Tod

Im Trauercafé trägt keiner schwarz

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Hinterbliebene treffen sich regelmäßig im „Trauer-Café“ im Erich-Brühmann-Haus. Im Bild v.l. Jörg und Karin Schäfer mit Pastorin Gisela Estel.

Hinterbliebene treffen sich regelmäßig im „Trauer-Café“ im Erich-Brühmann-Haus. Im Bild v.l. Jörg und Karin Schäfer mit Pastorin Gisela Estel.

Foto: FUNKE Foto Services

Bochum-Werne.   Das Café für Hinterbliebene wird seinem Namen nur zum Teil gerecht. Denn auch für fröhliche Stimmung ist hier Platz.

Vor rund 20 Jahren wollte Bestatter Jörg Schäfer Hinterbliebenen die Möglichkeit geben, sich gemeinsam in seinem Wohnzimmer auszutauschen. Doch mit der Zeit ist das Trauercafé stark gewachsen. Rund 40 Menschen kommen mittlerweile jeden Monat bei Kaffee und Kuchen zusammen. Seinem Namen wird das Café dabei nur noch zum Teil gerecht.

„Nach der Beerdigung fängt die schwerste Zeit erst an“, so Jörg Schäfer. Denn für viele kann die Trauerarbeit erst dann wirklich beginnen. Immer wieder kamen Hinterbliebene auch nach der Beisetzung zum Beerdigungsinstitut, um sich auszutauschen. Ihnen wollte Schäfer die Möglichkeit geben, das auch in großer Runde zu tun. Zusammen mit Pfarrerin Gisela Estel als seelsorgerischen Beistand plante das Bestattungsunternehmen das erste Café. Ein großer Tisch im Wohnzimmer diente 15 Leuten als Anlaufstelle.

Treffen einmal pro Monat

Doch mit der Zeit kamen immer mehr Frauen zusammen. Mittlerweile ist das Café im Erich-Brühmann-Haus untergekommen. Einmal im Monat treffen sich hier Seniorinnen, um ins Gespräch zu kommen. Sie alle haben eines gemeinsam: Ihr Mann weilt nicht mehr unter den Lebenden. Doch auf eine Trauergemeinde trifft der Besucher hier nicht. Kaum einer der Gäste trägt schwarze Kleidung, auch sonst sind die Themen eher heiter. „Man muss nach vorne schauen“, sagt Renate Hörster, die seit 1998 dabei ist. Das Leben müsse weitergehen. Und genau deshalb ist eben nicht der Tod das vordergründige Thema der Runde, sondern Gott und die Welt.

Im Februar wurde es sogar karnevalistisch. Renate Hörster hat ihr Keyboard mitgebracht, gemeinsam wurde das fröhliche Fest mit Witzen und Heiterkeiten gefeiert.

Zweimal im Jahr macht die gesamte Gruppe auch einen Ausflug. „Letztes Mal sind wir auf den Weihnachtsmarkt in Münster gefahren“, erzählt Hörster. Bei einem Glühwein sei man dann mit anderen Weihnachtsmarktbesuchern ins Gespräch über das Trauercafé gekommen. „Das war sehr schön“, so die 78-Jährige.

Für die meisten bleibt es sowieso nicht bei dem einen Treffen im Monat. Aus dem Café heraus haben sich Freundschaften gebildet, zum Beispiel bei Siegrid Mehlert, Brigitte Schmitt und Elona Kruse. Mittlerweile gehen sie einmal im Monat gemeinsam tanzen und treffen sich auch sonst öfter. „Zuerst war ich skeptisch. Ich war anfangs nur bei einem Ausflug dabei. Aber die anderen haben mich dann einfach mitgenommen“, sagt Kruse. Das Trauercafé selbst sei dann ganz anders gewesen als erwartet, eben nicht voll Trauer, sondern in entspannter Atmosphäre.

So wächst der Treff weiter. Wenn es im Saal irgendwann zu voll würde, gäbe es einen noch größeren im Haus, lächelt Jörg Schäfer.

Das nächste Treffen ist am 4. April:

Das Trauercafé findet jeweils am ersten Montag im Monat im Erich-Brühmann-Haus, Kreyenfeldstraße 36, von 15 bis etwa 17 Uhr statt. Das nächste Treffen ist also am Montag, 4. April.

Für Kuchen und Kaffee wird ein Obolus von 2,50 Euro erbeten.

Weitere Auskunft erteilt das Bestattungsunternehmen Schäfer unter Tel. 0234/23 17 83. Willkommen ist grundsätzlich jeder.

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