Düsseldorf. Bahnchef Rüdiger Grube kommt am Freitag erstmals zu einem Ortstermin. Das Umfeld des Hauptbahnhofs entwickelt sich rasant, nun soll der Platz davor folgen.
Düsseldorf könnte bald einen neu gestalteten Bahnhofsvorplatz bekommen – wenn sich die wichtigsten Beteiligten endlich näherkommen. Die Signale sind so positiv wie lange nicht mehr: Bahnchef Rüdiger Grube kommt am Freitag erstmals zu einem Ortstermin zum Düsseldorfer Hauptbahnhof und wird mit Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) über das Projekt reden. Es heißt, die beiden wollen einen Neustart in den Gesprächen versuchen – und den jahrelangen Stillstand in den Verhandlungen beenden.
Mehr als 250 000 Fahrgäste nutzen den Hauptbahnhof pro Tag, er ist damit der meistgenutzte Eingang in die Stadt. Dass der Vorplatz keine gute Visitenkarte ist, darüber besteht in der Politik schon lange Einigkeit. Der Verkehrsknotenpunkt gilt als unübersichtlich, beklagt wird auch ein Mangel an Aufenthaltsqualität. Bereits 2005 gab es einen Planungswettbewerb, dessen Ergebnisse aber nie umgesetzt wurden. Die Verhandlungen mit der Bahn verliefen seitdem zäh, zudem genoss das Projekt angesichts anderer Bauprojekte wie Kö-Bogen und Wehrhahn-Linie offenbar lange geringe Priorität.
Dialog mit der Bahn aufnehmen
Inzwischen ist das anders. Denn das Umfeld des Bahnhofs verändert sich rasant. Das erhöht auch den Druck, dass sich das Vorplatz weiterentwickelt. An der Erkrather Straße sowie an der Harkortstraße entstehen große Bauprojekte, zudem soll die Bibliothek gemeinsam mit diversen anderen Institutionen in das ehemalige Postgebäude am Adenauer-Platz einziehen. „Das Bahnhofsviertel ist eines der Viertel, die sich in den nächsten Jahren am stärksten entwickeln werden“, sagt Oberbürgermeister Thomas Geisel.
Der hatte im Wahlkampf versprochen, den Dialog mit der Bahn wieder aufzunehmen, mit der die Stadt auch über den Rhein-Ruhr-Express (RRX) und den Regionalhalt in Bilk in Gesprächen ist. Auch die Ampel-Kooperation aus SPD, Grünen und FDP hat die Neugestaltung in ihre Kooperationsvereinbarung aufgenommen. Nach ersten Gesprächen, unter anderem mit Bahn-Vorstand Ronald Pofalla, steht nun das Spitzentreffen an. Bahnchef Grube hatte es vor einigen Wochen bei der Netzwerk-Veranstaltung In-Treff in Aussicht gestellt.
Die beiden Seiten müssen allerdings noch gewichtige Fragen klären. Dabei geht es insbesondere ums Geld. Nicht nur, dass geklärt werden muss, wer die Kosten für die Umgestaltung trägt. Die Stadt sieht es als Voraussetzung, dass die Imbiss-Buden vor dem Eingang verschwinden. Die aber bringen der Bahn Einnahmen in Höhe von rund 400 000 Euro pro Jahr.
Besucher-Parkplatz am Bahnhof ohne Zukunft?
Zudem stellt sich die Frage, ob der ebenfalls Geld bringende Besucher-Parkplatz an der Vorderseite der Station eine Zukunft hat. Denn an dieser Seite in Richtung Harkortstraße investiert die GBI AG auf dem ehemaligen Gelände der Autoverladestation rund 100 Millionen Euro in vier Neubauten. Der Hochbau soll 2018 beginnen. Geplant ist eine Mischung aus Apartments, Hotels und Gastronomie. Das Projekt auf 17 000 Quadratmeter soll auch die Aufenthaltsqualität in der sozial schwierigen Gegend steigern und Mintropplatz und Harkortstraße in Richtung Bahnhofsvorplatz öffnen. Um den Bereich zu beleben, soll Gastronomie einziehen. Ein Teil des Konzepts ist es aber, dass der Autoverkehr eingeschränkt wird.
Auch der Investor GBI hofft auf einen schnellen Fortgang der Gespräche. „Wegen des herausragenden Standorts ist die Planung der vier Immobilien an der ehemaligen Autoverladestation letztlich ein Stadtentwicklungsprojekt“, sagt Clemens Jung, Mitglied der Geschäftsleitung. „Die Projektentwicklungen bringen deshalb nur dann den gewünschten Effekt, wenn auch der Bereich vor dem Bahnhof neu gestaltet wird.“
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