Ruhrgebiet. Bei heißem Wetter so verlockend: Einfach kostenlos in den Kanal springen! Aber das birgt erhebliche Gefahren. Was Schwimmer beachten sollten.
Hohe Temperaturen und Sonne satt. Kein Wunder, dass viele Menschen bei heißem Sommerwetter Abkühlung im Kanal suchen. Davon gibt's im Ruhrgebiet schließlich genug – Dortmund-Ems-Kanal. Rhein-Herne-Kanal, Datteln-Hamm-Kanal, Wesel-Datteln-Kanal...
Doch Flüsse und Kanäle sind eigentlich in erster Linie Verkehrswege für Schiffe. Ist das Baden im Kanal also erlaubt? Und welche Gefahren sollten Schwimmer beachten? Wir beantworten die wichtigsten Fragen mit Hilfe der Feuerwehr Dortmund:
Darf ich im Kanal baden?
Das Baden im Kanal ist nicht ausdrücklich erlaubt, es wird aber geduldet - mit Ausnahme bestimmter Bereiche.
Wo darf ich nicht baden?
Das Schwimmen ist nach der der Binnenschifffahrtsstraßenordnung in folgenden Bereichen grundsätzlich verboten:
- 100 Meter ober- und unterhalb von Brücken,
- im Bereich von Wehren und Hafenanlagen
- im Schleusenbereich
Warum ist das Baden in diesen Bereichen verboten?
Das hat gute Gründe! Vor Schleusen gibt es erhebliche Strömungen. Denn durch das Füllen und Leeren der Schleusen entsteht dort eine Sogwirkung, der sich selbst geübte Schwimmerinnen und Schwimmer nicht entziehen können. Im Bereich von Wehren ist diese Sogwirkung durch den ständigen Wasserfluss sogar permanent vorhanden. Dagegen kommt ein Mensch nicht an!
Können Schiffsführer auf Schwimmer reagieren?
Der Binnenschiffer steuert das Schiff vom Heck aus. Er oder sie hat also eine Schiffslänge von über 100 Metern vor sich. Schwimmer kann man daher nicht sehen. Zudem erfordert die Navigation in Schleusen oder unter Brücken viel Konzentration. Schwimmer im Bereich von Schleusen oder Brücken bedeuten für Schiffsführer daher eine zusätzliche Belastung.
Was passiert, wenn ich zu nah ans Schiff schwimme?
Schwimmen in der Nähe von Schiffen ist nach Binnenschifffahrtsstraßenordnung verboten. Kommt ein Schwimmer einem Schiff doch zu nahe, kann dies im schlimmsten Fall tödliche Folgen haben.
Denn Schiffe mit spitzem Bug verdrängen das Wasser zur Seite. So entsteht eine Welle, die den Schwimmer abtreiben lässt und an die steinige Uferböschung drücken kann. Zusätzlich entsteht durch die Vorwärtsbewegung des Schiffes und die Arbeit der Schiffsschraube ein starker Sog. Ein Schwimmer, der sich in Höhe des Schiffes befindet, kann dadurch leicht in Richtung Schiffsschraube gezogen werden.
Bei Schiffen mit stumpfen Bug wird das Wasser zuerst nach unten gedrückt, bevor eine Welle entsteht. Der Schwimmer wird dadurch unter den Schiffsrumpf gezogen - oft mit tödlichen Folgen.
Kann ein Schiff bremsen?
Nein. Schiffe fahren auf dem Kanal mit einer Geschwindigkeit von bis zu zehn bis zwölf Stundenkilometern. Sie können nicht bremsen, sondern nur alle Maschinen rückwärts laufen lassen. Daher kommen sie erst nach etwa 500 Metern zum Stehen.
Warum ist das Springen von Brücken gefährlich?
Die Wassertiefe im Kanal misst maximal vier bis fünf Meter. Beim Sprung von einer Brücke drohen beim Aufprall tödliche Verletzungen. Auch der Sprung von einer weniger hohen Brücke kann gefährliche Folgen haben. So können im Wasser treibende Gegenstände wie leere Flaschen oder spitze Holzstücke leicht übersehen werden. Sie befinden sich häufig im Brückenbereich unter der Wasseroberfläche und können zu schweren Verletzungen führen. Zudem sind es oft Eisenbahnbrücken mit Stromkabeln.
Müssen Schwimmer mit Strafen rechnen?
Die Wasserschutzpolizei ist verstärkt in der Ferienzeit im Einsatz. Sie ahndet Fehlverhalten mit Ordnungswidrigkeits- oder Strafverfahren. Schwimmer müssen mit Platzverweisen, Verwarnungen und Bußgeldern rechnen.
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