Borussia Mönchengladbach

Gladbach droht ein schwieriger Umbruch: Sommer, Thuram und Bensebaini könnten gehen

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Torwart Yann Sommer (links) und Torjäger Marcus Thuram sind unumstritten Gladbacher Leistungsträger. Ihre Verträge laufen Ende Juni aus, dann wären sie ablösefrei zu haben.

Torwart Yann Sommer (links) und Torjäger Marcus Thuram sind unumstritten Gladbacher Leistungsträger. Ihre Verträge laufen Ende Juni aus, dann wären sie ablösefrei zu haben.

Foto: Getty Images, dpa

Mönchengladbach.  Borussia Mönchengladbach wird wichtige Stammkräfte womöglich in diesem Jahr verlieren. Wechselt Yann Sommer schon bald nach München?

Yann Sommer hat seinen sportlichen Wert für Borussia Mönchengladbach regelmäßig untermauert, auf besonders eindrucksvolle Weise aber zuletzt ausgerechnet in München. Am 27. August vergangenen Jahres gelangen ihm beim 1:1-Unentschieden beim FC Bayern mit 19 abgewehrten Torschüssen so viele Paraden in einem Bundesligaspiel wie keinem anderen Torwart seit Beginn der Datenerfassung 1992. Eins mit Sternchen, Weltklasse – bei der Beurteilung dieses Sommer-Abends waren sich alle Gladbacher und Münchener einig. Der Schweizer Nationaltorhüter berichtete danach von „laufenden Gesprächen“ mit der Borussia über seine Zukunft, eine Vertragsverlängerung schien zeitnah möglich.

Gladbach-Transfers: Bensebaini, Sommer und Thuram könnten gehen

Gut vier Monate später allerdings ist das Arbeitspapier des Schlussmanns, der seit 2014 am Niederrhein spielt, weiterhin nur bis Ende Juni 2023 datiert. Am Mittwoch trainierte der 34-Jährige bei Wind und Regen mit seiner Mannschaft in Mönchengladbach, während Münchener Medien etwas forsch bereits die Frage aufwarfen, ob Sommer mit seinen 1,83 Metern nicht zu klein für das große Bayern-Tor sei. Manuel Neuer (34), der nach einem Ski-Unfall langfristig verletzte Münchener Kapitän, den Sommer ersetzen soll, ist schließlich zehn Zentimeter größer.

Sein Körpermaß kompensiert Sommer jedoch seit Jahren mit enormer Sprungkraft und herausragenden Reflexen. Längst gilt er als Wunschlösung der Bayern, die am Mittwoch das Training auf dem Platz aufnahmen. Am Freitag werden sie ins Trainingslager nach Katar reisen, gerne hätten sie den neuen Torwart schon an Bord. Wird Sommer dann auch ins Flugzeug steigen?

Bislang deutet sich jedenfalls kein kurzfristiger Abschied an. Sommer soll in Gladbach zwar seinen Wechselwunsch hinterlegt haben, doch für einen Transfer müssten aus Gladbacher Sicht die Konditionen stimmen. „Yann ist einer von Europas besten Torhütern. Er hat einen Vertrag bis zum Sommer, und wir haben gar kein Bestreben, ihn irgendwie abzugeben“, sagt Gladbachs Trainer Daniel Farke. Es müsste schon „sehr gute Gründe geben“. Im Sommer wäre der Torwart ablösefrei, rund fünf Millionen Euro würde er aktuell kosten. Eine Summe, bei der sich die Gladbacher sicherlich gründlich überlegen, ob sie ihn angesichts ihrer sportlichen Ambitionen ziehen lassen.

Die Rückkehr ins internationale Geschäft würde ihnen einen größeren Spielraum in einem Jahr eröffnen, das für Gladbach mit einem schwierigen personellen Umbruch verbunden sein dürfte. Acht Verträge laufen im Sommer aus – auch die von Ramy Bensebaini (27) und Marcus Thuram (25). Bensebaini, einer der besten Linksverteidiger der Liga, steht bei Borussia Dortmund auf dem Zettel. Der Algerier wird die Fohlen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ebenso verlassen wie Torjäger Thuram.

Gladbach drohen Abgänge ohne Einnahmen

Der französische Vize-Weltmeister, der in dieser Spielzeit bereits zehn Treffer für Gladbach erzielt hat, wird mit mehreren europäischen Topklubs in Verbindung gebracht. Am ehesten aber mit Inter Mailand, wo er vermutlich schon 2021 gelandet wäre, wenn eine Knieverletzung den Wechsel-Plan nicht noch kurzfristig durchkreuzt hätte. Damals hätte Gladbach noch reichlich Geld mit einem Thuram-Transfer eingenommen, im Sommer droht nun der ablösefreie Abgang eines Spielers, dessen Marktwert sich auf rund 32 Millionen Euro beläuft. Umso wichtiger ist für den Klub, nun den Europapokal mit Stammkräften wie Thuram, Bensebaini oder auch Sommer zu erreichen.

Spieler dieser Qualität dürften darüber entscheiden, ob Gladbach, nach bisher 15 Saisonpartien Achter der Tabelle, nach zwei Jahren ohne europäische Teilnahme wieder einen Startplatz ergattern kann.

Gladbach-Soortchef Virkus will Talente fördern

Dieser brächte einerseits zusätzliche Einnahmen, gleichzeitig wäre der Klub aber auch attraktiver für mögliche Zugänge. Sportdirektor Roland Virkus verfolgt zwar das Ziel, vermehrt Talente aus der eigenen Jugend in den Profibereich zu integrieren, doch sie müssen auch langsam an das deutlich höhere Niveau herangeführt werden. Gladbach wird die eigenen Ansprüche also nur erfüllen können, wenn Spieler kommen, die das Potenzial mitbringen, sich schnell zu Leistungsträgern zu entwickeln.

Gerade im Fall Sommer steht Gladbach nun unter Druck. Auch seine beiden Vertreter Tobias Sippel (34) und Jan Olschowsky (21) besitzen nur Verträge bis Ende Juni. Ohne hochkarätigen Ersatz und entsprechendes Angebot wird die Borussia Yann Sommer in diesem Winter kaum ziehen lassen. Dafür ist er einfach zu wertvoll.

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