Dortmund. Die Nachfrage nach Wohnraum in Dortmund wird immer größer. Das führt dazu, dassimmer weniger Menschen in Dortmund umziehen.
Gut 30 neue Wohnungen in einer Energie-Plus-Siedlung in Schüren: fast 200 Mietanfragen. 29 Eigenheim-Grundstücke in Lücklemberg: 600 potenzielle Interessenten. Soviel in Dortmund derzeit auch gebaut wird, die riesige Nachfrage nach Wohnraum ist weiterhin ungebrochen.
"Wenn wir im Kreuzviertel eine Drei- bis dreieinhalb-Zimmer-Wohnung anbieten, bekommen wir 300 bis 400 Anfragen. Und in anderen Quartieren ist es ähnlich. Die Wohnungsnachfrage ist enorm", stellt Nicole Brückner, Sprecherin des Spar- und Bauvereins mit.
Gegen den Wohnungsmangel an zu bauen, gelingt noch immer kaum. Das Ziel der Stadt Dortmund, dass 2000 Wohnungen im Jahr neu errichtet werden, wird trotz vieler sichtbarer Bautätigkeiten in diesem Jahr noch nicht erreicht werden. "Die Zahl der Baufertigstellungen der letzten beiden Jahre zeigt aber eine Steigerung von 938 in 2015 auf 1016 in 2016", so Stadtsprecherin Heike Thelen.
Interessenten stehen Schlange
Der Spar- und Bauverein stellt zum Beispiel bis zum Jahresende 31 Wohnungen in der Energie-plus-Siedlung Bergparte/Gevelsbergstraße fertig. Die Interessenten dafür stehen Schlange. Über Kennenlerntermine soll sich der Mieterkreis finden. "Ein Losverfahren wird es nicht geben", so Nicole Brückner. Die Siedlung wird ein spezielles Wohnbauprojekt. Sie entsteht im Rahmen der Kampagne "100 Energie-plus-Häuser für Dortmund". In der Siedlung wird mehr Energie produziert als verbraucht.
"Wir haben nach wie vor deutlich mehr Anfragen als Wohnungen", sagt auch Regine Stoerring, Sprecherin der Wohnungsgesellschaft Dogewo 21. "Seit zwei Jahren ist die Lage auf dem Wohnungsmarkt deutlich angespannter als vorher. Unser Leerstand liegt heute auf historisch niedrigem Niveau", ergänzt sie. Von ihren 16.353 Wohnungen kann die Dogewo derzeit nur 104 (0,6 Prozent) nicht vermieten.
Aktuell plant die Dogewo am Phoenix-See ein zweigeschossiges Gebäude mit gut 40 öffentlich geförderten, barrierefreien Wohnungen. Nachdem unsere Redaktion am 9. Juni über dieses Bauvorhaben berichtete, klingelte bei dem Unternehmen an der Landgrafenstraße 77 verstärkt das Telefon. "Es gab sofort Nachfragen. Aber bis wir dort fertig werden, dauert es noch. Wir führen da jetzt noch keine Interessentenlisten", so Regine Stoerring.
Bezahlbarer Wohnraum
Gerade der geförderte, soziale Wohnungsbau, wie ihn die Dogewo am Phoenix-See realisiert, ist Dr. Tobias Scholz vom Mieterverein wichtig. "Das städtische Engagement, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, ist da, aber wir würden uns ein noch größeres Engagement wünschen", sagt Scholz. Kritisch beobachtet er den Modernisierungs-Elan der Wohnungsgesellschaften. "Der ist getrieben davon, dass es in der jetzigen Niedrigzinsphase günstiges Geld gibt, man so den Bestand gut sanieren und gleichzeitig sicher sein kann, dass es auch nach einer Mieterhöhung genug Mieter geben wird", erläutert Scholz. So gehe preiswerter Wohnraum verloren. "Wir bekommen mit, dass auch wirklich schlechte Wohnungen verstärkt angemietet werden."
Die Enge auf dem Wohnungsmarkt spiegelt sich auch darin, dass weniger Mieter umziehen. "Wir können beobachten, dass die Fluktuationsrate in diesem Jahr erneut sinken wird. Wir rechnen mit einer Rate von 8,1 Prozent, im Vorjahr lag diese bei 8,3 Prozent", sagt Regine Stoerring von der Dogewo. Wer also eine bezahlbare Wohnung hat, hält diese heute fest, weil die Mieten anderswo eher teurer sind.
Zahlen zu den Baufertigstellungen im ersten Halbjahr 2017 liegen bei der Stadt Dortmund noch nicht vor. Der neue Wohnungsmarktbericht wird erarbeitet und Anfang September vorgestellt. Unter 2000 Euro liegt in Dortmund der Quadratmeterpreis für eine Eigentumswohnung in guter Lage. Das geht aus einer Studie der Stiftung Warentest im Magazin "Finanztest" hervor. Das teuerste Pflaster für Immobilienkäufer in Westfalen ist Münster. Dort werden vergleichsweise über 2800 Euro für einen Quadratmeter bezahlt. Und ein weiterer Preisanstieg wird prognostiziert.
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