Tradition

Skatclub Herzblatt: Hier lassen sich Frauen nicht abzocken

| Lesedauer: 3 Minuten
Bärbel Ott ist das einzig verbleibende Gründungsmitglied des 1. Duisburger Damenskatclubs „Herzblatt“.

Bärbel Ott ist das einzig verbleibende Gründungsmitglied des 1. Duisburger Damenskatclubs „Herzblatt“.

Foto: Socrates Tassos / FUNKE Foto Services

Duisburg-Duissern  Skat ist ein Männerding? Von wegen! Seit 1965 gibt es den Damenskatclub Herzblatt – und Bärbel Ott war von Anfang an dabei.

Karten, Kuchen und Klatsch: Mit sieben Freundinnen sitzt Bärbel Ott im Hinterzimmer des „Haus Kaiserberg“. Auf dem Tisch liegt ein Skatspiel: In dem Restaurant in Duisburg-Duissern trifft sich der erste und einzige Damenskatclub Duisburgs. Seit fast 60 Jahren wird hier Skat gespielt – und Bärbel Ott war immer mit dabei.

1965 wurde der Verein „Herzblatt“ gegründet. Ott war Gründungsmitglied: „Das war eigentlich ein Zufall – ich habe einfach eine Annonce in der Zeitung gesehen und mich dann gemeldet.“ Zunächst kannte sie niemanden aus der Spieltruppe: „Das hat sich aber schnell geändert, wir sind eng zusammengewachsen“, betont die Skatspielerin.

Damenskatclub Duisburg: Zunächst siegten immer die Männer

Sie selbst hat in ihrer Lehre zur Konditoreifachverkäuferin mit dem Kartenspiel angefangen. „Meine Kollegen haben das immer gespielt – natürlich um Geld.“ Die Duisburgerin wollte direkt mitmachen. Zunächst habe sie zwar immer verloren, aber das hat sie nicht entmutigt, sondern motiviert: „Ich habe viel gelernt, weil die mich natürlich gnadenlos abgezockt haben.“

Nach einer Zeit konnte sie schließlich am Skattisch mithalten, ein paar Jahre später kam dann der eigene Club. Im Jahr 1975 wurde sie sogar Stadtmeisterin im Skat. Ihre Philosophie beim Spielen? „Konzentrieren, auch mal riskieren, leider auch mal verlieren“, scherzt die 81-Jährige, die jetzt die Goldene Ehrennadel für ihr langjähriges Engagement als Vorsitzende bekam.

Große Werbekampagne rettete den Club vor dem Aus

Denn den Skatclub leitet sie nun schon seit 27 Jahren, durch Höhen und Tiefen. Vor zwei Jahren standen sie mit drei Mitgliedern fast vor der Auflösung. Nur über eine große Werbekampagne mit Flyern und Zeitungsanzeigen konnten sie den Club retten.

Mittlerweile sind sie wieder bei zehn Damen. Bärbel Ott ist stolz auf ihre Truppe: „Das merkt man ja schon, denen zittert es einfach in den Fingern, die wollen spielen. Wir sind ja alle skatverrückt.“ Am liebsten blickt sie zurück auf die vielen Skatreisen: „Egal ob Mallorca oder Borkum – das war einfach schön.“

„Möchte aus Altergründen aufhören, aber nur mit dem Vorsitz, nicht dem Skat“

Doch wie alles Gute hat auch diese Ära ein Ende: „Ich möchte aus Altersgründen aufhören, also mit dem Vorsitz nicht mit dem Skat – um Gottes willen“, entwarnt Ott schnell. Sie habe auch schon eine würdige Nachfolgerin gefunden. Ihr einziger Wunsch sei jetzt noch, „dass Skat in der Bevölkerung nicht ausstirbt.“ Der Skatclub soll weiterhin bestehen, auch ohne Männer: „So spielt es sich einfach am besten, unter uns.“

>>> Deshalb ist das Skatspiel immaterielles Kulturerbe

  • Skat gehört seit 2016 zum immateriellen Kulturerbe Deutschlands. 2013 feierte das Kartenspiel 200-jährigen Geburtstag.
  • „Skat ist ein Kartenspiel, das geschlechter-, generations- und schichtenübergreifend im Wettkampfformat oder als Freizeitbeschäftigung im Alltag gespielt wird“, schreibt die Unesco-Kommission. Lediglich bei der Kartenverteilung spiele Glück eine Rolle, ansonsten werde das Spiel „rein durch menschliches Können beeinflusst“.
  • Laut Unesco wurde das Spiel 1813 von einer Reihe angesehener Bürger der Stadt Altenburg auf Grundlage bereits bestehender europäischer Kartenspiele erfunden. 1927 wurde das „Deutsche Skatgericht“ gegründet, „eine bis heute existierende und international agierende Prüfbehörde, die eine internationale Skatordnung festlegt“.

Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Duisburg