Borussia Mönchengladbach

Bayern in Unterzahl: Gladbach gewinnt intensives Duell 3:2

| Lesedauer: 7 Minuten
Lars Stindl (links) trifft zum 1:0 gegen die Bayern - seine Kollegen eilen zum Jubeln herbei.

Lars Stindl (links) trifft zum 1:0 gegen die Bayern - seine Kollegen eilen zum Jubeln herbei.

Foto: afp

Mönchengladbach.  Borussia Mönchengladbach hat in Überzahl und in einer umkämpften Partie Meister Bayern München 3:2 geschlagen. Jonas Hofmann überragt.

Es war diesmal ein besonders ungewohntes Bild, Yann Sommer vor der Nordkurve zu sehen, also dort, wo er so viele Male mit den Fans von Borussia Mönchengladbach im Rücken Tore verhindert hatte. Denn am Samstag trug der 34 Jahre alte Schweizer nicht mehr die Raute auf der Brust, sondern das Vereinsemblem des FC Bayern München. Erstmals seit seinem Wechsel zum Rekordmeister spielte Sommer gegen seine langjährigen Teamkollegen − und dreimal musste er dabei hinter sich greifen. Deshalb durften die Gladbacher mit ihren Anhängern am Ende auch einen Sieg feiern: Mit dem 3:2 (1:1)-Erfolg gegen den Rekordmeister und Bundesliga-Spitzenreiter machten sie ihrem Namen als "Angstgegner" der Bayern alle Ehre. Sie profitierten dabei allerdings auch von einer Überzahl, weil der Münchener Dayot Upamecano früh die Rote Karte gesehen hatte (8. Minute).

Freundlicher Empfang für Bayern-Torwart Sommer in Gladbach

Seit Sommer 2011 holte Borussia 35 Punkte gegen die Münchener – alle anderen Mannschaften kommen seitdem auf maximal 19 Zähler in Duellen mit dem Branchenprimus. Die Bayern gewannen von den vergangenen neun Liga-Spielen im Borussia-Park auch nur zwei. Letztmalig siegten die im Bayern in Mönchengladbach am 2. März 2019 − an einem Karnevalssamstag. Eine Wiederholung gelang ihnen mit ihrem neuen Torwart, der ja in diesem Winter verpflichtet worden war, weil Manuel Neuer, 36, sich bei einer Ski-Tour das Bein gebrochen hatte, vier Jahre später nicht.

Sommer war im Borussia-Park von den Fans mit großem Applaus empfangen worden. Borussias Vizepräsident Rainer Bonhof und Sportdirektor Roland Virkus überreichten dem 34-Jährigen vor der Partie eine Foto-Collage. Sie bedankten sich bei Sommer für seinen Einsatz in achteinhalb Jahren, in denen er 335 Pflichtspiele für die Gladbacher bestritt. Sein Nachfolger im Tor der Fohlen, Sommers Schweizer Kollege Jonas Omlin, absolvierte gegen die Bayern sein sechstes Spiel für Gladbach.

Duell gerät schnell schwungvoll und turbulent

Im Vergleich zur Partie der Vorwoche bei Hertha BSC (1:4) gab es drei Änderungen in der Gladbacher Startelf. Marcus Thuram und Joe Scally, die beide mit Wadenproblemen zu kämpfen haben, saßen auf der Bank, Luca Netz fehlte wegen Oberschenkelbeschwerden. Alassane Pléa, Stefan Lainer und Ramy Bensebaini, der nach einer Erkrankung wieder fit war, durften dafür beginnen. Bayern-Trainer Julian Nagelsmann tauschte nach dem 1:0-Sieg im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League bei Paris Saint-Germain auf gleich fünf Positionen: Statt Matthis de Ligt, Joao Cancelo, Leroy Sané, Jamal Musiala (alle Bank) und Kingsley Coman (Wadenprobleme) spielen Daley Blind, Serge Gnabry, Thomas Müller, Ryan Gravenberch und Alphonso Davies.

