Duisburg. Die schwedische Klangkünstlerin Yvla Betancor hat beim Festival „Autorschafft“ ihre Produktion „World Disorder“ im Lokal Harmonie aufgeführt.
Man hört Straßengeräusche aus den Boxen, Schritte nähern sich auf Asphalt, und irgendwo läutet eine Kirchenglocke. Beim ersten Hinhören scheint man in der Welt des klassischen Hörspiels zu sein und wartet auf die ersten Sätze. Doch in „World Disorder“ der Schwedin Yvla Betancor sind Töne und Geräusche mehr als Atmosphäre, sie spielen die Hauptrolle.
Zu hören war die Klangkunst-Produktion im Ruhrorter Lokal Harmonie als Teil des Festivals „Autorschafft“. Entstanden ist die Arbeit durch einen Auftrag des Deutschlandfunk Kultur und der Documenta 14. Yvla Betancor verbindet in „World Disorder“ Sounds aus der großen weiten Welt mit zarten, fast intimen Tönen. Sie führt ihre Hörerschaft von einer immer dramatischer werdenden Szene in der Großstadt zum Quietschen einer Schaukel. Dann tauchen Kriegsgeräusche wie Gewehrsalven und Detonationen auf. Manche scheinen hyperrealistisch zu sein, andere klingen, als stammten sie aus der Frühzeit der Computertechnik. Tatsächlich, verriet die Autorin, hat sie die Klangpartikel alle aus Online-Computerspielen gesampelt.
Klangreise führt in die weite Welt
Und weiter führt uns Yvla Betancor in ein Kinderzimmer mit Spieluhr und einem Jungen, der etwas übers Gewinnen murmelt. Danach führt die Klangreise wieder in die weite Welt. Man hört Donald Trump etwas vom Wind und der Wechselhaftigkeit des Wetters reden, irgendwann taucht der Satz auf „We can change the world“ und die Worte „fear“ und „hope“. Allerdings sind solche Sätze mehr als Aussagen über den Zustand der Welt, sie werden vielmehr umgeschnitten und rhythmisiert.
Spätestens hier zeigt sich die Absicht der Autorin. Sie kreiert nicht nur Hörbilder, zu denen man sich eigene Geschichten erzählen kann, sondern formt ein musikalisches Ganzes. „World Disorder“ ist eine beinahe suitenartige Komposition mit Dramatik und Ruhe, Schrecken und Idylle.
Hörtheater hat in Ruhrort schon Tradition
Die Aufführung von Klangkunst und Hörspielen hat vor allem durch die Reihe „Hörtheater“ in Ruhrort schon eine gewisse Tradition. Da liegt die Idee eines Radiokunst-Festivals nahe. Dass dies für Ruhrort und das Ruhrgebiet durchaus möglich ist, wurde vor der Präsentation von „World Disorder“ in einem Gespräch deutlich, an dem auch Prof. Dr. Sabine Sanio von der Berliner Universität der Künste, Marcus Gammel, Redakteur des Deutschlandfunks Kultur, und der Medienkünstler Wolfgang Lakaszus teilnahmen. Elemente eines solchen Festivals könnten neben der Aufführung von Radiokunst auch Radiokunst-Workshops für interessierte Bürger sein.
Lesung mit Tom Waschat fällt aus
Der für Dienstag, 19. September, im Lokal Harmonie angekündigte Abend mit Reisekochbuchautor Tom Waschat fällt aus.
Am Donnerstag, 21. September, liest um 20 Uhr im Lokal an der Harmoniestraße 41 in Ruhrort die Duisburger Autorin Barbara Köhler aus ihrem neuen Lyrik-Band „42 Ansichten zu Warten auf den Fluss“.
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