Weltkrebstag

Berater sehen Engpässe in „Alltagshilfen“ für Krebspatienten

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Das Team der Krebsberatung Duisburg: Dr. Manfred Prumbaum, Stephan Fromm, Heike Keßler, Ingrid Honnacker, Dr. Margret Schrader (v.l.).

Das Team der Krebsberatung Duisburg: Dr. Manfred Prumbaum, Stephan Fromm, Heike Keßler, Ingrid Honnacker, Dr. Margret Schrader (v.l.).

Foto: Jörg Schimmel

Duisburg.   Zum Weltkrebstag am 4. Februar machen Fachleute aufmerksam. Es fehle an Therapieplätzen und Angeboten im Alltag für Betroffene.

Krebs – diese Diagnose ist für Betroffene ein massiver Einschnitt im Leben. Angst, Ungewissheit und Hoffnung wechseln sich ab, zahlreiche Fragen kommen auf. Stephan Fromm und sein Team aus Ehrenamtlichen vom „Verein zur Förderung der Krebsberatung in Duisburg und Umgebung“ stehen Betroffenen zur Seite, um sie mit ihren Sorgen nicht alleine zu lassen. Kurz vor dem Weltkrebstag am kommenden Sonntag, 4. Februar, macht der Verein auf Engpässe im Hilfeangebot aufmerksam.

In Deutschland und in Duisburg erkranken immer mehr Menschen an einer bösartigen Zellveränderung. Die aktuellsten Zahlen des NRW-weiten Landeskrebsregisters stammen aus dem Jahr 2014: Laut diesem bekamen in Duisburg 1960 Frauen und 2275 Männer die Diagnose Krebs gestellt. Am häufigsten tritt bei Frauen Brust- und bei Männern Darmkrebs auf.

Beratungen sind ausgelastet

In der Duisburger Krebsberatung kümmern sich seit 2009 neun Fachleute um die Beratung zu verschiedenen Themen, etwa um psychoonkologische, sozialrechtliche oder medizinische Belange. Der Bedarf ist so hoch, dass die Fachleute nur einen kleinen Teil abdecken können. Wer akut Hilfe in Beratung sucht, muss je nach Thema vertröstet werden.„Unsere Termine für die sozialrechtliche Beratung sind bis April ausgebucht“, berichtet Ingrid Honnacker aus der Geschäftsstelle des Vereins, der sich komplett über Spenden finanziert. Betroffen seien vor allem 40- bis 60-Jährige. „Bei vielen geht es um den Verlust des Einkommens durch den langen Ausfall im Beruf – da hängen oft Familien dran“, weiß Honnacker.

„Unsere Stärke ist gleichzeitig unser Manko“, sagt der erste Vorsitzende Stephan Fromm, der damit die Ehrenamtlichen meint. Sozialarbeiter, Psychoonkologen oder Mediziner engagieren sich in ihrer Freizeit im Verein. „Daher können wir nur zwei Stunden in der Woche eine 30-minütige Beratung für Betroffene anbieten“, sagt Fromm. Viele haben jedoch Gesprächsbedarf darüber hinaus.

Berater können keine Folgeangebote machen

Was ihn belaste: „Folgeangebote können wir den Menschen kaum machen, weil es zu wenige Therapieplätze gibt.“ Wartezeiten von mehreren Monaten seien die Regel. So müssten Gespräche, in denen es um sensible Themen geht, in kurzer Zeit abgehandelt werden. Etwa bei Frauen, die Brustkrebs haben: „Häufig bekommen die Betroffenen eine Brust amputiert – das hat Auswirkungen auf das Selbstbild, auf Partnerschaft und Sexualität.“ Solche Themen müssten mit einem Psychologen aufgearbeitet werden. Doch: „Auch die niedergelassenen Psychotherapeuten sind ausgelastet und nicht immer auf Krebspatienten spezialisiert.“

Zwar gebe es psychoonkologische Betreuungsangebote in den Krankenhäusern, diese werden jedoch nur während der stationären Behandlung angeboten. „Sind die Patienten danach wieder zuhause, fallen sie in ein tiefes Loch.“ Bei diesen „Hilfen im Alltag“ gebe es eine Versorgungslücke und zu wenig Beratungsangebote in Duisburg und Umgebung.

Stephan Fromm träumt daher von finanzieller Unterstützung durch öffentliche Mittel. „Dann hätten wir eine Perspektive und könnten zumindest eine zusätzliche halbe Stelle finanzieren.“

>> Beratung und Selbsthilfe

- Jeden Dienstag stehen die Experten der Krebsberatung von 15 bis 16.30 Uhr für persönliche Beratungen im Kleinen Prinzen bereit. Eine Anmeldung ist erforderlich: 0152/26 25 12 32 (9 - 13 Uhr), mehr Infos: www.krebsberatung-in-duisburg.de

- Gegenseitige Unterstützung können Betroffene auch in einer der 13 Selbsthilfegruppen finden, die es zu Krebserkrankungen gibt: http://selbsthilfe-du.de.

Mediziner gibt Tipps zur Vorbeugung: Vor allem Bewegung senkt das Risiko 

Die Diagnose Krebs muss mittlerweile nicht mehr einem Todesurteil gleichkommen. Moderne Therapien machen eine Heilung oder ein Leben mit der Erkrankung in vielen Fällen möglich. Voraussetzung ist, dass bösartige Zellen möglichst früh erkannt werden, wissen Mediziner wie Prof. Dr. Stephan Petrasch, Facharzt für Onkologie an den Sana Kliniken. Er rät, sich regelmäßig dem Check-up zu unterziehen.

Der weltweite Aktionstag, veranstaltet von der Weltgesundheitsorganisation, steht in diesem Jahr unter dem Motto „Wir können. Ich kann“. Soll heißen: Durch einen gesunden Lebenswandel kann jeder dazu beitragen, vielen Krebsarten vorzubeugen. Doch nur etwa die Hälfte der Patienten nutzten die Vorsorge-Angebote, die die Krankenkassen anbieten. Gerade Männer seien „Vorsorge-Muffel“, weiß Petrasch. „Bei Dickdarmkarzinomen lässt sich erkennen, wie wichtig Vorsorge ist“, sagt er. „Ab dem 56. Lebensjahr übernehmen die Krankenkassen die Leistungen für die Darmspiegelung.“ Bei dieser ließe sich Darmkrebs früh erkennen und auch verhindern.

Für die Vorbeugung empfiehlt der Onkologe ausreichend Bewegung. „Sport trägt eine Menge dazu bei, bösartige Erkrankungen zu verhindern.“ Wer sich dreimal die Woche eine halbe Stunde bewegt, tue sich und seinem Körper Gutes. Darauf gebe es zwar keine Garantie, senke aber das Risiko einer Krebserkrankung. Das gelte auch für die Ernährung. „Man darf alles essen, aber von allem wenig.“

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