Dortmund. Aus Fernost kommt eine neue Geschäftsidee nach Dortmund geschwappt: Miet-Drahtesel, die man nach Gebrauch per App überall abstellen kann. In Bayern hat das schon für Ärger gesorgt.
Sie sind schwarzgelb und passen schon deshalb ins Stadtbild. 1000 neue Leihräder sollen ab Ende April in Dortmund den umweltfreundlichen Verkehr vorantreiben und das bestehende Ausleihsystem von Nextbike („metropolradruhr“) ergänzen.
Doch im Gegensatz zu den 500 stationsgebundenen, orangeweißen Rädern von Nextbike handelt es sich bei den neuen Rädern um sogenannte Freefloater. Wie die Stadtspitze am Dienstag mitteilte, funktioniert das Verleihsystem ausschließlich über eine App und ein smartes Schloss. Damit können Radfahrer mühelos das nächste Leihrad finden und es nach der Fahrt einfach im öffentlichen Raum – dort wo gesetzlich erlaubt – wieder abstellen. Auch abgerechnet wird per App.
Die Räder sind zwar leicht auszuleihen, aber mit schweren Vollgummireifen und ohne Gangschaltung eine Sparausführung, mit der das Radfahren – zumindest auf längeren Strecken – nicht immer Spaß macht.
Auch in Xian zu sehen
Die Idee der stationsfreien Räder kommt aus Asien und drängt aktuell auf den europäischen Markt. Die Dortmunder Delegation, die im vergangenen Jahr die chinesische Partnerstadt Xian besucht hat, konnte dort zahlreiche Leihradanbieter im Stadtbild beobachten. Auch die beiden Anbieter, die jetzt in Dortmund ihre stationsfreien Räder abstellen, sind Startups aus Peking und Singapur.
Sieben Anbieter sind bislang auf Dortmund zugekommen und haben ein konkretes Interesse bekundet, mit vier Anbietern hat die Verwaltung Gespräche laut Stadt geführt. Daraus gingen als erste Anbieter ofo und oBike hervor, die mit Beginn der Fahrradsaison starten und über die Ausgestaltung eine freiwillige Vereinbarung mit der Stadt treffen wollen.
Beabsichtigt ist, zunächst mit je 500 Rädern zu beginnen und Schritt für Schritt die Anzahl zu erhöhen. Am Starttag sollen je Anbieter jeweils fünf Räder an insgesamt 100 Orten aufgestellt werden. ofo beginnt zunächst im Bereich Innenstadt, Dorstfeld, Universität und im Veranstaltungsbereich Westfalenhallen, oBike in der Innenstadt (auch Innenstadt-Nord) und den östlich angrenzenden Bereichen.
Expansion in alle Stadtgebiete angestrebt
Beide Anbieter sehen ihr Geschäftsfeld aber im gesamten Stadtgebiet und wollen nach und nach alle Stadtbezirke bedienen. Da Freefloater keine festen Stationen haben, ändert sich die räumliche Verteilung und Verfügbarkeit der Räder ständig.
In München, wo oBike neben Frankfurt und Hannover seine Räder bereits abgestellt hat, gab es zumindest anfangs Ärger; denn oBike hat die bayrische Metropole gleich mit 7000 Leihrädern zugepflastert. Das führte zu vielen Beschwerden über herumliegende und ramponierte Drahtesel.
Lernendes System
Zu solchen Bedenken teilt die Stadtspitze mit, oBike und ofo wollten in Dortmund dafür sorgen, dass große Ansammlungen von Rädern an einem Punkt aufgelöst und an unterversorgte Orte gebracht werden. Die Freefloating-Systeme seien „lernende“ Systeme: Anhand der Ausleihvorgänge werde der Bedarf der Nutzer erkannt, und die Räder würden entsprechend im Raum verteilt. Man werde die Marktentwicklung beobachten und daraus weitere Schritte ableiten.
„Wir sehen im Radverkehr durchaus noch Potenzial und in stationslosen Verleihsystemen eine Chance, dieses zu nutzen“, sagt Winfried Sagolla, Bereichsleiter Mobilitätsplanung im Stadtplanungs- und Bauordnungsamt. Ob die Freefloater ein Gewinn für den Radverkehr werden, hänge von der Qualität der Anbieter ab. Dabei setze die Stadt auf die Vereinbarung, die sie nach Unterrichtung der politischen Gremien mit ofo und oBike schließen will.
Der Radverleiher Nextbike konnte in den Städten mit asiatischer Konkurrenz keine Veränderung im Verleihverhalten seiner Nutzer feststellten, sagte Unternehmenssprecherin Mareike Rauchhaus auf Anfrage, „im Gegenteil die Zahlen sind kontinuierlich gestiegen.“