Bundesliga

3:0! Gladbach setzt gegen RB Leipzig und Marco Rose ein Ausrufezeichen

| Lesedauer: 6 Minuten
Gladbach bejubelt die Führung gegen RB Leipzig.

Gladbach bejubelt die Führung gegen RB Leipzig.

Foto: firo

Mönchengladbach.  Borussia Mönchengladbach gewinnt das emotional aufgeladene Spiel gegen RB Leipzig deutlich. Zwei Ex-Gladbacher werden beschimpft.

Marco Rose stand in der zweiten Halbzeit mit verschränkten Armen an der Seitenlinie. Er wirkte ratlos an seiner alten Wirkungsstätte. Erneut erlebte der 46-Jährige eine bittere Gladbach-Rückkehr. Nach dem 0:1 als Dortmunder Trainer vor knapp einem Jahr musste Rose am Samstagabend vor 50.186 Zuschauern wieder eine Niederlage im Borussia-Park hinnehmen − diesmal allerdings mit RB Leipzig.

Die Gladbacher hingehen freuten sich über den 3:0 (2:0)-Sieg im Bundesliga-Topspiel. Bester Spieler auf dem Platz war Nationalspieler Jonas Hofmann, der zwei Tore erzielte (10./35. Minute), den dritten Treffer markierte Ramy Bensebaini (53.). Nach sieben Partien belegen die Borussen mit zwölf Punkten den sechsten Tabellenplatz. Trainer Daniel Farke feierte mit seiner Mannschaft einen wichtigen Erfolg gegen Leipzig vor der Länderspielpause. "Wir haben heute ein Top-Spiel abgeliefert und verdient gewonnen", sagte Farke. "Wir sind sehr zufrieden."

Elvedi wieder in der Startelf

Der Gladbach-Trainer musste diesmal auf Florian Neuhaus verzichten, der sich am vergangenen Sonntag beim SC Freiburg (0:0) einen Kreuzbandanriss zugezogen hatte. Dafür zählte Nico Elvedi, der zuletzt wegen einer Bänder-Überdehnung gefehlt hatte, wieder zur Startelf. Rose änderte sein Team derweil auf gleich vier Positionen. Im Vergleich zum 0:2 bei Real Madrid in der Champions League am Mittwoch saß unter anderem Timo Werner zunächst nur auf der Bank. Für den früheren Chelsea-Profi begann André Silva im Angriff.

Das Duell zwischen Gladbach und Leipzig barg diesmal besondere Brisanz. Denn auch die Personalie Max Eberl sorgt derzeit für Wirbel. Borussias langjähriger Manager, der seinen Rückzug im Januar mit einem Erschöpfungszustand begründet hatte, steht vor einem RB-Engagement. Das Fanprojekt Mönchengladbach warf ihm jüngst in einem offenen Brief vor, ein „Schauspiel“ abgeliefert zu haben. Derzeit sollen die beiden Klubs im Fall Eberl, der noch bis 2026 in Gladbach unter Vertrag steht, über die Ablöse verhandeln. Ein erstes Angebot aus Sachsen von einer halben Million Euro soll Borussia als indiskutabel zurückgewiesen haben. Fünf Millionen gelten nun als mögliche Summe.

Um 18.32 Uhr, kurz nach Anpfiff, ertönten die Trillerpfeifen im Borussia-Park. Die Lautstärke war ohrenbetäubend. Gladbach-Fans veranstalteten ein gellendes Pfeifkonzert, wenn Leipzig im Ballbesitz war. Die Anhänger protestierten wie schon bei vergangenen Heimspielen auch diesmal gegen das Konstrukt RB. Die Aktion dauerte erneut 19 Minuten, die 19 steht dabei symbolisch für das Gründungsjahr des Klubs vom Niederrhein. Gladbach-Fans beleidigten zudem Rose, der im vergangenen Jahr per Ausstiegsklause nach Dortmund abgewandert war, mit Gesängen.

Wenn Gladbach indes den Ball hatte, peitschten die Fans ihr Team nach vorne. In der 9. Minute lenkte RB-Torwart Peter Gulacsi einen Kopfball von Elvedi nach einer Ecke über die Latte. Kurz darauf konnte Leipzig die Kugel nicht richtig klären. Joe Scally setzte über die rechte Seite nach und flankte. Marcus Thuram köpfte, Gulacsi wehrte den Ball flach nach vorne ab. Hofmann stürmte heran und traf aus kurzer Distanz. 1:0 für Gladbach − großer Jubel im Borussia-Park.

Gladbach-Ultras mit Protesten und Beleidigungen

Die Gäste bemühten sich mit hohem und intensivem Pressing − also Fußball mit Roses Handschrift − um eine schnelle Antwort. Die beste Chance vergab Silva, der bei seinem Schuss aus rund zehn Metern aber leicht in Rücklage geriet und den Ball links am Tor vorbeischoss (25.). Auf der Gegenseite geriet die RB-Abwehr immer wieder in Unordnung. Leipzigs David Raum unterlief ein böser Patzer, als er den Ball an Thuram verlor. Der Franzose stürmte aufs Tor zu, bediente mit einem mustergültigen Pass den mitgelaufenen Hofmann, der die Kugel an Gulacsi vorbei ins Tor schob. "Wir haben es in der ersten Halbzeit immer wieder geschafft, den Ball mit einer hohen Passgenauigkeit und guten Positionierung gefährlich in die Räume zu bringen", analysierte Farke.

Die Ultras hatten vor dem zweiten Treffer ein Transparent ausgerollt, mit dem sie ihre Vorwürfe an Eberl erneuerten. Auf diesem hieß es: „Monatelanges Gepokere mit einem Konstrukt ohne Seele, Max Eberl, dein Sinneswandel macht uns krank.“ Kurz darauf gab es weitere Spruchbänder mit üblen Beleidigungen in seine Richtung hinterher. In der 42. Minute folgte eine Durchsage an die Fans in der Nordkurve: „Bitte unterlasst das Aufhängen solcher Plakate, sonst wird der Schiedsrichter das Spiel unterbrechen.“ Das Banner wurde vor der Pause abgehängt.

Gladbach gewinnt gegen RB Leipzig auch in der Höhe verdient

Direkt nach dem Seitenwechsel gab Gladbach wieder auf dem Rasen den Ton an. Hofmann scheiterte diesmal an Gulacsi (52.), der jedoch erneut geschlagen war, als Bensebaini den Ball nach Vorlage von Kapitän Lars Stindl aus sieben Metern über den herauslaufenden Torhüter hinweg lupfte. Die Leipziger präsentierten sich defensiv weiterhin extrem schwach. Immer wieder unterliefen ihnen Abspielfehler, immer wieder boten sich den Gastgebern Chancen. Die zur zweiten Hälfte eingewechselten Leipziger Timo Werner und Xaver Schlager konnten keine Akzente setzen.

Den Borussen gelang am Ende ein auch in der Höhe gerechtfertigter Sieg gegen RB und ihren Ex-Trainer. "Wir sind heute sehr enttäuscht und schleppen das mit in die Pause", klagte Rose. Gladbach hingegen setzte vor der Länderspielpause ein Ausrufezeichen. Farke sagte: "Wir nehmen dieses Selbstvertrauen mit in die Pause."

Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Gladbach