Bochum. Am Ostermontag eröffnet in der Kunstkirche Christ König die erste Ausstellung 2012. Das Jahresmotto lautet „Wunder“; entsprechend darf man sich tatsächlich wundern über eine eigensinnige Präsentation, die der Bochumer Medienkünstler Thomas Zehnter gemeinsam mit dem K.I.C.K.-Team gestaltet hat.
Die aufgelassene Christ-König-Kirche ist groß, hoch und leer. Fast gehen die Kunstwerke in dem riesigen Raum unter, denn sie kommen – bis auf eines über dem ehemaligen Altar – eher unscheinbar daher. Aber denkste! Diese Kunst hat es in sich, und das im Wortsinn.
Zehnter kreierte auf dem iPad 30 Grafiken, die wie verfremdete QR-Codes aussehen – QR-Code, das ist jene quadratische Matrix aus schwarzen und weißen Punkten, die codierten Daten darstellen und mit einem speziellen Programm (App) eingelesen und dargestellt werden können. Zehnters Codes erscheinen standardisiert, wie man sie zum Beispiel aus dem Baumarkt kennt, jedoch sind sie unterschiedlich groß.
Die Codes müssen erst entschlüsselt werden
Manchmal stehen (oder liegen) sie für sich alleine, manchmal wurden sie in verfremdete Zeichnungen mit Bochumer Motiven „eingehaust“. Diese Codes führen ein Eigenleben, aber sie sind wenig spektakulär, denkt man, - und doch ermöglichen sie den Einstieg in eine aktuelle technisch-digitale Entwicklung.
Denn erst die Entschlüsselung der QR-Codes mittels einer App auf dem Smartphone eröffnet dem Besucher Einblicke in das, was wirklich „dahinter steckt“. Man klickt Zehnters Grafiken an, und plötzlich eröffnen sich auf dem Smartphone oder dem iPad, Internet basiert, visuelle und akustische Einspielungen zum Thema „Wunder“.
Alter Wochenschau-Film zeigt das "Wunder von Bern"
Überraschendes kommt da zum Vorschein, zu viel soll nicht verraten werden. Immerhin: Zum kulturhistorischen Wandel des Begriffs „Wunder“ spiegelt die Auswahl aus Kunst, Musik, Literatur und Zeitgeschichte eine Vielfalt von Vorstellungen wider, die dem Phänomen „Wunder eigen sind.
Ein Beispiel: Klickt man auf den Code, der in einer Grafik des Ruhrstadions versteckt ist, erscheint auf dem Handy-Display ein s/w-Wochenschau-Film von 1954: „Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen … Tor! Tor! Tor! … Deutschland ist Weltmeister.. .!“
Das „Wunder von Bern“ ist soeben dem rätselhaften QR-Code entstiegen, und macht auf wunderbare Weise dem Titel der Ausstellung alle Ehre.Die irritierende und spannende, in jedem Fall höchst ungewöhnliche Kunst-Schau wird am Ostermontag um 17 Uhr in der Kunstkirche eröffnet. Wichtig: das eigene Smartphone bzw. iPad mit Ohrhörer nicht vergessen! Es stehen nur drei Besucher-Exemplare zur Verfügung.
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