Filial-Übernahmen

Galeria-Filialen werden "aachener": Wer ist Friedrich Göbel?

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Mode-Unternehmer Friedrich Göbel will die Mietverträge einige Standorte von Karstadt und Kaufhof übernehmen. Sie sollen zu Filialen seiner neuen Kette "aachener" mit Sitz in Dortmund werden.

Mode-Unternehmer Friedrich Göbel will die Mietverträge einige Standorte von Karstadt und Kaufhof übernehmen. Sie sollen zu Filialen seiner neuen Kette "aachener" mit Sitz in Dortmund werden.

Foto: Heinrich Jung / FUNKE Foto Services

Dortmund.  Friedrich Göbel, Chef der neuen Modekette Aachener mit Sitz in Dortmund, will einige Galeria-Standorte übernehmen. Aber wer ist der Unternehmer?

Die Nachricht macht Hoffnung für viele deutsche Galeria-Standorte: Der Unternehmer Friedrich-Wilhelm Göbel will zwischen 10 und 25 Filialen von Karstadt/Kaufhof übernehmen – unter anderem in Dortmund und Essen. Andernorts ist es schon beschlossene Sache: Göbels taufrische Modekette aachener mit Sitz in Dortmund übernimmt die Standorte in Frankfurt, Cottbus, Coburg und Nürnberg.

Am Montagnachmittag (27. März) hat die Gläubigerversammlung in Essen dem von der Unternehmensführung ausgearbeiteten Insolvenzplan zugestimmt. Darin geht es unter anderem um einen Schuldenschnitt, um dem Konzern einen Neustart zu ermöglichen. Außerdem sollen 47 der 129 Filialen Warenhäuser geschlossen und tausende Stellen gestrichen werden.

Übernahmen: Karstadts und Kaufhofs sollen "aachener" werden

Unternehmer und Finanzprofi Friedrich-Wilhelm Göbel (59) hat Interesse daran bekundet, die Mietverträge von bis zu 25 Filialen zu übernehmen und sie in Läden seiner Multilabel-Modekette "aachener" umzuwandeln. Interessiert sei er auch an einigen Standorten in NRW, sagte er vor zwei Wochen im Gespäch mit unserer Redaktion. Auf seiner Liste stehen etwa Dortmund, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen und Hagen. Aber wer ist der gebürtige Remscheider eigentlich?

Das Internet gibt nicht viel her über den gelernten Banker und studierten Manager. Anfangs habe er für Banken unter anderem in New York gearbeitet, schreibt das Branchenmagazin Textilwirtschaft. Göbel sei auch Mitbegründer von immobilienscout24.de gewesen, heißt es dort.

Unternehmer Friedrich Göbel "verwaltet nicht, er hobelt"

Aber der Unternehmer ist nicht unumstritten: Das Branchen-Fachblatt beschreibt den Finanzmann als knallharten Kostendrücker mit unkonventionellen Ideen. Mieten drücken, Verwaltung verschlanken, Logistik umkrempeln – Göbel „verwaltet nicht, er hobelt“, heißt es. Nicht immer mit Erfolg: Er habe schon so einige Insolvenzen hingelegt, schreibt die Textilwirtschaft.

In anderer Sache stand Göbel im März 2023 in Hagen vor Gericht: Es läuft ein Strafverfahren wegen falscher Versicherung an Eides Statt. Laut Göbel eine „uralte Geschichte“, die nichts mit seiner unternehmerischen Tätigkeit zu tun habe. „Es ist eine Auseinandersetzung, die ich seit 2008 mit einem ehemaligen Geschäftspartner führe. Es ist extrem ärgerlich für mich und hat mich schon sehr viel Geld gekostet“, erklärt der Manager.

Friedrich-Wilhelm Göbel – Viele Firmengründungen, einige Flops

In den sozialen Medien ist Friedrich Göbel nicht aktiv. Das einzig auffindbare Profil gibt es im Business-Netzwerk LinkedIn – und dort ist der Geschäftsmann noch immer „Vorstand bei Viscardi AG“. Stand: 2018.

Der Wertpapierhändler Viscardi war aber nur eine Station des umtriebigen Geschäftsmannes. Weit über 20 Unternehmen hat er schon (mit-)begründet, und viele davon crashten. Das Firmen-Infoportal NorthData spuckt für Friedrich Göbel unter anderem diese Firmen aus:

  • 2001 bis 2018: Göbel ist Vorstand der Viscardi AG. Die Firma (Investmentbanking/Wertpapierhandel/Börsengänge) mit Sitz in München ist inzwischen zwar insolvent, hat aber unter anderem in Dortmund einiges erreicht: Viscardi brachte Chiphersteller Elmos an die Börse und setzte 2004 die Kapitalerhöhung durch, die den BVB vor der Insolvenz rettete.
  • 2012-2013: Göbel wird Geschäftsführer der Sweets Project Verkaufsgesellschaft mbH – und damit auch der Dortmunder Süßigkeitenfabrik van Netten. Das Unternehmen aus Brackel steckte schon länger in der Krise. 2013 ging es endgültig in die Insolvenz. Göbels Vorhaben, das Dortmunder Traditionsunternehmen mit einem Insolvenzplanverfahren zu sanieren, ging nicht auf. Der Schrumpfkurs seines Vorgängers sei „betriebswirtschaftlicher Humbug“, meinte er damals. Er setzte auf Expansion – und scheiterte krachend.
  • 2014 bis 2021: Friedrich Göbel wird Geschäftsführer des Hagener Modehauses Sinn – seine Ehefrau Dr. Isabella Göbel wird Eigentümerin. Nach der Pleite des vorherigen Chefs Gerhard Wöhrl hatte die Familie Göbel das Unternehmen übernommen. Mit der Scheidung des Paares ist Friedrich Göbel seinen Job wieder los. Seine Ex-Frau (Wirtschaftswissenschaftlerin und promovierte Kunsthistorikerin) steigt selbst in die Geschäftsführung ein.
  • 2015 bis 2019: Göbels Unternehmensberatung Strategic Retail Consulting GmbH mit Sitz in Kitzbühel/Österreich wird 2015 gegründet und geht 2019 in die Insolvenz.
  • Ende 2021: Friedrich Göbel gründet die TEH Textilhandel GmbH mit Sitz in einem Einfamilienhaus-Neubaugebiet in Dortmund-Berghofen. Die TEH ist Betreiberin von Göbels neuestem Projekt: Sieben Filialen seiner Modekette aachener gibt es in Deutschland schon – allesamt Übernahmen bereits bestehender Modehäuser. Die erste Filiale eröffnete 2022 in Göppingen, die neueste vor wenigen Tagen in Koblenz. Mit Aachener will Göbel auch die Karstadt-Standorte übernehmen.
  • Dazu kommen laut NorthData noch weitere Vermögens- und Vertriebsgesellschaften, an denen Göbel beteiligt war.

Als Wohnort von Friedrich-Wilhelm Göbel wird in den Firmeninfos auf NorthData mal München angegeben – mal Kitzbühel in Österreich. Dass der gebürtige Remscheider leidenschaftlicher Skifahrer ist, verriet er damals als van-Netten-Geschäftsführer im Interview. In seiner kurzen Zeit als Geschäftsführer in Dortmund bliebt er allerdings in München.

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