Regionalverband Ruhr

Mispeln: Gelee und Soße aus einer fast vergessenen Frucht

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Die Mispel ist eine fast vergessene Frucht. Beim Workshop des RVR im Haus Ripshorst erklärt Daniela Scharf Wissenswertes über die Frucht.

Die Mispel ist eine fast vergessene Frucht. Beim Workshop des RVR im Haus Ripshorst erklärt Daniela Scharf Wissenswertes über die Frucht.

Foto: Jakob Studnar / FUNKE Foto Services

Oberhausen.  Mispel, nicht Mistel: Wer kennt die alte Sorte noch? Wo das Steinobst wächst, wie es schmeckt – und wofür sie außer Gelee sonst noch gut ist.

Sie ist eine fast vergessene Frucht – die Mispel. Leicht bräunlich wächst das Steinobst an einem strauchähnlichen Baum im Garten von Haus Ripshorst in Oberhausen heran. Das bis zu sechs Meter hohe Gewächs erblüht im Mai und Juni in weißen und hellrosa Blüten. „Wegen der schönen Blüten haben viele den Baum im Vorgarten stehen, wissen aber oft nicht, was sie aus der Frucht machen können“, sagt Diplom-Biologin Daniela Scharf.

Im Mispel-Workshop des Regionalverband Ruhr (RVR), den Scharf leitet, sollen Fragen wie diese beantwortet werden. Aber auch: Ist jede Mispel essbar? Wie schmeckt sie? Wann ist sie reif? Was kann man aus ihr herstellen?

Erntezeit: Mispeln können ab Ende Oktober geerntet werden

Im Herbst ist Zeit, die Früchte zu ernten. „Ende Oktober sind die Mispeln bereit für die Ernte“, erklärt Scharf. Wenn die ersten Früchte von allein vom Baum fallen, können auch die anderen gepflückt werden. Aber: „Man sollte nicht an den Mispeln ziehen“, mahnt Scharf. Generell gilt: Sind die Früchte reif, bilden sie eine Trennschicht am Stiel, und sie gehen von allein ab.

Mispeln sind reich an Vitamin C, Stärke, Pektin und Gerbstoffen. Als Hausmittel wird ihnen eine heilende Wirkung bei Verdauungsstörungen zugesprochen. Das Fruchtfleisch erinnert in der Farbe an Aprikosen, in der Form an eine Pflaume. In Supermärkten gebe es die Früchte allerdings so gut wie nie zu kaufen. Oft gebe es sie nur in privaten Gärten oder vereinzelt in der Natur. Nicht zu verwechseln ist sie mit der Mistel, unter deren Zweigen sich Verliebte in der Weihnachtszeit küssen.

Regnerischer Herbst 2023: „Früchte sind sehr groß geworden“

Dieses Jahr habe der Mispelbaum sehr viele Früchte getragen. „Nachdem es in den vergangenen Monaten so viel geregnet hat, sind die Früchte sehr groß geworden“, erklärt die Workshop-Leiterin. Perfekt, um sie weiterzuverarbeiten.

Tee aus Mispeln: Wie Früchtetee, nur weniger sauer

Doch was kann man aus den Früchten herstellen? Ein Gelee zu kochen, ist eine Möglichkeit, weiß Scharf. Gesagt, getan. Um die mit Mispeln gefüllte Holzkiste stehen die Teilnehmenden des Workshops und entfernen die Blätter, waschen die Früchte und schälen sie. Die bräunliche Schale fällt auf den Tisch. Die Schalen müssen nicht weggeworfen werden. „Es ist immer besser, wenn man die Früchte mit Strunk und Stiel verwenden kann“, sagt Daniela Scharf. Auf dem Herd setzt sie die Obstschalen mit Wasser auf und lässt sie wenige Minuten köcheln. Der Geruch von warmem Apfelsaft steigt in die Nase. Schon ist der Tee fertig. „Das schmeckt wie ein Früchtetee, nur nicht so sauer“, sagt eine Teilnehmerin. „Unglaublich, wie geschmackvoll das durch so ein bisschen Schale ist“, sagt ein anderer.

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Mispel-Gelee selbst kochen – Fruchtfleisch kann weiterverarbeitet werden

Für das Gelee werden die geschälten Früchte in einem großen Topf mit Wasser übergossen und aufgekocht. Scharf gießt die Früchte ab, als das Wasser leicht rosa ist. Um den Gelierzucker hinzuzufügen, muss das Wasser erneut kochen. Dann lässt Scharf den Zucker hineinrieseln. „Stellt jemand bitte einen Timer auf vier Minuten, sobald das Wasser mit dem Zucker kocht?“

Währenddessen werden die Früchte weiterbearbeitet. Der Kelch muss entfernt werden. Anschließend müssen die Samen aus dem Fruchtfleisch entnommen werden. Dafür drücken die Teilnehmenden das weiche Fruchtfleisch mit den Fingern sanft auseinander. „Da müsst ihr bis fünf zählen. Es sind immer fünf Samen in der Mispel und die müssen alle raus“, erklärt Scharf. Auch das Fruchtfleisch wird weiter verwendet. Nach vier Minuten füllt Scharf die Wasser-Zucker-Mischung in Gläser mit einem Schraubverschluss und stellt sie für ein paar Minuten auf den Kopf. Fertig ist das Mispel-Gelee.

Mispeln roh essen: Fruchtfleisch werde durch Frost teigig

Aber auch roh können die Früchte gegessen werden. Dafür benötigen die Mispeln jedoch Frost. „Gibt es da einen Trick, wenn es mal keinen Frost gibt?“, fragt ein Teilnehmer. „Ich lege sie immer in den Tiefkühler und taue sie dann wieder auf“, sagt eine andere, die einen Mispel-Baum im Garten hat. Dann werde das Fruchtfleisch teigig und könne ausgelöffelt werden.

Auch für herzhafte Gerichte kann das Fruchtfleisch genutzt werden. „Zum Beispiel könnte man Zwiebeln anschwitzen, dann das Fruchtfleisch mit anbraten, Tomaten dazu und das dann zu Nudeln geben“, sagt Daniela Scharf. Klar, dass sie und die Teilnehmenden das übrig gebliebene Fruchtfleisch mit nach Hause nehmen...

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