Schrebergarten

So lange muss man auf einen Kleingarten in Dortmund warten

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Der Stadtverband verzeichnet eine wachsende Nachfrage nach Kleingärten in Dortmund. Im Bild die Kleingartenanlage Glück-Auf in Dorstfeld.

Der Stadtverband verzeichnet eine wachsende Nachfrage nach Kleingärten in Dortmund. Im Bild die Kleingartenanlage Glück-Auf in Dorstfeld.

Foto: Lars Heidrich / FUNKE Foto Services

Dortmund.  Laut dem Stadtverband der Dortmunder Gartenvereine steht vor jeder dritten Gartentür ein Bewerber. Einige Warteliste sind bereits geschlossen.

119 Kleingartenvereine mit insgesamt 8.200 Gärten gibt es in Dortmund – spätestens seit Beginn der Corona-Pandemie viel zu wenige. „Eine steigende Nachfrage“, sagt Frank Gerber, „gab es auch schon vor Corona.“ Seit Pandemiebeginn aber seien die Anfragen „explodiert“. „Es ist definitiv mehr geworden“, so der Geschäftsführer des Stadtverbandes der Dortmunder Gartenvereine.

Immer mehr Dortmunderinnen und Dortmunder wünschen sich demnach einen eigenen Kleingarten. Die Chance, eine der begehrten Parzelle zu bekommen, gleicht jedoch einem Sechser im Lotto: Schon im Frühjahr vergangenen Jahres standen in Dortmund 1145 Menschen auf einer Warteliste. Damals hatte der Dortmunder Stadtverband die Kapazitäten in allen Kleingartenvereinen im Stadtgebiet abgefragt – allerdings nur von 48 Vereinen Rückmeldungen erhalten. Die Zahl der wartenden Menschen dürfte dementsprechend höher sein. „Im Schnitt“, sagt Gerber, „steht vor jeder dritten Gartentür ein Bewerber.“

Dortmunder Kleingartenvereine schließen ihre Wartelisten

Einige Kleingartenvereine hätten ihre Wartelisten bereits geschlossen. Die Zeit, bis eine Parzelle frei werde, sei irgendwann einfach zu lang, begründet Gerber. Ein Beispiel: Stünden 20 Menschen auf der Warteliste eines Kleingartenvereins, in dem im Jahr zwei Parzellen frei werden, müsste der Letzte auf der Liste bereits zehn Jahre warten – sofern er nicht das Glück hat, das vorher jemand abspringt. „Es ergibt einfach keinen Sinn, die Wartelisten unendlich weiterzuführen“, sagt Frank Gerber. Stattdessen bekämen – vor allem im Süden der Stadt – viele Dortmunderinnen und Dortmunder eine freundliche Absage.

So lasse sich das Nord-Süd-Gefälle in der Stadt auch auf die Nachfrage nach Kleingärten übertragen. „Im Süden sind die Wartezeiten deutlich länger“, sagt Gerber. Im Norden dagegen habe man eher eine Chance, eine freie Parzelle zu finden. Insgesamt lägen die Wartezeiten in Dortmund – je nach Stadtteil – zwischen einem Jahr und zehn Jahren.

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Drei neue Kleingartenanlagen in Dortmund geplant

Doch nicht nur die Pandemie lässt die Nachfrage nach Kleingärten wachsen, wie Frank Gerber sagt. Unter den Menschen, die in Dortmund nach einem Stück Grün zur Erholung suchten, seien immer häufiger junge Familien, die nachhaltig und umweltbewusst lebten und ihr eigenes Obst und Gemüse anbauen und ernten wollten.

Der Dortmunder Stadtverband habe den Bedarf der Stadt mitgeteilt, die den Mangel auch erkannt habe, so der Geschäftsführer. Man sei sich einig: Es werden mehr Flächen für Kleingärten benötigt! Im März solle nun der Bau von drei neuen Kleingartenanlagen in Dortmund mit 40 bis 50 Gärten pro Anlage beschlossen werden. Wo und wann gebaut werden soll, geben Stadt und Stadtverband der Dortmunder Gartenvereine allerdings noch nicht bekannt.

„Querbeet Dortmund“: Stadt fördert Gemeinschaftsgärten

Die Stadt Dortmund will derweil auch das gemeinschaftliche Gärtnern in der Stadt fördern, wie Planungsdezernent Ludger Wilde sagt. So eigneten sich viele Orte für einen Garten: auf der Wiese zwischen den Wohnhäusern, im Hinterhof, auf dem Garagendach. In Gemeinschaft – mit Freunden, Kindern oder Menschen aus der Nachbarschaft – mache das Gärtnern zudem noch viel mehr Spaß. Es stärke den Zusammenhalt, die Stadt werde grüner und bunter.

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Mit dem Programm „Querbeet Dortmund – ernte deine Stadt!“ hatte der Rat im vergangen Jahr dazu die Grundlagen beschlossen. Nun legt die Verwaltungsspitze dem Stadtrat die Förderrichtlinien zur Entscheidung vor:

Gefördert werden demnach Gruppen, die einen Garten gemeinschaftlich einrichten und unterhalten wollen, also informelle Gartengruppen, Vereine und gemeinnützige Organisationen sowie Schulen und Kitas. Die Gärtnerinnen und Gärtner erhalten 90 Prozent der Sachkosten für die Einrichtung des Gemeinschaftsgartens erstattet, zum Beispiel für Gartengeräte, Hochbeete, Pflanzen, torffreie Erde oder Saatgut. Damit werde das Projekt „Querbeet Hörde“ auf das gesamte Stadtgebiet ausgerollt, erklärt Wilde.

Der Rat der Stadt Dortmund stellt rund zur Verfügung. „Wir wünschen uns einen großen Zulauf“, so der Planungsdezernent. Das Amt für Stadterneuerung wird die Förderung auszahlen. Wer einen Gemeinschaftsgarten plant – ob mitten in der City oder in einem der äußeren Stadtbezirke – kann sich schon jetzt an das Amt per Telefon 0231 50 27263 oder wenden. Wer dort seine Kontaktdaten hinterlegt, wird auch zu anderen Interessierten in seinem Stadtteil vermittelt.

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