Kultur

Ein Poet und Virtuose am Klavier

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Gustav Piekut bei seinem Auftritt im Kammerkonzertsaal.

Gustav Piekut bei seinem Auftritt im Kammerkonzertsaal.

Foto: FUNKE FotoServices

Gustav Piekut zu Gast beim Klassik-Forum von „Konjungtur“. Der preisgekrönte Pianist begeistert die Zuhörer im Kammerkonzertsaal.

Musik aus Dänemark? Carl Nielsen: ja, aber dann? Interpreten aus dem nördlichen Nachbarland? Es gibt ein paar, aber mit längerfristiger Resonanz nur ganz wenige. Und nun ein junger Pianist aus Kopenhagen: Gustav Piekut, zu Gast beim Klassik-Forum von „Konjungtur“ im gut gefüllten Kammermusiksaal.

Er studiert in Berlin

Ein aktueller Blick auf die Komponistengeneration in seiner Heimat gehörte nicht zu seinem klassisch-romantisch dominierten Programm. Im Gespräch verriet der zur Zeit in Berlin (Prof. Klaus Hellwig) studierende Künstler vom Jahrgang 1995, dass er sich in den nächsten beiden Jahren dänischen Musikern widmen wolle.

Seine Bottroper Visitenkarte: Claude Debussys „Preludes“ mit vier impressionistischen, assoziative Bilder zaubernden Charakterstücken, Ludwig van Beethovens beliebte Klaviersonate Nr. 31 As-Dur, op. 110, Frederic Chopins vier Mazurken op. 24, dazu noch die herrlich virtuose „Polonaise-Fantasie“ op. 61 und zum Abschluss Sergej Prokofjews wuchtige, motorisch getriebene Sonate Nr. 7 op. 83 – eines der Schlüsselwerke des 20. Jahrhunderts. Denn der russische Schüler von Nikolai Rimski-Korssakow, der für diese hämmernd-monumentale Sonate mit dem Stalin-Preis 1942/43 belohnt wurde, schildert in den drei Sätzen die Fratze des Krieges, die Gefährdung der Menschheit, die Sehnsucht auf Frieden. Ein monströses Memento wider Gewalt, Terror, Diktatur. Bei der explosiven, fesselnden, ja sensationellen Wiedergabe durch Gustav Piekut steht ungeschrieben über dieser Noten-Attacke: Warum Schlachten?

Das war jedenfalls der Höhepunkt seines Recitals. Piekut, der bereits dreimal den dänischen Nationalwettbewerb gewann, aber auch außerhalb seines Landes sehr erfolgreich bei internationalen Konkurrenzen abschnitt, stellte sich als feinsinniger, nachdenklicher, poetischer Pianist vor, der sich Freiheiten gönnt – wie bei Beethovens As-Dur-Bravourstück.

Viel Applaus

Mal zerdehnt er ein Tempo, mal zieht er eine Melodie temperamentvoll an, bleibt dann im Sonaten-Fluss scheinbar stehen. Da ist manches gewöhnungsbedürftig. Aber immer gelingt ihm, das Publikum mitzunehmen auf seinem Seelentripp.

Die Mazurken: eine Labsal; die Polonaise: eine Technik-Demonstration; Debussys Bilderzählungen: einfühlsame, einprägsame, anekdotenhafte Begegnungen. Da hört Gustav Piekut tief in Klanglandschaften hinein. Die Zugabe: noch eine anmutige Mazurka. Frenetischer Applaus! Der Däne sollte/könnte bald beim Klavierfestival Ruhrgebiet auf dem Podium sitzen!

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