Bochum. Die Zeche Bochum hatte früher ein sicheres Gefühl für kommende Stars. Das war auch bei Tina Turner in den 80er Jahren so. Zweimal trat sie auf.
Es darf drüber gestritten werden, ob es die Zeche Bochum war, die Stars zu Stars werden ließ oder, ob die Stars der Zeche Bochum zum Kultstatus verholfen haben. Wie auch immer. Der Tod der Rock-Ikone Tina Turner, die am 24. Mai nach langer Krankheit im Alter von 83 Jahren in ihrer Wahlheimat Schweiz gestorben ist, erinnert auch an die wilden 80er Jahre in der Zeche an der Prinz-Regent-Straße.
Aus einem ganz bestimmten Grund hat Peter Schnell aus Velbert noch sehr gute Erinnerungen an die Konzerte in der Zeche. Der Velberter war damals Bassist bei den Copes, die als Tina Turners Vorgruppe bei allen sechs Deutschland-Konzerten der damaligen Tour auf der Bühne standen.
„Tina Turner war sehr zurückgezogen, zog sich nach dem Konzert gleich in ihr Hotelzimmer zurück,“ so der Musiker. Zu dem Erinnerungsfoto kam es nur, weil Tina Turner das Plakatmotiv aus Bochum so gut gefallen hat, dass sie gerne ein Exemplar als Erinnerungsstück haben wollte. Peter Schnell erfüllte ihr diesen Wunsch: „Ich ging ins Foyer und nahm einfach eines von der Wand ab und brachte es ihr nach der Probe auf die Bühne.“
Als Dankeschön entstand das Foto der Formation mit der Legende. Peter Schnell ruft der verstorbenen Rockröhre nach: „Es war ein Highlight unseres Lebens und eine Ehre für uns, mit Dir auf Tour gewesen zu sein. Für ewig in Erinnerung.“
Zeche war einst bei Tina Turner nicht ausverkauft
Damals galt das soziokulturelle Zentrum in einem Gebäude der alten Zeche Prinz Regent noch nicht als Mainstream-Location, sondern noch als Start-up (wie man heute sagen würde) der Alternativkultur in Bochum. Mitgründer Claus Dürscheid erinnert sich in der WAZ anlässlich des 30. Bestehens der Zeche an diese Zeit: „Chaos in der Kneipe und im Restaurant. Die Zapfer und der Service sind vom Ernstfall völlig überfordert, können sich nun vorstellen, was in Zukunft zu erwarten ist.“ So soll es am 6. November 1981, als der Club zum ersten Mal seine Türen öffnete, drinnen abgegangen sein.
Doch zurück zu Tina Turner. Kurz bevor sie mit ihrem neuen Album „Privat Dancer“ ihre neue Solokarriere begann, trat sie im November 1983 gleich zwei Mal in der Zeche auf. „River Deep – Mountain High“, so der Titel ihrer damaligen Tournee nach einem noch mit ihrem Ex-Mann Ike Turner geschriebenen Stück. Die „große“ Halle der Zeche, sonst Ort der Disco, fasste maximal 800 Personen. Die Konzerte in der Zeche damals waren noch nicht einmal ausverkauft. Wenige Monate startete sie durch und füllte später ganze Stadien.
In der Halle weht der Geist vergangener Konzerte
Wer sich das Programm der Zeche zu Beginn der 80er Jahre anschaut, findet viele (später) große Namen der Rock- und Blues-Geschichte dort. Herbert Grönemeyer, der dort den Beginn seiner Karriere markierte, Nina Hagen, Heinz Rudolf Kunze, Depeche Mode oder auch Johnny Rotten und Roger Chapmann. Noch heute lebt der Mythos dieser frühen Jahre weiter, „in dieser Halle weht der Geist vergangener Konzerte weiter.“
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