Kultur

Duisburg vergibt Musikpreis an Cellisten Nicolas Altstaedt

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Nicolas Alstaedt bedankte sich mit einer Interpretation der 1. Suite für Violoncello solo von Johann Sebastian Bach.

Nicolas Alstaedt bedankte sich mit einer Interpretation der 1. Suite für Violoncello solo von Johann Sebastian Bach.

Foto: Fabian Strauch

Duisburg.   Der Musikpreis der Stadt Duisburg geht an den Cellisten Nicolas Altstaedt. Der Musiker war auch „Artist in Residence“ der Philharmoniker.

Als besonders gelungene Synthese aus „Kreativität und Virtuosität“ würdigte Oberbürgermeister Sören Link die Leistungen des deutsch-französischen Cellisten Nicolas Altstaedt anlässlich der Verleihung des 29. „Musikpreises der Stadt Duisburg in Verbindung mit der Köhler-Osbahr-Stiftung“ am Sonntag. Link deutete damit bereits die Vielseitigkeit des Musikers an, die der Cellist bereits vor zwei Jahren als „Artist in Residence“ der Duisburger Philharmoniker unter Beweis stellte.

Der Preisträger, der die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung aus den Händen des Oberbürgermeisters entgegennahm, bedankte sich mit einer Interpretation der 1. Suite für Violoncello solo von Johann Sebastian Bach, die zeigte, dass er sich nicht nur als Solist, Dirigent und Festival-Manager als vielfältig engagierter Künstler präsentiert, sondern auch als Interpret, der eigenwillige Wege beschreitet. Allein mit seinem Instrument auf der großen Bühne des Duisburger Theater stimmte er ungewohnt leise Töne an, nahm an den Höhepunkten des an sich glanzvollen Préludes die Dynamik zurück, wo andere auf strahlende Leuchtkraft setzen. Zu hören war ein Spiel von kammermusikalischer Intimität, sehr grazil, fernab von romantischem Gefühls-Überdruck, angetrieben durch forsche, in der Courante und der Gigue leicht überdrehte Tempi, die die introvertierte Intensität des Vortrags freilich nicht schmälerten.

Künstlergespräch mit Holger Noltze

Im anschließenden „Künstlergespräch“ mit dem Musikjournalisten Holger Noltze erläuterte Altstaedt anschaulich sein Verständnis von der Musik und speziell der Bach-Suiten: „Das ist Musik, die ich am liebsten zu Hause im Wohnzimmer spiele. Musik, die die große Bühne nicht braucht und mich persönlich mehr in die Rolle eines Zuhörers drängt als in die eines Interpreten.“ Das „Zuhören“ bezeichnete Altstaedt als wichtigste Voraussetzung für ein tieferes Musikverständnis. Was natürlich auch für das Publikum gilt: „Ich spiele gern ein Stück von John Cage zu Beginn meiner Konzertabende, bei dem man nicht weiß, ob es sich um Geräusche, Musik oder nichts von beiden handelt. Das verschafft Höreindrücke, mit denen man anschließend Brahms und Mozart mit anderen Ohren wahrnimmt.“ In diesem Kontext hält er gerade die Erziehung zum „Zuhören“ für besonders wichtig in Elternhaus und Schule.

Dass Altstaedt die 1. statt der ursprünglich vorgesehenen 6. Bach-Suite vortrug, hatte mit Problemen zu tun, die bereits vor zwei Jahren eine Gesamtaufführung des Zyklus’ in Duisburg vereitelte. Die 6. Suite sieht ein fünfsaitiges Violoncello vor und für eine gerissene E-Saite hatte er damals keinen Ersatz. Und derzeit wartet er auf ein eigenes fünfsaitiges Instrument, mit dem er im Rahmen eines Benefizkonzerts in Duisburg alle sechs Suiten komplett nachliefern will.

Benefizkonzert geplant

Auf die Frage von Holger Noltze, ob sich denn die Klassikszene als „Wohlfühlblase“ nicht zu sehr der Realität entzieht, antwortete Altstaedt unprätentiös, dass Musik die besten Voraussetzungen mitbringe, Grenzen aller Art abzubauen anstatt Mauern zu errichten.

Musikalisch umrahmt wurde die Feststunde von fünf Mitgliedern der Duisburger Philharmoniker mit dem Oboisten Mhikhail Zhuravlev an der Spitze, die mit einem Satz aus Mozarts Oboenquartett und der identisch besetzten „Phantasy“ von Benjamin Britten für klassische und gemäßigt moderne Töne auf hohem Ton sorgten.

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