Dortmund. Gegen Eventim und Co.: Das Dortmunder Start-Up "stagedates" sagt der Ticket-Branche den Kampf an. Die Konkurrenz ist schon hellhörig geworden.
“Wir erleben immer wieder, wie intransparent, monopolistisch und unfair die Ticketbranche größtenteils ist", sagt Patrick Müller. Mit seinem Dortmunder Start-Up "stagedates" wollen er und seine Kollegen eine faire Alternative zu Eventim, AdTicket, Reservix und Co. schaffen. Die großen Player der Branche geraten wegen undurchsichtiger Gebühren und Abhängigkeiten immer wieder in die Kritik.
Den neuen Online-Tickethandel mit Sitz am Dortmunder Phoenix-See hat Müller gemeinsam mit Björn Grundmann aufgebaut. Auch zwei bekannte Namen aus der Dortmunder Veranstaltungsszene sind dabei: FZW-Geschäftsführer Till Hoppe und Volker May. Ebenfalls Gesellschafter ist Jake Beaumont-Nesbitt, ein international bekannter Artist-Manager aus London. Uns hat Patrick Müller erklärt, was stagedates anders machen will.
Tickets kann man doch bei Eventim, AdTicket, Reservix, Ticketmaster und Co. kaufen. Kein Problem... oder?
Klar, aber "Fairness und Transparenz fehlen bisher", sagt Müller. Bis zu zehn unterschiedliche Gebühren verteuern den Ticketkauf und machen den Preis undurchsichtig. Systemgebühr, Portogebühr, Bearbeitungsgebühr, Transaktionsgebühr... „Der Kunde sieht oft nur die Endgebühr und nicht, woraus sie sich zusammensetzt“, bemängelt Müller. „So stecken die großen Player Unsummen an Geld ein.“
Aber Müller sieht noch ein weiteres Problem für Endkunden: Die Anbieter fokussieren ihre Dienstleistungen auf die Veranstalter – die Kunden geraten aus dem Blick. "Um den Endkunden geht es scheinbar gar nicht mehr." Außerdem sei es den großen Ticketing-Playern bisher nicht gelungen, den überteuerten Weiterverkauf von Tickets auszuschalten, so Müller. Auch das werde bei stagedates anders.
Wie will "stagedates" das Ticketing fairer und transparenter machen?
Das Start-Up vom Phoenix-See will alles anders machen – angefangen mit der Transparenz. Die Gebührenstruktur sei maximal einfach und nachvollziehbar, erklärt Müller: Es gibt nur eine Vorverkaufsgebühr (2,5%) und eine Transaktionsgebühr (3%). "Ein Kartenpreis von 30 Euro und ein Karten-Endpreis von 31,65 Euro ist eine deutliche Ansage an die Mitbewerber", so Müller. Weitere Gebühren gebe es nicht. Zudem falle kein Porto an – die Tickets seien ausschließlich Print-at-home.
Auch Wucherpreise beim Weiterverkauf der Online-Tickets sollen bei Stagedates nicht möglich. Wer seine Karte über die stagedates-App weiterverkauft, bekommt dafür keinen höheren Preis als den Ursprungspreis. "Die QR-Codes werden sofort aktualisiert", erklärt Müller. Zudem arbeite das System Weiterverkäufe und Warteliste streng nach Reihenfolge ab – ohne direkten Kontakt zwischen Verkäuferin und Käufer. "Den Code screenshoten und privat über PayPal verkaufen geht dann nicht mehr", so Müller.
Welchen praktischen Mehrwert bringt "stagedates"?
Kartenkäufer sparen Zeit und Geld: Die Tickets seien kostengünstiger und eine lange Registrierung gebe es nicht, verspricht Müller. "Und wir wollen den Community-Gedanken weiter ausbauen", sagt er. Dazu wolle stagedates alle Infos in einer App vereinen. Anreise-Stau, Parkplätze, Änderungen beim Line-Up, Infos zu Einlass oder Wetter... – das alles kann der Veranstalter weiterleiten. Auch die Artists können sich direkt an die Fans wenden und die App als Community-Plattform nutzen. Und wer unbedingt will, kann sich nach dem Event ein Papiertickets als Erinnerung nach Hause schicken lassen. Auch eine freiwillige Spende an die "Green Music Initiative" ist über stagedates möglich.
