Berufsorientierung

Mädchen machen Jungs Konkurrenz

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Bottrop.  Wenn Sie an einen typischen Männerberuf denken, kommt Ihnen vielleicht auch als erstes der Automechaniker in den Sinn. Der heißt zwar heute Kfz-Mechatroniker – wird aber immer noch von den Herren dominiert. Doch am „Girls’ Day“, dem bundesweiten Mädchen-Zukunftstag, herrscht in vielen Autowerkstätten ein anderer, ein weiblicher Wind. Wie im Bottroper Lueg-Center: Dort nutzten Pia (16) und Melissa (14) die Chance, einen Tag lang in einen technischen und handwerklichen Beruf hineinzuschnuppern. Da durfte – ja sollte geradezu – der Blaumann ruhig schmutzig werden.

Für Melissa, die die Gustav-Heinemann-Realschule besucht, ohne Zweifel ungewohntes Terrain. „Ich wollte wissen, wie das ist“, erzählt die 14-Jährige. Ganz gezielt hat sie sich einen Girls’-Day-Platz in einem Bereich gesucht, mit dem sie sonst nie zu tun hat. Und bei Kfz-Mechaniker Grigorios Balauras, der bei Lueg in Bottrop für die Azubis und Praktikanten zuständig ist, ist sie genau richtig: Er lässt die Schülerinnen nicht nur zuschauen, sondern auch anpacken. „Wir haben zusammen schon Bremsscheiben und Klötze an einem Wagen erneuert“, berichtet Balauras und wirkt sehr zufrieden mit „seinen“ Mädels. „Man merkt: Sie wollen auch ran – und nicht nur zugucken.“ Zwar gebe es nicht viele Frauen in dem Beruf. Aber die, die zum Beispiel auch mal in der Lueg-Werk­statt gearbeitet habe, sei richtig gut gewesen – „vor allem im technischen Bereich“.

Wenn das keine Motivation für die Schülerinnen ist. Pia (16), die in Dorsten die Raul-Wallenberg-Schule besucht, findet: „Das hier ist auf jeden Fall etwas anderes als das, was Mädchen sonst so machen.“ Sie findet die Möglichkeit gut, das mal auszuprobieren. Was das dann für ihre Berufswahl heißt, wird sich noch zeigen. Mitstreiterin Melissa (14) jedenfalls träumt bislang eher von einem typischen Frauenberuf: „Stewardess!“

Wie Lueg öffneten zahlreiche Unternehmen und Institutionen am „Girls’ Day“ ihre Pforten, um Mädchen an technische, naturwissenschaftliche und handwerkliche Berufe heranzuführen. Die Emschergenossenschaft zum Beispiel stellte 25 Schülerinnen aus Bottrop, Essen, Dorsten und Herne im Berne-Park und an der beeindruckenden Baustelle „Schacht 33“, die zum neuen, unterirdischen Abwasserkanal Emscher gehört, den Emscherumbau vor. Und mit ihm Berufe wie Ingenieurin oder Industriemechanikerin. Unter anderem mit dabei: eine ehemalige Girls-Day-Teilnehmerin, die heute auf der Kläranlage Bottrop eine Ausbildung als Industriemechanikerin macht. Raimund Echterhoff, Personalvorstand bei Emschergenossenschaft und Lippeverband, hatte die technikinteressierten Schülerinnen begrüßt: „Wir wollen heute Bilder für die Zukunft schaffen in den Köpfen der jungen Frauen. Ihnen zeigen, dass heute alles möglich ist.“

Berufsfelder, die heute noch Männerdomänen sind, müssen nicht auf ewig solche bleiben.

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