Bottrop. Für ein Projekt der Gustav-Heinemann-Realschule ziehen Schüler und erwachsene Paten durch die Stadt. Ihr Ziel sind verschiedene Beratungsstellen in der Stadt sowie der Austausch von Erfahrungen.
Der Diskriminierung auf der Spur sind die 13-jährige Derya und Hayra Dorow (47). Die Buslinie 260 bringt sie zur Fortsetzungsstraße, von dort aus sind es nur noch wenige Schritte bis zum Borsigweg. Ihr Ziel: Die AG Soziale Brennpunkte, kurz AGSB. Hier wollen die Schülerin und ihre Projektpatin mehr über die Arbeit der AG erfahren und über das Leben der Flüchtlinge in der Siedlung.
Schon am ZOB und während der Fahrt hält das Team die Augen auf. Schließlich gibt es unterschiedlichste Arten von Diskriminierung. Ausländer, Behinderte, Frauen, Männer, Junge und Alte – jeder kann Opfer von Diskriminierung werden – oder sich zumindest für ein solches halten. Denn, da sind sich die Schülerin und ihre Projektpatin schnell einig, nicht jedes „Nein“, nicht jede Zurechtweisung ist sofort eine Diskriminierung.
Am Morgen erst kennen gelernt
23 Schüler der Gustav-Heinemann-Realschule sind in der Stadt unterwegs, jeder von ihnen mit einem erwachsenen Projektpaten. Am Morgen im Jugendamt haben sich die Duos kennen gelernt, jetzt sind sie unterwegs, steuern verschiedene Beratungsstellen in der Stadt an. „Uns kam es darauf an, dass sich Jugendliche und Erwachsene austauschen, voneinander lernen und das hier ganz unterschiedliche Blickwinkel und Erfahreungen aufeinander treffen“ erläutert Dagmar Kaplan vom Jugendamt die Projektidee.
Unterwegs plaudern Derya und Hayra. Ob sie schon mal Diskriminierung erfahren haben, will die Ältere wissen. Tatsächlich kennt sich Derya aus – wenn auch zum Glück nicht am eigenen Leib. Sie erinnert sich an eine dunkelhäutige Grundschulfreundin, die darunter zu leiden hatte. „Sie wurde ausgelacht oder auch einfach nur angestarrt.“
Dann haben sie ihr Ziel erreicht. Cornelia Kavermann, Sozialpädagogin und Leiterin der AGSB empfängt das Duo, erzählt von ihrer Arbeit. Flüchtlinge leben in der Siedlung – oft geflohen vor Kriegen. Staunend erfährt Derya, dass Flüchtlinge sich zunächst keine Arbeit suchen dürfen, maximal Ein-Euro-Jobs bei der Stadt erhalten. „Das ist ein Problem“, so Kavermann. Dazu kämen Sprachschwierigkeiten. Die gelte es zu überwinden. Das sei der Schlüssel zur Integration. Später die Arbeit.
Eine Erfahrung, die auch Hayra Dorow gemacht hat als sie aus Bosnien-Herzegowina nach Deutschland kam. „Bildung ist das Wichtigste.“ Außerdem hat sie gelernt: „Oftmals habe ich in Ämtern Menschen getroffen, die helfen wollten. Die Gesetze haben das aber nicht zugelassen. Nicht die Menschen, die Gesetze habe mich diskriminiert“, so ihre feine Unterscheidung.
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