Der Veranstalter profitiere von einem (datenschutzkonformen!) Datenpaket über die Kundschaft, um künftige Events besser planen zu können. Außerdem will stagedates das Einstellen von Events per Smartphone vereinfachen. Davon profitieren vor allem kleine Anbieter. Aber bei der Planung von stagedates habe das Team auch die Bedürfnisse aller anderen Beteiligten bedacht, erklärt Müller – bis hin zur Security. Wann wird es an welchem Eingang am vollsten? Wie viel Personal wird wo benötigt?
"Wir wollen mit zwei Dingen punkten: bester Service und beste Technik! Bei den großen Anbietern hat sich seit 40 Jahren nichts verändert", meint Patrick Müller. "Da ist alles geldgetrieben – nicht für das beste Produkt, sondern für den Geldbeutel."
Wie haben Konkurrenz und Veranstaltungsbranche auf den stagedates-Launch reagiert?
"Wir spüren deutlich, dass uns die Konkurrenz nicht nur wahr-, sondern auch ernstnimmt", erklärt der Start-Up-Chef. Andere Ticketing-Plattformen hätten schon während der Werbephase Kunden angeschrieben und ihnen individuelle Beratungsgespräche angeboten, weiß Müller. Den Inhalt der Gespräche kann man sich denken: Wir sind attraktiver für euch! Das Dortmunder Start-Up wird also schon jetzt von den großen Playern als Konkurrenz gesehen.
Die Reaktionen von Veranstaltern und Künstlern auf die stagedates-App sei "überwältigend" gewesen, so Müller. Daher sei er "davon überzeugt, dass sich das bessere Produkt mit der besseren Technik bei Veranstaltern, Venues und Kartenkäufern durchsetzen wird."
Wie geht's weiter? Momentan ist das Angebot ja noch begrenzt.
Ziel seien eine Millionen Tickets in 2024 – „und das ist auch sehr, sehr realistisch“, ist sich Müller sicher. Eher werden es mehr. Ausgetestet sei die Technik schon. Alles läuft stabil. Aktuell ist die Zahl der Veranstaltungen noch begrenzt. Aber stagedates sei mit vielen kleinen und großen Veranstaltern im Gespräch, erklärt Müller. Das Interesse sei enorm. Das Angebot an Tickets und Terminen wachse bald also "signifikant", ist der Start-Up-Chef überzeugt.
Aber das komplette stagedates-Team wisse: Leicht wird das nicht. "Getrieben von Motivation und Leidenschaft ist uns zwar bewusst, dass wir einen langen und steinigen Weg vor uns haben“, meint Müller. "Aber der Drang nach einem Ticketing voller Emotionen, Spaß, Erlebnis, Fairness und Transparenz überwiegt." Der Erfolg komme sicher nicht von heute auf morgen. "Das braucht Zeit. Aber wir bleiben dran und freuen uns auf das, was kommt."
Was verbindet euch persönlich mit Ticketing? Wie kam es zu "stagedates"? Welche Expertise bringt ihr mit?
Entstanden sei die stagedates-Idee aus der Not heraus, erinnert sich Patrick Müller. "Nach Corona haben wir 2021 eine faire Plattform für unsere eigenen Veranstaltungen gesucht. Aber wir haben keine gefunden!" Der FZW-Geschäftsführung sei es genauso gegangen. So entstand das Dortmunder Dream-Team aus Björn Grundmann, Patrick Müller, Till Hoppe und Volker May. Über Letzteren kam Artist-Manager Jake Beaumont-Nesbitt ins Boot.
Das fünfköpfige Gründungs-Team bringt also massig Erfahrung mit – nicht nur mit der Technik, sondern vor allem mit Veranstaltungen. "Dadurch, dass die Gründer als Veranstalter selbst miterlebt haben, wie intransparent, monopolistisch und unfair die Ticketbranche größtenteils ist, überwog der Drang, das zu durchbrechen und mit Fairness, Transparenz, Technologie und Innovation zu überzeugen", so Müller.
- Stagedates ist inzwischen mit einer brandneuen App-Version am Start. Weitere Funktionen (und natürlich Veranstaltungen) kommen nach und nach dazu.
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