Bochum. Der Nazi-Aufmarsch in Bochum wurde von einem Pfeifkonzert von Hunderten Aktivisten begleitet. Kundgebung und Gegendemo verliefen friedlich.
Bereits ihr „Hallo Bochum!“ wurde von lauten Trillerpfeifen und Rufen wie „Nazis raus“ übertönt: Den etwa 60 Teilnehmern der NPD-Kundgebung am Kurt-Schumacher-Platz schlug am Samstag jede Menge Protest entgegen. Mehr als fünfmal so viele Gegendemonstranten riefen mit Bannern und Plakaten für ein buntes und einheitliches Miteinander ohne Hass auf.
Die Antifaschistische Linke mobilisierte bereits Stunden vor Ankunft der Braunen, die nach Stationen in Duisburg und Gelsenkirchen gegen 16 Uhr in Bochum aufliefen, lautstarken Protest. Ziel der NPD war es, für die Großdemonstration am 14. April in Dortmund unter dem Motto „Europa Erwache“ zu werben.
Während auf der rechts dem Hauptbahnhof gelegenen Seite die Neonazis ihre Fahnen schwankten und zu Themen wie „Asyl- und Sozialbetrug“ und „Überfremdung“ in ihre Mikros brüllten, antworteten die Gegendemonstranten, darunter die unterschiedlichsten gesellschaftlichen Gruppen, mit ebenso lauten Sprechchören. „Gegen menschenverachtende Politik“, „Nationalismus aus den Köpfen“ oder „Nie wieder Deutschland“ tönte als Antwort herüber.
Rechtsruck in der Gesellschaft
Die Polizei, die mit Hundertschaften und dutzenden Polizeiwagen im Einsatz war, hielt die verhärteten Blöcke auf rund 40 Meter Abstand, musste die Demonstrierenden mit Polizeiketten aber teilweise in ihren Bereich verweisen. „Hass gegen Minderheiten ist schrecklich, ich will ein Zeichen dagegen setzen“, sagte Gegendemonstrant Daniel. „Unsere Gesellschaft braucht Vielfalt, das ist doch das Schöne. Menschen wegen ihrer Herkunft zu diskriminieren ist völlig inakzeptabel“, ergänzte Alex. Es sei wichtig, dass die Bürger die Gefahr erkennen, die von rechten Gruppen ausgeht. „Toll aber, dass wir viel mehr sind“, merkte er an.
„Den Nazis darf man keinen halben Meter geben“, unterstrich ein Gegendemonstrant, der namentlich ungenannt bleiben will. „Wenn man sieht, was die AfD im Bundestag aktuell von sich geben kann, ist es mir noch wichtiger, die Rechten hier zu übertönen“, sagte er weiter. Die gesamte Gesellschaft sei nach rechts gerückt. Bereits nach weniger als 1,5 Stunden löste sich die Kundgebung der NPD wieder auf, die Gegendemonstranten marschierten in einem Aufzug über Massenberg-, Viktoriastraße bis zum BermudaDreieck. „Wehret den Anfängen“ mahnten ihre Schilder. Bei über 20 Grad las man aber auch folgendes Schild: „Lieber wär’ ich jetzt im Park.“
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