Philharmoniker

Duisburger Philharmoniker: Neutöner bestechend musiziert

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Viel Beifall gab es für den Pianisten Denys Proshayev und die Duisburger Philharmoniker unter Peter Hirsch.

Viel Beifall gab es für den Pianisten Denys Proshayev und die Duisburger Philharmoniker unter Peter Hirsch.

Foto: Giovanni Pinna

Duisburg.  Die Duisburger Philharmoniker spielen unter der Leitung von Peter Hirsch pointiert und farbbewusst. Denys Proshayev deutet Bartók

In den ambitionierten Konzertprogrammen der Duisburger Philharmoniker hat die Musik des 20. Jahrhunderts ihren festen Platz. Zum Gedenken an den 100. Geburtstag von Bernd Alois Zimmermann galt das 2. Philharmonische Konzert der Saison unter dem Motto „Narren und Tyrannen“ in der Mercatorhalle gar das ganze Interesse den Neutönern, die bei dem ausgewiesenen Experten Peter Hirsch am Pult in besten Händen waren.

Strauss in Schönschrift

„Till Eulenspiegels lustige Streiche“ nahm da noch den Rang des Publikumslieblings ein, stammt aber immerhin aus der Sturm-und-Drang-Phase von Richard Strauss. Die Philharmoniker nahmen den Geniestreich von 1895 in orchestraler Schönschrift: äußerst durchsichtig in Bläsersatz (exquisites Hornsolo!), Mittelstimmen und dem polyphonen Geflecht der beiden Themen.

So wirkungsvoll der Dirigent die Kontraste zwischen Nase drehendem Witz und der grotesken Gerichtsszene herausschälte, ging er auch die brutalen Klanggegensätze in Zimmermanns „Sinfonie in einem Satz“ an. Da bestachen die spannungsgeladen und farbbewusst aufspielenden Duisburger einerseits durch filigrane Streichergespinste und mystisch-elysische Momente, um andererseits mit tumultuösen, dissonanten Eruptionen und grellem Militärmarsch aufzurütteln. Der Weltkrieg hatte seine Spuren hinterlassen.

Kräftiger Applaus

Auch bei Béla Bartók, der sein 3. Klavierkonzert im US-Exil schrieb. Der Ungar rang es sich, leukämiekrank in seiner New Yorker Wohnung in der 57. Straße, in einem letzten großen Schaffensakt ab. Ein verklärter, der Tradition zugewandter Schwanengesang, ganz ohne die für den Ungarn typische Härte der rhythmischen Urkraft. In moderaten Tempi verzichtete Solist Denys Proshayev freilich auf den pianistischen Weichspüler und setzte auf eine expressive, aber rational kontrollierte Wiedergabe: modulationsreich im Anschlag, klar perlend in Figurenwerk und virtuosem Schlusssatz, berührend in der Schlichtheit des Adagio religioso. Daran schloss quasi nahtlos die großzügige, tief ausgelotete Zugabe aus Bachs Wohltemperiertem Klavier an – wie losgelöst von Raum und Zeit.

Zimmermanns „Musique pour les soupers du Roi Ubu“ schließlich war absurdes Theater in Musik. Die sozialkritischen Texteinschübe eines an Autor Alfred Jarry erinnernden, aufs Podium radelnden Conférenciers, eine Art Publikumsbeschimpfung, hatte man gestrichen. Doch auch Zimmermanns groteske Zitatenlust – mal subtil, mal plakativ – und die Collagen im neoklassizistischen Gewand à la Strawinsky, bis zur lärmenden Kakophonie verbogen, verfehlten ihre köstliche Wirkung nicht und gelangen den Philharmonikern pointiert und kristallin geschärft. Das Schönste: Niemand verließ türknallend den Saal, stattdessen kräftiger Applaus.

>>>> Einsatz für die prächtige Eule-Orgel

Beim Philharmonischen Konzert am 7. und 8. November kommt auch die prächtige Eule-Orgel zum Einsatz – beim Konzert für Orgel, Streicher und Pauke von Francis Poulenc; Solist ist Gunther Rost.

Hauptwerk des Abends unter der Leitung von Axel Kober ist Beethovens 8. Sinfonie.

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