu. Denn: Die Nachtexpresslinien sind eine der raren Alternativen. Auf der Fahrt des NE 6 aus der Innenstadt in Richtung Hüttenheim wird deutlich, dass die Duisburger das Angebot schätzen und wahrnehmen.

Studentin Maja ist am Montag hingegen komplett gewechselt: „Sonst bin ich auf Busse und Bahnen angewiesen, um zur Uni zu kommen. Jetzt musste ich improvisieren und bin kurzerhand aufs Fahrrad umgestiegen.“

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Was alle Pendlerinnen und Pendler eint, ist die Hoffnung auf Besserung: Am Busbahnhof am Hauptbahnhof war über die Lautsprecheranlage Werbung für den Verkaufsstart des Deutschland-Tickets bei der DVG am Montag, 3. April zu hören. Die Hoffnung: Die Streiks und die damit verbundene Belastungsprobe gehören dann der Vergangenheit an.

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