Kirche

Jugendseelsorger wechselt als Pfarrer in Duisburgs Süden

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Vor zwei Jahren feierte die Jugendkirche Tabgha ihren ersten Gottesdienst in Duisburg. Nun zieht es Stephan Marktgraf in den Duisburger Süden.

Vor zwei Jahren feierte die Jugendkirche Tabgha ihren ersten Gottesdienst in Duisburg. Nun zieht es Stephan Marktgraf in den Duisburger Süden.

Foto: Frank Oppitz / FUNKE Foto Services

Dellviertel.  Tabgha erreicht mit dem Konzept Jüngere, die sonst nicht in die Kirche gehen. Welche Ideen Pfarrer Markgraf im Duisburger Süden umsetzen will.

Personeller Wechsel am Duisburger Dellplatz: Nach gut zwei Jahren am neuen Standort steht in der Jugendkirche „Tabgha“ ein personeller Wechsel an. Nach mehr als sieben Jahren verlässt Jugendseelsorger Stephan Markgraf das Team. Die Leitung übernimmt Michele Przybyla – und als Priester kommt ab Januar Maximilian Strozyk zur Jugendkirche des Bistum Essen.

An einem nasskalten November-Tag ist eine 150 Jahre alte Kirche nicht gerade ein Wohlfühlort. Ganz anders Tabgha – da legt man gern die Jacke ab und fläzt sich in ein gemütliches Sofa, während Kerzen auf dem Couchtisch leuchten. „Fußbodenheizung“, antwortet Priester Stephan Markgraf mit einem Grinsen auf die Frage nach der angenehmen Raumtemperatur. Die gibt es nicht überall in dem denkmalgeschützten Gotteshaus. Aber zumindest im neuen Café, das mit dem Einzug der Jugendkirche eingerichtet wurde, muss man nicht frieren. „In einem Kühlschrank fühlt sich niemand wohl“, weiß Jugendreferentin Michele Przybyla. Und wohlfühlen sollen sich die Gäste.

„Älteste Jugendkirche der Welt“ zog 2021 von Oberhausen nach Duisburg

Nach 20 Jahren in Oberhausen ist „die älteste Jugendkirche der Welt“, so Markgraf, mitten in der Corona-Pandemie nach Duisburg gezogen. Nun ist Zeit für Veränderungen: Mit einem Gottesdienst am Sonntag, 26. November, um 18 Uhr verabschiedet sich Markgraf nach mehr als sieben Jahren als Jugendseelsorger und Tabgha-Chef. Der 50-Jährige bleibt Duisburg erhalten und wechselt als Pastor in die südlichste Pfarrei der Stadt, nach St. Judas Thaddäus. Die Leitung des Jugendkirche-Teams übernimmt dann Michele Przybyla (31), die von der 23-jährigen Jugendreferentin Marilena Dornik unterstützt wird. Als Priester wechselt Maximilian Strozyk, bislang Seelsorger an der Sekundarschule in Essen-Stoppenberg, ab Januar mit einer halben Stelle ins Tabgha-Team. Eine zweite halbe Stelle im Seelsorge-Team ist noch ausgeschrieben.

Das Café ist zentral für die Arbeit der Jugendkirche. „Junge Leute kommen nicht nur, um einen Gottesdienst zu feiern, die wollen sich begegnen“, sagt Przybyla. Also geht’s nach den Messen am Sonntagabend weiter – mit eher unkonventionellen Arbeitszeiten für das Team. „Kolleginnen und Kollegen schlagen die Hände über dem Kopf zusammen, wenn wir erzählen, dass es hier sonntags gern mal bis 22 oder 23 Uhr geht“, berichtet Markgraf.

Altar lässt sich aufklappen

Dabei findet die Begegnung mit Gott derzeit in einer Theaterkulisse statt: Die Truppe des KJG-Theaters, die seit 18 Jahren zu Tabgha gehört, spielt nun im November „Robin Hood“ in der Kirche. Wenn sonntags Messe gefeiert wird, wird der mobile Klapp-Altar auf die Bühne getragen und ein passendes Bild auf der LED-Kulisse eingespielt. Mit der räumlichen ergeben sich dann auch spannende inhaltliche Verbindungen, berichtet Markgraf: Als es für einen Gottesdienst um die Bibelstelle geht, in der Jesus über das Thema Steuern spricht, gibt’s zu Robin Hood offensichtliche Anknüpfungspunkte – „und dann sprechen wir plötzlich über die sehr unterschiedlichen Bedeutungen von Geld für jede und jeden Einzelnen“.

Die Gottesdienste und das KJG-Theater sind nur zwei der Angebote. Highlights seien zudem die jährlichen Ausstellungen, bei denen das Team eine Erlebniswelt aufbaut, in denen sich Jugendliche den ganz großen Fragen widmen können: Vergangenes Jahr ging’s um Glück, dieses Jahr stand mit „Leblos“ das Thema Tod auf der Agenda. 400 bis 500 Jugendliche zählt das Team pro Ausstellung. „Da erreichen wir Leute, die wir sonst nicht erreichen“, sagt Markgraf. Und wenn dann ein 16-Jähriger kaugummikauend mit Käppi auf dem Kopf auf dem Sofa des Kirchencafés sitzt und sagt: „War gar nicht so scheiße wie erwartet“, ist das für das Tabgha-Team ein Kompliment. „Der kommt wahrscheinlich nicht zum nächsten Gottesdienst, aber er hatte eine gute Erfahrung mit uns als Kirche“, sagt Przybyla.

Für das nächste Jahr mit neuer Besetzung haben Przybyla und Dornik schon ein paar Ideen. „Wir wollen hier weiter ankommen, Kontakte knüpfen“, formuliert die künftige Tabgha-Chefin die Perspektiven im kulturaffinen Dellviertel. „Tabgha hat hier ein wahnsinniges Potenzial“, sind sie überzeugt. Und was nimmt Markgraf mit in die Kirchen von St. Judas Thaddäus? „Ich möchte auch dort gern Gottesdienste feiern, bei denen die Menschen in Berührung kommen“, sagt er, „auf Augenhöhe, so dass eine Gemeinschaft entsteht“. Als Priester habe er im Gottesdienst „nur eine Rolle unter vielen“.

>> Gemeinde teilt sich Kirche mit Tabgha

Tabgha teilt sich die Kirche St. Joseph mit der Gemeinde der Pfarrei Liebfrauen. Die Gemeinde feiert ihre Messen sonntags um 9.45 Uhr und freitags um 11.45 Uhr in der Regel im Chorraum des Gotteshauses.

Tabgha lädt an jedem Sonntag um 18 Uhr zur Jugendmesse – an jedem 1. Sonntag im Monat allerdings in digitaler Form (Anmeldung und weitere Infos auf www.tabgha.ruhr).

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