Tödlicher Einsatz

Schüsse in Dortmund: Bis zum Prozess dauert es noch Monate

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Der Tatort in der Missundestraße im August 2022 in Dortmund. Ein junger Mann wurde durch Polizeikugeln tödlich getroffen. Bis der Prozess beginnt, kann es noch dauern. (Archivbild)

Der Tatort in der Missundestraße im August 2022 in Dortmund. Ein junger Mann wurde durch Polizeikugeln tödlich getroffen. Bis der Prozess beginnt, kann es noch dauern. (Archivbild)

Foto: Ralf Rottmann Funke Foto Services / FUNKE Foto Services

Dortmund.  Fünf Polizisten sind wegen tödlicher Schüsse auf einen 16-Jährigen in Dortmund angeklagt. Bis der Prozess beginnt, wird es noch dauern.

Im Fall des in Dortmund von einem Polizisten erschossenen 16-Jährigen dauert es wohl noch eine Weile, bis darüber vor Gericht verhandelt wird. „Wir reden eher von Monaten als von Wochen“, realistisch sei ein Beginn in der zweiten Jahreshälfte, sagte die Sprecherin des Dortmunder Landgerichts, Nesrin Öcal. Grund ist demnach ein recht voller Terminplan der Schwurgerichtskammer, die sich mit dem Fall befassen würde, sollte die Anklage zur Hauptverhandlung zugelassen werden.

Die Kammer verhandelt laut Öcal in nächster Zeit über viele Haftsachen - also über Fälle, in denen Angeklagte in Untersuchungshaft sitzen. Diese würden vorrangig behandelt. Von den fünf Beamten, die im Zusammenhang mit dem für den Jugendlichen tödlichen Einsatz angeklagt wurden, ist aber keiner in U-Haft.

Jugendlicher in Dortmund erschossen – Anklage gegen Polizisten

Die Staatsanwaltschaft hatte Mitte Februar Anklage erhoben. Dem Schützen wird Totschlag vorgeworfen. Drei Polizisten wurden wegen gefährlicher Körperverletzung, der Dienstgruppenleiter wegen Anstiftung zur gefährlichen Körperverletzung angeklagt. Landgerichtssprecherin Öcal sagte, die Entscheidung, ob die Anklage zur Hauptverhandlung zugelassen werde und es zu einem Prozess komme, sei noch nicht getroffen.

Der jugendliche Flüchtling aus dem Senegal soll am 8. August gedroht haben, sich mit einem Messer umzubringen. Polizisten setzten Taser und Pfefferspray ein, schließlich erschoss ein Polizist den 16-Jährigen mit einer Maschinenpistole. Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft war bereits der Einsatz von Taser und Pfefferspray unverhältnismäßig.

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Anwalt: Rassismusvorwurf zu tödlichem Einsatz „absurd“

Rechtsanwalt Michael Emde, der den Dienstgruppenleiter vertritt, betonte: „Die Polizisten wollten ihn in erster Linie vom Selbstmord abhalten.“ Der Einsatzleiter entschied demnach, Polizisten in Zivil hinzuzuziehen, um eine möglicherweise traumatisierte Person nicht weiter zu beunruhigen. Die Situation am Einsatzort sei - wie von der Staatsanwaltschaft angegeben - zwar zunächst statisch gewesen. „Aber innerhalb von Bruchteilen von Sekunden kann daraus eine dynamische Situation werden“, sagte er. (dpa)

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