Unfall

Tod durch Trecker: Autobahn GmbH überfährt zwei Rehkitze

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Rehe verstecken ihre Kitze in hohem Grün wie Gras – sie halten es dort für sicher. In Duisburg starben jetzt zwei Jungtiere bei Mäharbeiten der Autobahn GmbH. (Archivbild – dieses Kitz wurde gerettet.)

Rehe verstecken ihre Kitze in hohem Grün wie Gras – sie halten es dort für sicher. In Duisburg starben jetzt zwei Jungtiere bei Mäharbeiten der Autobahn GmbH. (Archivbild – dieses Kitz wurde gerettet.)

Foto: Norbert Prümen (nop) / FUNKE FotoServices

Duisburg.  Zwei Rehkitze werden bei Mäharbeiten der Autobahn GmbH überfahren. Tierschützer erheben Vorwürfe: Der Tod der Tiere wäre „vermeidbar“ gewesen.

Zwei Rehkitze sind am Dienstagabend bei Mäharbeiten der Autobahn GmbH in Duisburg getötet worden. Die Polizei und ein Tierrettungsdienst waren im Einsatz. Die beiden Jungtiere konnten nur noch tot geborgen werden, dem Muttertier konnten die Einsatzkräfte helfen.

Reh sucht an der Autobahn in Duisburg sein totes Kitz

23. Mai, nach 17 Uhr. Nach einer Warnung vor einem umherlaufenden Reh an der Anschlussstelle Huckingen der A 524 macht sich der Duisburger Tierrettungsdienst Schütz auf den Weg, trifft sich vor Ort mit einem Jäger. Sie finden zwei tote Kitze – genau dort, wo früher am Tag die Autobahn GmbH das Gelände gemäht hat.

Auch die Polizei ist anwesend und sperrt vorübergehend die Auffahrt. Denn: Offenbar sucht die Ricke ihre Kitze und irrt deshalb umher. Gemeinsam vertreiben die Helfer das Muttertier Richtung Wald, weg von der Gefahr. „Das Reh konnte gefahrlos die Straße überqueren und im Wald verschwinden“, beschreibt der Tierrettungsdienst Schütz später seinen Einsatz.

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Tierretter: „Der Tod der beiden Kitze war vollkommen unnötig“

„Uns ist es vollkommen unverständlich, aus welchem Grund die Autobahn GmbH nicht wie jeder Bauer im Umkreis die Fläche vor dem Mähen mit einer Drohne oder wenigstens zu Fuß abgesucht hat. Der Tod der beiden Kitze war vollkommen unnötig“, schreibt der Duisburger Tierrettungsdienst in einem emotionalen Facebook-Post.

Nach eigenen Angaben hat die Autobahn GmbH die Fläche vor dem Mähen untersucht. „Das Gelände wurde im Rahmen der Sorgfaltspflicht in Augenschein genommen“, sagt ein Sprecher der Autobahn GmbH. Das schreibt das Unternehmen den Firmen vor, die in seinem Auftrag Flächen mähen. Weitere Maßnahmen, um Rehe und andere Tiere vor dem Tod durch Mähfahrzeuge zu bewahren, gibt die Autobahn GmbH nicht vor.

Dabei versprechen andere Methoden mehr Erfolg. Der Holtumer Landhof in Duisburg-Serm zum Beispiel ließ seine Weideflächen jahrelang von Teams aus Mensch und Hund durchstreifen, um Rehkitze vor der Mahd in Sicherheit bringen zu können. Seit 2022 setzen die Landwirte auf Unterstützung aus der Luft: einen Überflug mit Wärmebild-Drohnen. Viele solcher Anbieter garantieren, jedes Kitz aufzuspüren.

Die Autobahn GmbH selber besitzt solche Drohnen nicht, und „ein Überflug mit Wärmebildkamera ist nicht Teil der Ausschreibungen“, sagt der Sprecher.

Autobahn GmbH: „Der Tod der beiden Tiere tut uns unendlich leid“

Auf Facebook drückt die Autobahn GmbH Bedauern aus. In einem Post vom Mittwochnachmittag schreibt sie: „Wir sind tief betroffen und traurig darüber, der Tod der beiden Tiere tut uns unendlich leid.“ Auf Anfrage teilt die Autobahn GmbH mit, seit 2021 – als die Zuständigkeit für die Autobahnen von Straßen.NRW auf die Autobahn GmbH überging – seien in ganz NRW keine weiteren Mähunfälle mit Tieren bekannt. Den Mähunfall in Duisburg wolle man aufarbeiten: „Solche Unfälle müssen vermeidbar sein, damit die zahlreichen Tierarten auf unseren Grünflächen in Sicherheit leben können.“

Für den Tierrettungsdienst Schütz war es die erste solche Begegnung mit der Autobahn GmbH. Der Tod der beiden Rehkitze an der A 524 macht „uns wütend, traurig und einfach nur fassungslos“, schreiben die Tierretter auf Facebook. Inhaber Carsten Schütz betont: „Solche Einsätze sind ehrenamtlich.“ Er sendet eine klare Botschaft an die Autobahn GmbH: „Als Strafe könnten die mal eine Spende an uns schicken.“ Die Kitz-Saison, sagt er, hat gerade erst begonnen.

>> MÄHTOD VON KITZEN: KRITIK UND VERSTÄNDNIS FÜR AUTOBAHN GMBH

  • Auf Facebook schlägt der Autobahn GmbH nach dem Mähunfall, bei dem auf Grünflächen an der A 524 in Duisburg zwei Rehkitze getötet wurden, viel Kritik entgegen. Ein Kommentar lautet zum Beispiel: „,Abgesucht’ und gleich zwei Kitze übersehen? Meine Definition von ,abgesucht’ ist eine andere.“
  • Vereinzelt drücken Menschen aber auch Verständnis für die Autobahn GmbH aus. „Ich bin selber im Kitzretterprogramm und stehe in dieser Zeit fast jeden Morgen um vier mit der Drohne im Feld. Selbst da passiert es, dass bei 20 Kitzen mal eins übersehen werden kann.“

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