Röttgersbach. Spannung, Akrobatik, Humor und irgendwie viel Nostalgie – das Programm des Cirkus Holiday im Revierpark Mattlerbusch berührte das Publikum.
Rot-gelbe Zelte und weiße Wohnwagen stehen auf der grünen Dreieckswiese am Mattlerbusch. Der Cirkus Holiday ist da.
Die Artisten-Familien Sperlich und Neigert führen ihre Zirkus-Unternehmen auf die althergebrachte, klassische Weise und werben mit den vielen Generationen, die sie schon mit ihren Zelten durch die Republik tingeln. Sie nennen sich selber mit Stolz das „fahrende Volk“.
Zehn gelbe Holzelemente mit ausgesägten Sternen begrenzen im Zelt die kleine Manege mit den Sägespänen auf dem Boden. Darum herum stehen drei Reihen Monoblockstühle. Da sitzen Eltern und Großeltern mit ihren kleinen Kindern und Enkeln. In der Vorstellung sehen die großen Menschen, dass der Clown auch als Jongleur und als Sicherung für den Gleichgewichtsartisten arbeitet. Sie merken, dass die Kostüme knapp sind und die Requisiten abgegriffen.
Verbeugung mit vorgestrecktem Huf
Ein Artist hat „Cirkus Verona“ auf dem Rücken stehen, wohl ein Fall von Wiederverwertung. Die glitzernden tressenverschnürten Anzüge sind teuer, da wird nichts verschwendet. Das Pferdchen der Kunstreiterin wehrt sich gegen sein Zaumzeug und kaut mit rollenden Augen auf dem Gebissstück herum. Aber es wendet trotzdem gehorsam auf engstem Raum hin und her und zeigt zum Schluss der Nummer eine Verbeugung mit zitternd vorgestrecktem Huf.
Alle Familienmitglieder sind beschäftigt, wer keine Nummer vorführt, der bedient zwischendurch die Musikanlage, verkauft Popcorn, sattelt die Shetlandponys für die Kinderreitrunde in der Vorstellungspause , oder regt das Publikum an den richtigen Stellen zum Klatschen an.
Die kleinen Menschen von vier Jahren sehen das alles nicht. Die sehen Zirkus, ganz nahe, ganz echt, zum Anfassen. Man kann die Pferde riechen und Pocahontas, die Kunstreiterin winkt und lächelt.
Kleine Zuschauer lachen von Herzen
Die Clowns rufen: „Bienchen, gib mir Honig“, und spucken sich gegenseitig Wasser ins Gesicht. Ihre kleinen Zuschauer lachen sich kaputt. Mit vier Jahren sieht man das alles zum ersten Mal und ist fasziniert. Und die Großen gucken die Kleinen an und dann erinnern sie sich daran, wie dieser Zauber bei ihnen funktioniert hat.
In der Vorstellung wischt sich Silvano Altano den Schweiß vom Gesicht. Dann balanciert er sechs ineinander gehakte Stühle auf seinem Kinn. Die Kinnbalance hat früher Santo Sperlich gemacht. Der war der Seniorchef des Cirkus Holiday und ist in der Winterpause im Januar in Burgaltendorf gestorben. Nun ist sein Sohn Gino Sperlich der Direktor.
Vater Santo Sperlich mit Freddy Quinn im TV
Die Sperlichs erzählen immer noch gerne davon, dass Vater Santo früher mit Freddy Quinn im Fernsehen aufgetreten ist. Die kleinen Zuschauer rund um die Manege haben keine Ahnung, wer Freddy Quinn ist. Aber wenn sie nach der Vorstellung aus dem Zelt kommen, dann wissen sie ganz genau, was ein Zirkus ist.
Wenn die Zuschauer in diesen Tagen den Clowns der Familien Sperlich und Neigert tief in die Augen schauen könnten, dann würden sie tiefe Trauer sehen. Denn bei einem schweren Unfall mit einem Müllfahrzeug nahe Stuttgart, der vor Wochenfrist bundesweit durch die Medien ging, starben enge Verwandte und Freunde der Zirkusleute, darunter drei Kinder.
Aber Clowns, sie lachen und weinen, so war es schon immer. Und die Show geht weiter. Damit die Duisburger Kinder von Herzen lachen können.
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