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DFB-Frauen wahren Olympia-Chance mit 4:0-Sieg in Bochum

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Jubel nach dem Führungstreffer: Torschützin Klara Bühl (Mitte) freut sich mit ihren Teamkolleginnen.

Jubel nach dem Führungstreffer: Torschützin Klara Bühl (Mitte) freut sich mit ihren Teamkolleginnen.

Foto: Getty Images

Bochum.  Inmitten des Schwebezustands um die Bundestrainerin haben sich die DFB-Frauen mit einem Erfolg gegen Island zurückgemeldet.

Eine ausgedehnte Ehrenrunde, fast schon überschwänglicher Jubel von den Rängen und hocherfreute Gesichter: Tief im Westen haben deutsche Fußballerinnen endlich mal wieder mit einem überzeugenden Vortrag in die Erfolgsspur zurückgefunden. Der vollauf überzeugende 4:0 (2:0)-Erfolg gegen Island im zweiten Nations-League-Spiel weckte in Bochum vor 14.998 Fans sogar Erinnerungen an die unbeschwerten EM-Zeiten, auch wenn der Gegner ein eher limitiertes Niveau verkörperte.

„Wir wollten das Ruder rumreißen und ein anderes Gesicht zeigen“, sagte die überglückliche Giulia Gwinn, „die Zuschauer haben uns getragen.“ Und so löste dieses beschwingte Länderspiel einige Blockaden nach dem WM-Desaster. Die überragende Klara Bühl war „unfassbar froh, dass der Knoten geplatzt ist: Es war geil und hat Spaß gemacht.“

Mit dem „Vierfach-Wumms“ im Revier lebt die Hoffnung auf eine Teilnahme an den Olympischen Sommerspielen 2024 weiter. Nach eher tristen Monaten, überwölbt von der düsteren Krankmeldung der Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg, beklatschte die begeisterte Kulisse im ausverkauften Ruhrstadion nicht nur die Treffer der überragenden Doppeltorschützin Klara Bühl (19./78.), Giulia Gwinn (35./Foulelfmeter) und Lea Schüller (68.), sondern auch die vielen elanvollen Momente in einer einseitigen Auseinandersetzung.

Druck auf DFB steigt

Die Protagonisten erhöhten aber bereits kurz nach Spielende den Druck auf den Verband, die ungeklärte Trainerfrage zu lösen. „Es wird Zeit, dass eine Entscheidung fällt“, sagte Mittelfeldspielerin Lena Lattwein. Man könne sich von den Ereignissen an der Seitenlinie nicht abkoppeln. „das ist nicht so ganz leicht.“ Die Mannschaft hätte die Information erhalten, dass es Voss-Tecklenburg „nicht richtig gut“ gehe; dass die 55-Jährige zurückkehre, könne „noch dauern“.

Die nächsten Partien in der Nations League gegen Wales (27. Oktober) und auf Island (31. Oktober) werden von den Spielerinnen als Fixpunkte genannt, diese Personalie zügig zu klären, die wegen der Verdienste von Voss-Tecklenburg viel Fingerspitzengefühl erfordert. Torhüterin Merle Frohms würde es nur „fair“ finden, wenn „MVT“ Bestandteil der Aufarbeitung wäre, aber auf eine Entscheidung drängt auch sie: „Der Schwebezustand kann dauerhaft nicht bleiben.“

Die vorläufig beförderte Co-Trainerin Britta Carlson will nicht die Chefrolle bekleiden, auch wenn die 45-Jährige diesmal das richtige Gespür bewies. Ihre mit sieben Spielerinnen vom VfL Wolfsburg bestückte Startelf ließ den Willen zur Wiedergutmachung erkennen. „Die Art und Weise war wichtig: Wir haben von vorne bis hinten eine gute Leistung gezeigt“, lobte die eingewechselte Laura Freigang. Die Selbstvertrauen strotzende Bühl löste an der Castroper Straße mit einem Schuss aus dem Hinterhalt zum 1:0 die Handbremse. Das 2:0 blieb der nach ihrem zweiten Kreuzbandriss zurückgekehrten Gwinn vorbehalten, die nach einem Foul an Lattwein den fälligen Strafstoß sicher versenkte. „Ich war ja lange nicht dabei. Da keiner aktiv zum Ball gegangen ist, habe ich ihn mir geschnappt.“

Bühl trifft doppelt gegen Island

Mit der per Kopfball erfolgreichen Schüller trug sich noch eine dritte Spielerin vom FC Bayern in die Torschützenliste ein, ehe Bühl erneut mit einem wuchtigen Vollspannstoß den sehenswerten Schlusspunkt setze. Ob die zentrale Achse mit der umsichtigen Abwehrchefin Marina Hegering, der robusten Abräumerin Lena Oberdorf und der starken Antreiberin Sydney Lohmann, die offensivstarken Außenverteidigerinnen Gwinn und Sarai Linder als auch die wuseligen Außenstürmerinnen Jule Brand und Bühl: Sie alle taten sich beim 16. Sieg im 17. Vergleich gegen Island als Aktivposten hervor, die die Chance auf Olympia 2024 nicht einfach wegwerfen wollten.

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