Gerthe. Das Bochumer Traumbaum-Theater behandelt Themen, die Kinder zum Nachdenken anregen sollen. „Finger und Hut“ ist noch für kurze Zeit zu sehen.
„Die Personen, von denen man eigentlich sagen würde, dass sie benachteiligt sind, werden bei uns zu den Helden der Geschichte“, erzählt Birgit Iserloh. Gleich wird sie sich in die Schneiderin „Hut“ verwandeln und gemeinsam mit „Finger“ (gespielt von Ralf Lambrecht) auf der Bühne stehen.
Seit mehr als 30 Jahren leitet Iserloh gemeinsam mit Lambrecht das Traumbaum-Theater, greift in diesem Rahmen immer wieder gesellschaftskritische Themen auf und verpackt sie kindgerecht in Theaterstücke. „Wir wollen Themen auf die Bühne bringen, bei denen man eigentlich nicht sofort an Kindertheater denkt. Dazu gehören eben auch Tabuthemen wie Arbeits- und Wohnungslosigkeit, die Flucht aus dem eigenen Land und Rassismus.“
Kampf gegen die Arbeitslosigkeit
Am Sonntag führten sie im Kultur-Magazin in Gerthe das Stück „Finger und Hut“ auf. Darin kämpfen zwei arbeitslose Schneider, angelehnt an das Märchen vom tapferen Schneiderlein, gegen die Arbeitslosigkeit und lassen sich dabei weder von dem fiesen König, noch von der Armut unterkriegen.
Im Anschluss wurde diskutiert, „denn Theater ist dazu da, dass man hinterher auch Fragen und Meinungen hat“, erklärt Ralf Lambrecht. Braucht man Arbeit wirklich nur zum Geldverdienen? Was passiert, wenn ich keine Arbeit habe? Muss ich meine Pullis immer gleich wegschmeißen, wenn sie kaputt sind? Mit diesen Fragen klären Iserloh und Lembach ihre jungen Zuschauer über Arbeitslosigkeit und Nachhaltigkeit auf.
„Wichtig ist eigentlich nur, dass man die Kinder dabei ernst nimmt. Wir wollen sie auch gar nicht belehren, das passiert in der Schule schon oft genug“, sagt Birgit Iserloh. Stattdessen setzen die beiden Schauspieler auf eine familiäre Atmosphäre, bieten ihren Gästen Waffeln, Brote, Kaffee und Säfte an.
Ernste Themen mit Humor nehmen
Mit insgesamt 17 verschiedenen Stücken begeistert das Traumbaum-Theater in der Wintersaison die Kinder und Jugendlichen. Die Altersspanne der Zuschauer reicht von vier Jahren bis hin zum Berufskolleg-Alter.
Neben der wechselnden Spielweise bleibt aber eines immer gleich: „In jedem Stück nehmen wir die Thematik eigentlich mit Humor, auch wenn es ernste Themen sind, die wir behandeln. Am Ende soll Theater ja auch Spaß machen“, so Iserloh.
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