Schnell entwickelte sich ein recht schwungvolles, turbulentes Duell, in dem die Bayern schnell in Unterzahl gerieten. Nach einem langen Ball von Bensebaini sprintete Pléa auf Sommer zu, unmittelbar gefolgt von Upamecano. Bayerns Abwehrspieler hielt seinen französischen Landsmann an der Schulter, Pléa ging zu Boden, Schiedsrichter Tobias Welz zeigte Upamecano die Rote Karte (8.). Eine äußerst umstrittene Entscheidung, die allerdings auch nach der Überprüfung durch den Video-Assistenten nicht revidiert wurde. Gladbach-Kapitän Lars Stindl schlenzte den fälligen Freistoß aus rund 20 Metern Richtung rechtes Toreck, Sommer wehrte den Ball zur Seite ab (12.).

Stindl trifft zum 1:0, Koné erhöht

Kurz darauf gingen die Gastgeber aber durch eine clevere Freistoß-Variante in Führung: Statt den Ball von der rechten Seite vor das Tor zu flanken, worauf offenbar auch die Münchener gewartet hatten, spielte Jonas Hofmann die Kugel nach links zu Stindl, der per Direktabnahme flach aus 18 Metern abschloss. Mithilfe des rechten Innenpfostens gelangte der Ball ins Tor – 1:0 für Gladbach (13.)

Immer wieder war es Stindl, der zu Chancen kam. So auch zehn Minuten nach dem Führungstreffer, in einer Phase, in der Gladbach durch die Überzahl vor allem im Mittelfeld Raumvorteile verzeichnete. Manu Koné bediente im Sechzehnmeterraum von der linken Seite mit einen flachen Zuspiel Stindl, der den Ball aber rechts am Tor vorbeischoss. Er ließ damit eine sehr gute Möglichkeit zum 2:0 ungenutzt (23.). Es war eine vergebene Großchance, über die sich der Kapitän ärgern musste.

Choupo-Moting trifft für Bayern zum Ausgleich

Zumal auf der Gegenseite plötzlich die Bayern zuschlugen. Davies nahm über die linke Seite Fahrt auf, passte den Ball dann nach innen Richtung Elfmeterpunkt zu Eric Maxim Choupo-Moting, der wuchtig mit einem halbhohen Ball vollstreckte. Ein Ausgleich, der sich nicht unbedingt angedeutet hatte (35.). Ein zielgerichteter Angriff genügte den Bayern in der ersten Halbzeit aber, um das 1:1 zu erzielen. Auffällig: Gladbach setzte wiederholt auf Umschalt-Momente, brachte die Bayern damit in Probleme. Allerdings fehlte den Borussen mehrmals die Genauigkeit bei Pässen in die Spitze.

Es war ein unterhaltsamer, spannender Bundesliga-Klassiker, den 54.042 Zuschauerinnen und Zuschauer im ausverkauften Borussia-Park sahen. Bayerns Joshua Kimmich (49.) setzte einen Schuss aus 20 Metern nur wenige Zentimeter über die Latte. Auf der Gegenseite gelang es den Gladbachern nun, ein präziseres Kombinationsspiel aufzuziehen. Wie in der 55. Minute, als Pléa von rechts in die Mitte zu Hofmann passte, der mit einem Linksschuss zum 2:1 traf (55.). Kurz darauf traf Bensebaini nur die Latte (57.).

Marcus Thuram macht für Gladbach gegen Bayern alles klar

Eine lange Zeit ereignisreiche Partie verlor nach einer Stunde etwas an Tempo, was auch daran lag, dass Gladbach etwas defensiver agierte, also nicht mehr so viel nach vorne riskieren wollte. Bayerns Joao Cancelo kam noch zu einer aussichtsreichen Gelegenheit, traf beim Abschluss den Ball aber nicht richtig (70.). Ansonsten wirkten die Münchener nun sehr müde. Der eingewechselte Marcus Thuram machte mit seinem elften Saisontreffer alles klar (84.). Der Anschlusstreffer durch Mathys Tel in der Nachspielzeit fiel für die Münchener zu spät. Gladbach bleibt der Angstgegner der Bayern.

Hier geht es zum Live-Ticker zum Nachlesen:

Gladbach - FC

Die Startaufstellungen:

Mönchengladbach: Omlin - Lainer, Itakura, Elvedi, Bensebaini - Kramer, Koné - Wolf, Hofmann, Stindl - Pléa

München: Sommer - Pavard, Upamecano, Blind - Kimmich, Goretzka - Gnabry, Davies - Müller, Gravenberch - Choupo-Moting

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