Bottrop. Sie war in der Nachkriegszeit auf Initiative des Bundes der Polen angebracht worden. Heute ist sie verschollen. Wer weiß mehr?
Seit geraumer Zeit recherchiert der Historiker Gisbert Strotdrees vom Arbeitskreis Münster-Hiltrup zum Thema „Ruhrpolen“. Er sucht nach einer verschollenen Bottroper Gedenktafel zum Widerstand gegen das NS-Regime.
Strotdrees wandte sich jetzt an die WAZ-Redaktion. „Ich habe in der Sache schon sehr viele Archive und Bibliotheken durchkämmt, bin aber nicht so recht weitergekommen. Vielleicht findet sich unter den Zeitungslesern ein Hinweisgeber.“ - Wer weiß also mehr über eine verschollene Erinnerungstafel, die an den Widerstand gegen das NS-Regime in Bottrop erinnert hat?
Rätselhafter Verbleib
Es ist bis heute ein Rätsel: Kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges hat die Bottroper Ortsgruppe des „Bundes der Polen“ eine Erinnerungstafel an den Widerstand gegen das NS-Regime gestiftet und an einem heute nicht mehr bekannten Ort, höchstwahrscheinlich in Bottrop, angebracht. Aussehen, Ort und Verbleib der Tafel liegen im Dunkeln.
Zeitzeuge Jan Markowski
Sicher ist, dass die Tafel zwischen 1945 und 1960 auf Initiative der damals bestehenden Bottroper Ortsgruppe des Bundes der Polen entstanden ist. Die Gruppe wollte damit an Personen erinnern, die während der Nazi-Jahre im Widerstand aktiv waren und „ihr Leben für die ,polnischen Belange’ gelassen haben“. Das hat um 1960 ein Mann namens Jan Markowski aus Bottrop im Rückblick festgehalten.
Markowski war vor 1939 und vermutlich auch in den Nachkriegsjahren Vorsitzender der Bottroper Ortsgruppe des „Bundes der Polen“. Im September 1939, kurz nach dem Überfall Hitler-Deutschlands auf Polen, wurde er mit neun weiteren Angehörigen der ruhrpolnischen Minderheit inhaftiert und im Bottroper Polizeigefängnis festgehalten. Nach mehrmonatiger Haft, unter anderem im KZ Sachsenhausen, konnte er noch in den Kriegsjahren nach Bottrop zurückkehren, wo er fortan unter Aufsicht der Gestapo stand. 1949 hat Markowski Deutschland verlassen. Er ist in die Heimat seiner Familie nach Schlesien, später nach Szczecin / Stettin gezogen.
Kaplan Bernhard Poether
Die Erinnerungstafel gilt bislang als verschollen. Auch weiß niemand, wie sie aussah und an welcher Stelle sie angebracht oder aufgestellt worden ist. Markowski berichtet lediglich, dass die Namensliste der Widerständler von Kaplan Bernhard Poether auf der Tafel angeführt wurden. Bernhard Poether hatte seinen Einsatz für die Bottroper „Ruhrpolen“ mit dem Leben bezahlt: Nach mehrjähriger Haft ist er am 5. August 1942 im KZ Dachau gestorben. Der Arbeitskreis Münster-Hiltrup hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Gedenken an den bekannten, in Bottrop aktiven Kaplan Bernhard Poether wachzuhalten.
Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Bottrop