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Dortmunder "Pokemon GO"-Safari von Störungen begleitet

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Die Pokemon-Go-Fans sammeln sich im Westfalenpark. Das schöne Wetter ist auch eine perfekte Voraussetzung für das Event.

Die Pokemon-Go-Fans sammeln sich im Westfalenpark. Das schöne Wetter ist auch eine perfekte Voraussetzung für das Event.

Foto: Schaper

Dortmund.  Fast 100.000 „Pokémon Go“-Fans hatten Wochenende Dortmund im Griff. Aber schon kurz nach dem Start sorgten technische Störungen für Tränen.

Samstag um halb Sieben bilden sich die ersten Schlangen an den Eingängen zum Westfalenpark. Die Spieler sind gerüstet, mit geladenen Akkus, Zweit- und Drittgeräten – und sogenannten Powerbanks, mobilen Ladestationen für die Handybatterien. In Dortmund steigt an diesem Wochenende die „Pokémon-Go-Safari“: Tausende Spieler aus ganz Europa sind in die Stadt gekommen, um mit ihren Handys, auf denen die Realität wie ein illustrierter Stadtplan abgebildet ist, nach den Figuren des Pokémon-Spiels zu jagen.

Ausgerichtet wird das Ereignis von Niantic selbst, dem Spieleentwickler aus Kalifornien. Die Hotels in der Stadt und im Umkreis sind seit Wochen ausgebucht, manche haben die Preise mal eben verdoppelt und verdreifacht. Die B54 in Richtung City ist vormittags dicht, ebenso gibt’s Staus auf der A40 Richtung Mitte.

Accounts waren teilweise sieben Stunden lang gesperrt

Weil der Park erst um neun öffnet, sind die Warteschlangen schnell einige hundert Meter lang. Dennoch: Die Stimmung ist gut, das Wetter top, alle freuen sich auf ein großes Ereignis in der Westfalenmetropole.

Circa 45 Minuten nach dem Start beginnen die Probleme. „Immer mehr Leute konnten sich nicht mehr ins Spiel einloggen“, sagt der Dortmunder Thorsten Wolff (40). „Vereinzelt gab es die Möglichkeit, sich kurzzeitig über WLAN an den Teamlounges ins Spiel einzuloggen. Aber auch das war vorbei, sobald man sich davon entfernte. Wenige Minuten später fielen immer mehr Accounts aus dem Spiel, und die Spieler konnten sich nicht mehr einloggen.“ Entsprechend groß ist der Frust. Kinder weinen dicke Tränen, Teenager ranzen ihre Eltern an. Besonders hart trifft es Spieler, die mit der Variante „Rauch“ unterwegs sind. „Deren Accounts waren teilweise sieben Stunden lang gesperrt, für die war der Tag gelaufen“, sagt Denis Schaumann (36), der die Dortmunder Spieler-Community betreut.

Besucher: „Das ist schon ein Debakel für Niantic“

Wie Vera (34) und ihre Frau Silvana Cassel (38), die mit ihren Freunden Stefan Tönnies (36) und Stefan Weis (31) aus Berlin angereist sind. 310 Euro haben die beiden Frauen für zwei Nächte im Novum-Hotel gezahlt, ohne Frühstück. Tönnies hatte sich erst später zur Reise entschlossen, musste bis Datteln ausweichen. „Das ist schon ein Debakel für Niantic“, sagt Tönnies, der sich die gute Laune aber nicht ganz vermiesen lässt und stolz eine Pappmaske von Pikachu trägt, der wohl bekanntesten Figur des Spiels. Von der Stadt aber sind die Berliner angetan: „Der Park ist superschön und sauber, die City auch – und die Leitung der Gäste ab dem Bahnhof hat gut geklappt.“

Viele Spieler weichen im Lauf des Tages auf die City aus – oder bleiben gleich dort. Die Stadt macht den Eindruck einer großen Tourimetropole: Mehrere zehntausend Menschen sind auf den Beinen, sitzen in der Sonne, naschen Eis. „Das ist das Schöne an Pokémon“, sagt der Berliner Tönnies. „Man begegnet Menschen, die man sonst wohl nie getroffen hätte. Das ist auch der Unterschied zu zockenden Gamern an ihren Rechnern.“ Auch in den Internetgruppen der Dortmunder Spieler ist von einem „sehr geilen Event“ die Rede.

Am Sonntag lief dann alles ohne Probleme

Am Sonntag ist das Problem offenbar gelöst. „Heute läuft alles super“, sagt Anne Beuttenmüller, die Europa-Marketingleiterin von Niantic. „Wir sind mit der Safari sehr zufrieden, auch die Stimmung in den sozialen Netzwerken ist wieder gut.“ Die Polizei hält die Schätzung von knapp hunderttausend Besuchern für „realistisch“.

Und auch Denis Schaumann aus der Dortmunder Szene hat sein Erfolgserlebnis: „Ich hab‘ die Figuren Aerodactyl, Roselia, Karpador, Wablu, Larvitar, Pikachu und davon auch sechs schillernde Pokémons, sogenannte Shinys, gefangen. Die sind halt extrem selten, man findet sie mit einer Wahrscheinlichkeit von eins zu 400.“ So spricht nur ein echter Experte.