Bottrop. Neue Folge der Satire-Kolumne: Der Bottroper Kabarettist Benjamin Eisenberg gibt sich als Drogenberater und Styling-Experte der Ampel-Parteien.
Darf man Witze machen über Äußerlichkeiten unserer Politiker? – Man muss es wohl, wenn die Schlagzeile lautet: „137.000 Euro für das Make-up der Außenministerin“. Wobei: Wenn es um Gesichtskosmetik geht, ist es keine Schlagzeile mehr, sondern wahrhaftig eine „Headline“. Auf jeden Fall muss man mit einer solchen Meldung vorsichtig sein, gerade im Nachbarland Österreich. Wenn sich dort herumspricht, Annalena Baerbock habe sich für einen sechsstelligen Betrag pudern lassen, entstehen schnell falsche Gerüchte.
Allerdings geht es nicht allein ums Auswärtige Amt. Insgesamt 1,5 Millionen hat die Ampel im ersten Regierungsjahr für Fotografen, Friseure und Visagisten ausgegeben. Wenn die völlig übermüdeten Politiker nach 20-stündigen Verhandlungen in die Pressekonferenz taumeln, muss die Maske eben ganze Arbeit leisten, damit die Fernsehzuschauer nicht denken, es handele sich um eine neue Folge von „The Walking Dead“.
Jedenfalls weiß man jetzt wenigsten, was es genau bedeutet, wenn die Grünen behaupten, Linder habe in den Gesprächen ganz schön dick aufgetragen, und wenn die FDP den Grünen sagt, sie könnten sich das meiste abschminken. Vor allem tiefe Zornesfalten nach Wahlniederlagen der Liberalen müssen beseitigt werden, um die Wogen zu glätten.
Legalisierung von Cannabis: Lauterbach als Hanf-Dampf in allen Gassen
Doch man fragt man sich schon: Fällt das eigentlich unter den Begriff „Aufrüstung“, wenn Politiker um jeden Preis immer gute Miene zu jedem bösen Spiel machen möchten? Könnte man die kosmetische Camouflage dann nicht einfach vom Sondervermögen für die Bundeswehr abziehen? Denn Kritiker sagen da schnell: „Unsere Straßen werden nicht vernünftig betoniert, aber die Betonköpfe der Ampel werden zugespachtelt.“ Vor allem fragt man sich, warum Karl Lauterbach von den 1,5 Million nicht einen einzigen Cent abbekommt. Wenigsten einen Kamm könnte man ihm spendieren.
- Lesen Sie hier die Folge aus April: On-off-Beziehungen und königliches Amüsement
Jener hat jetzt zumindest ein Thema, bei dem sich die Ampel-Parteien sogar einig sind: die Legalisierung von Cannabis. Man wartet nur auf sein Statement: „Wir wollen, dass die Fehler, die während der Corona-Pandemie passiert sind, nun also nicht nur verziehen, sondern auch – will sagen – vergessen werden.“ Der Gesundheitsminister ist ohnehin das wohl bekannteste Kabinettsmitglied, bald wird er noch ein Hanf-Dampf in allen Gassen – quasi der Chef-Anästhesist der Nation. Ein cleverer Kniff.
Denn was macht man, wenn nach Umfragen eine Mehrheit meint, die Politiker wüssten nicht mehr, welche Sorgen die Menschen im Land hätten? – Man nimmt ihnen diese Sorgen ganz einfach. Mit der Legalisierung von Cannabis wird die Ampel-Politik nicht gut, aber sie wird einem: egaaaaaal.
Wochenend-Workshop: „Mit Origami zur Wundertüte“
Die FDP denkt hierbei vor allem wirtschaftlich an neue Marihuana-Geschäfts-Felder und Arbeitsplätze: Wer sich demnächst um einen Ausbildungsplatz als „Dreher“ bewirbt, sollte das nötige Fingerspitzengefühl mitbringen. Und wer bislang aufgrund von Beschaffungskriminalität Tüten kleben musste, nennt sich zukünftig ganz legal „Drogist“. Berufliche Weiterbildungskurse sind in Berlin bereits in Planung; Bettina Stark-Watzinger und Cem Özdemir präsentieren den Wochenend-Workshop: „Mit Origami zur Wundertüte“.
Die Unionsparteien sind davon wenig begeistert, obwohl die Ampel für den legalen Besitz extra eine sogenannte „Obergrenze“ eingeplant hat. Aber dieses Schlagwort zieht bei den Konservativen nur im Rahmen der Flüchtlingspolitik. In puncto Hanfanbau kommt die Regierung mit der Opposition einfach auf keinen grünen Zweig. Doch kann man bei diesem Thema nicht warten, bis – nun ja – Gras über die Sache gewachsen ist.
Der Bund der Steuerzahler dürfte jedenfalls zufrieden sein; denn wenn das Volk nicht mehr scharf sieht, kann man sich die oben beklagten Kosmetik-Kosten in Zukunft auch sparen. Nä.
Termine (Auswahl): 3. Mai: Dortmund (Update), 12. Mai: Oberhausen (Nachgewürzt), 14. Mai: Bottrop (Comedy im Saal), 23. und 24. Mai: Kirchhellen (Kabarett im Hof),26. August: Bottrop (Comedybaustelle). Alle Termine: www.benjamin-eisenberg.de
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