Kabarett

Satire-Kolumne: On-Off-Beziehungen und königliches Amusement

| Lesedauer: 5 Minuten
Benjamin Eisenberg schreibt ab sofort einmal im Monat seine satirische Kolumne online für die WAZ Bottrop.

Benjamin Eisenberg schreibt ab sofort einmal im Monat seine satirische Kolumne online für die WAZ Bottrop.

Foto: Sebastian Mölleken

Bottrop.  Der Bottroper Kabarettist Benjamin Eisenberg gibt sich als Hochzeitsrichter der Wulffs und fällt seine humoristischen Urteile über die Ampel.

Der Bottroper Kabarettist Benjamin Eisenberg schreibt ab sofort immer zum Anfang des Monats in seiner Online-Kolumne über den Pott und die Welt. Hier sein Blick auf die Ereignisse der vergangenen Tage.

In so schwierigen Zeiten gibt es doch noch Hoffnung. Wenn jetzt sogar die Wulffs erneut verheiratet sind, kann man auch andere Beziehungen wieder kitten. Bettina hatte zuletzt mit dem Musiklehrer der Söhne ein – nun ja – Intermezzo, das die Beziehung zu Christian ein wenig aus dem Takt gebracht hat. Jetzt hören die beiden aber schon wieder den ganzen Tag „Everlasting Love“ und haben zum dritten Mal Ja gesagt.

Man fragt sich allerdings: Wer geht denn da noch zur Traufeier? Als Hochzeitsgast hätte man doch spätestens beim dritten Mal die Geschenke vom ersten wieder einkassiert. Bei der finanzproblematischen Vergangenheit dürfte man diesem Pärchen ohnehin nicht allzu viele Präsente machen, ohne ins Fettnäpfchen zu treten. Insbesondere die Hochzeitsreise sollten man sie lieber selbst bezahlen lassen.

Statt „The Crown“: „The Wulffs’ On-Off – Hangover Hanover“

Gerade viele Konservative aus der eigenen Partei dürften sich denken: Das ist nicht mehr meine CDU. So ein unmoralisches Verhalten hätte es in den 50er-Jahren nicht gegeben. Da hätte man ein Parteiausschlussverfahren bemüht. Hätte man als CDUler in den 50ern die erneute Hochzeit mit der Ex kommuniziert, hätte einen der Papst exkommuniziert.

Und so einer heißt noch mit Vornamen „Christian“, also „Anhänger Christi“. Dabei ist er wohl vom Teufel besessen. Der Untergang des Abendlandes, er wohnt in Hannover – bei all den Demütigungen, welche die Wulffin im Schafspelz veröffentlicht hatte. Das ist der Dreiklang der Boulevard-Medien: Bild, Bunte und Bettina.

Aber das ist eine äußerst negative Sicht auf die Dinge. Vielmehr muss man den beiden doch dankbar sein dafür, dass endlich einmal ein Ex-Bundespräsidentenpärchen seiner Aufgabe als Lieferant für die Klatschpresse gerecht wird. Da sind zwei, die sich pflichtbewusst als deutsches Pendant zum britischen Königshaus verstehen, um das Volk in Krisenzeiten zu unterhalten. Hier wäre eigentlich das Bundesverdienstkreuz fällig. Für ihn ganz klassisch als Anhänger, für sie als Tattoo. Dass die beiden noch keine eigene Serie auf Netflix bekommen haben, wundert den geschulten Serien-Junkie. Statt „The Crown“: „The Wulffs’ On-Off – Hangover Hanover“.

On-Off-Beziehung bei der Ampel-Koalition

Eine ähnliche On-Off-Beziehung führen seit über einem Jahr die Ampel-Parteien. Hier war jedoch noch nie wirklich Liebe im Spiel. Dennoch schaffen auch SPD, FDP und Grüne es immer wieder, sich zusammenzuraufen. Meist leuchtet die Ampel dann vor allem gelb, was bekanntlich soviel bedeutet wie: „Achtung, bremsen!“ Und das ist in Sachen Klimaschutz auch jetzt wieder der Fall. Da noch von einem „Deutschlandtempo“ zu sprechen, ist eine Kühnheit, die man dem Kanzler gar nicht zugetraut hätte. Ein Deutschlandtempolimit von 130 km/h auf unseren Autobahnen ist natürlich nicht drin gewesen, denn beim Autofahren wollen die Liberalen lieber niemanden ausbremsen.

Doch auch hier muss man einen wohlwollenden Blick auf die Regierung werfen. Denn während bei uns in Deutschland noch alle brav auf die Ampel-Signale warten, brennen in Frankreich bereits Autos. Deswegen ist der zukünftige britische König Charles III. auch lieber direkt zu uns gekommen. Statt in der Stadt der Liebe Paris sucht er die Wieder-Annäherung mit der EU nach dem Brexit in Berlin. In einer Stadt, in der ständig neu gewählt wird, fühlte er sich gleich wie zu Hause.

„Ja, is’ denn heut’ scho’ Weihnachten“

Dabei hat Charles den deutschen Politikern so viel Honig ums Maul geschmiert, dass man schon glaubt, das Zuckerfest wäre vorgezogen worden. Und wenn man dann noch in der WAZ liest, dass einer der Hardcore-Fans der Royals, der stundenlang auf dem Pariser Platz gewartet hatte, um dem König die Hand schütteln zu dürfen, mit Nachnamen Hoppenstedt heißt, muss man einfach fragen: „Ja, is’ denn heut’ scho’ Weihnachten.“

Das ist allerdings alles nur schöne Symbolik, denn politisch hat der Monarch gar nicht viel zu melden, sodass er als Mitbringsel eher Eulen nach Berlin getragen hat. Selbst wenn die Wulffs noch im Schloss Bellevue residierten, hätten diese fürs Königspaar keine guten Tipps parat, wie sich Britannia und Europa nach diesem Aus wieder näherkommen könnten. Denn man darf nicht vergessen: Britannia trägt mit Boris Johnson immer noch einen Liebestöter unterm Rock. Solange das der Fall ist, darf die Berliner Ampel in dieser Beziehung gerne auf Gelb stehen.

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Das sind die nächsten Auftritte von Benjamin Eisenberg (Auswahl): 23. April: Bottrop (Comedy im Saal), 29. April: Mannheim (Solo), 03. Mai: Dortmund (Update), 12. Mai: Oberhausen (Nachgewürzt), 14. Mai: Bottrop (Comedy im Saal), 23. und 24. Mai: Kirchhellen (Kabarett im Hof). Alle Termine: www.benjamin-eisenberg.de

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