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Vor der Jahrhunderthalle in Bochum fließen reichlich Tränen

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Am roten Teppich vor der Jahrhunderthalle: Felix Jaehn macht Selfies mit den Fans. Nicht alle kamen in diesen Genuss.

Am roten Teppich vor der Jahrhunderthalle: Felix Jaehn macht Selfies mit den Fans. Nicht alle kamen in diesen Genuss.

Foto: Volker Hartmann

Bochum.   300 junge Menschen warten vor der Jahrhunderthalle auf Stars und Sternchen. Nicht jeder Fan bekommt das erhoffte Autogramm oder Bild. Werbung für die Stadt

So hat sich Andrea Wolf (46) den Besuch am Roten Teppich bei der 1Live-Krone vor der Jahrhundert-Halle nicht vorgestellt. So sollte der Abend nicht enden. Macht er aber. Ihre Tochter Lara (16) hat nicht das erhoffte Selfie-Bild mit ihrem Lieblingssänger Cro bekommen. Das ist der mit der Panda-Maske. Laras Gesicht gleicht auch einer Maske, als sie jetzt kurz vor 19 Uhr an ihrer Mutter vorbeistapft.

Die Mundwinkel zeigen nach unten, sprechen will sie nicht. Ihre Mutter hat Mühe, sie einzuholen. „Wir sind extra direkt nach der Schule aus Castrop-Rauxel losgefahren“, sagt Andrea Wolf. „Sie hätte sich so über das Bild gefreut. So sehr.“ Jetzt ist sie traurig, muss weinen. Die Enttäuschung ist groß. Nur wenige Meter daneben kann sich auch Sophia (15) nicht mehr beruhigen. Auch da kann die Mutter wenig helfen. Sophia hat ein Selfie-Bild mit Cro bekommen. Verrückt. Was ein Treffen am Roten Teppich mit jungen Menschen machen kann.

Anfahrt im Drei-Minuten-Takt

Mehr als 300 Fans, überwiegend Mädchen zwischen 12 und 19 Jahren, sind gekommen, um die Parade ihrer Stars abzunehmen. Auto folgt auf Auto. Sie fahren bis vor den Eingang der Halle und spucken im Drei-Minuten-Takt bekannte und weniger bekannte Menschen aus der Medienbranche aus. Clueso ist da. Er bekommt später die 1Live-Krone in der Kategorie „Bester Künstler“. Mark Foster, Silbermond, die „Katze“ Daniela Katzenberger mit ihrem Mann, Felix Jaehn, die Rapper von Bonez MC & Raf Camora. Auf die hat Mert (18) gewartet. Seit 13 Uhr. „Ich kenne ihn“, sagt der Bochumer. „Wir sind befreundet. Ich habe ihn bei einem Konzert kennengelernt. Ich habe ihn angeschrieben, wann er ankommt. Da hat er zurückgeschrieben. 13 Uhr. Aber ich glaube, da war er in Wien am Flughafen.“ Egal.

Jetzt sind die Rapper da und wollen vor allem cool rüberkommen. Mert gefällt es. Erst recht, dass seine „Freunde“ eine Krone (Bester Hip-Hop-Act) in Empfang nehmen können. Dass sie bei der After-Show-Party dann damit erst Hand-, dann sogar Fußball spielen, kann er nur aus dem Internet erfahren. Beim finalen Sehen-und-gesehen-werden-Mensch-sehe-ich-heute-wieder-toll-aus kommen die „normalen“ Fans nicht rein.

Lucia (20) und Alisha (20) auch nicht. Die beiden Hagenerinnen dürfen sich zumindest die Show in der Halle ansehen. „Um sechs Uhr gab es ein Gewinnspiel bei 1Live. Da habe ich angerufen und habe gewonnen.“ Aus einer Zusammenstellung der für die Kategorie „Beste Single“ nominierten sollte sie heraushören, welcher Titel fehlt. Das schaffte sie leicht, diese Lieder und ihre Interpreten erkennt sie. Den jungen Mann, der gerade bei etlichen jungen Mädchen um sie herum den Kreischpegel steigen lässt, erkennt aber auch sie nicht. Es ist Julien Bam, ein You-Tuber, eben einer, der vorwiegend im Internet unterwegs ist. „Julien, mein Akku ist gleich alle, Julien.“ Das Mädchen, das sich mit zahlreichen Freundinnen an die Absperrung drückt, hört erst auf zu rufen, als Julien sie dann tatsächlich (er-)hört.

Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) hat es da deutlich leichter. Er ist in der Show und kann den Wunsch seiner Kinder, ein Autogramm von Julien Bam mitzubringen, relativ leicht erfüllen. Nach dem Ende der Veranstaltung aber hat er dann ein anderes Problem. Er müsste dringend auf die Toilette, die Halle leert sich aber nur langsam. So bleibt noch etwas Zeit, die 1Live Krone zu bewerten. „Wichtig ist, dass das eine sehr gute Werbung für unsere Stadt ist. So oft, wie Bochum in den Medien genannt wird.“

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