Dortmund. Viele BVB Fans sind sauer: Kein Public Viewing und die meisten TV-Kneipen sind auch längst voll. Gastronomen blicken mit Sorge auf Fanandrang.
Es war nur ein kurzer Satz, doch der sorgt noch immer für lang anhaltende Aufregung. „Es wird am Samstag kein Public Viewing in der Stadt geben“, stellte Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal im Vorfeld des letzten Bundesliga-Spieltages noch einmal klar. Wer den möglichen Meistertitel des BVB live vor dem Bildschirm miterleben wolle, müsse das „privat organisieren“. „Kommen Sie nicht in die Stadt, um das Spiel zu schauen“, appellierte der Bürgermeister. Im Netz toben seitdem die Fans. Zumindest die, die kein Sky-Abo haben.
„Peinlich“ sei das, schimpfen sie und stellen der Stadt „ein Armutszeugnis“ aus. Dabei würde die Stadt anscheinend gerne übertragen, sie darf nur nicht. Es sei nicht möglich gewesen, mit Sky die Rechte so abzustimmen, dass es einen Übertragungsweg gegeben hätte, sagt Westphal. „Sowohl der BVB als auch wir haben alles versucht, das mit Sky zu klären. Aber es gibt offenbar unterschiedliche Sichtweisen, wann sich was rechnet.“
Sky will keinen Präzedenzfall schaffen
Die gibt es. „Unser Geschäftsmodell basiert auf Erlösen durch Abonnenten, zu denen sehr viele Hoteliers und Gastronomen gehören“, heißt es beim Bezahlsender. „Um auch deren Interessen zu schützen und keinen Präzedenzfall zu schaffen, aber auch um Anfragen und Bundesligaclubs gleich zu behandeln, ist Public Viewing für uns grundsätzlich keine Option.“ Seitdem sind Menschen mit dem passenden Pay-TV-Abo sehr beliebt.
Und Plätze in Fußball-Kneipen sind sehr begehrt. Anfragen werden von vielen Kneipiers in der City mittlerweile nur noch mit einem Lachen beantwortet. „Rund 600 Anrufe in zwei Tagen habe ich bekommen“, erzählt ein Wirt am Alten Markt. Und ein anderer berichtet, er habe „so viel Bier gelagert, wie noch nie.“ Aufgestockt haben auch die Kioske in der Stadt. „Das wird der beste Tag des Jahres“, hofft eine Betreiber nahe des Hansaplatzes. Der Handel ist da etwas zurückhaltender. „Die Stadt wird natürlich voll sein“, sagt Thomas Schäfer, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes NRW in Dortmund. „Aber natürlich kaufen die Fans nicht unbedingt viel an so einem Tag.“
Dortmunder Gastronomen: Es wird wohl nicht ohne Einlassbeschränkungen gehen
s werden so viele Menschen in die Stadt kommen, das können Kneipen und Gastronomie gar nicht auffangen“, ist sich Philip Winterkamp, Kreisvorsitzender beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) und Vorsitzender der Gastro-Initiative Dortmund, sicher. „Wir schauen mit großer Vorfreude, aber auch mit entsprechendem Respekt auf das Wochenende.“
Um den erwarteten Ansturm zu bewältigen, hätten einige Gastronomen nun eigenes Sicherheitspersonal gebucht. „Wir werden nicht umhin kommen, Einlassbeschränkungen zu machen“, kündigte Winterkamp an. Dass es Zulassungsbeschränkungen zum Alten Markt in der Innenstadt gebe und Fernsehübertragungen draußen nicht zugelassen seien, könne er aus Sicherheitsgründen verstehen. Umso mehr rechne er mit Andrang auf die Lokale.
Auch für eine mögliche Meisterschaftsfeier am Sonntag hat sich Winterkamp nach eigenen Worten „mehr Engagement von Verein und Stadt gewünscht, das als Fest zu veranstalten.“ Er rechnet mit deutlich mehr als den von der Polizei erwarteten „mindestens 200.000 Fans“, die versorgt werden müssten. „Natürlich war das auch eine kurzfristige Entwicklung.“
300.000 Tickets hätten verkauft werden können
Wie groß das Interesse an dem letzten Saison-Spiel der Borussia ist, lässt eine Zahl erahnen, die BVB-Organisationsleiter Christian Hockenjos parat hat. „Wir hätten gut und gerne 300.000 Tickets verkaufen können. Aber das Stadion wird ja nicht größer am letzten Spieltag.“
Wer nicht hineinkommt in eine Kneipe, für den ist Abpfiff schon vor dem Anpfiff. Zumindest am Alten Markt dürfen die Wirte – angeblich auf Anweisung von Sky - ihre Fernseher nämlich nicht so drehen, dass die Bildschirme von außen zu sehen sind. Der Stadt kommt das nicht ungelegen. Ansonsten, fürchten die Verantwortlichen, würden sich zu viele Menschen auf zu wenig Raum versammeln. Die Innenräume der Kneipen ließen sich eben einfacher managen, wenn es zu voll werde, so Westphal. „Irgendwann ist halt zu – das ist nun mal so.“
Teile der Innenstadt können gesperrt werden
Der Alte Markt sei ohnehin der „kritischste Punkt“ der Stadt, weiß Feuerwehrchef Dirk Aschenbrenner. Fast komplett umbaut und mit nur wenigen Zu- und Abgängen. Weil man aller Appelle zum Trotz davon ausgeht, dass zu Spielbeginn viele Menschen in der Stadt sein werden, gibt es deshalb für den Platz ein „vorbereitetes Sperrkonzept“. Kurz gesagt: Bevor es zu voll wird, wird dicht gemacht. Besser also, man kommt gar nicht erst. „In der Stadt findet nichts statt“, sagt auch Aschenbrenner.
Zumindest nicht, bis die Schale – wie erhofft - nach Dortmund gegangen ist. Traditionell ist die City dann schon wenig später fest in der Hand von Menschen in schwarz-gelben Trikots. „Darauf sind wir eingestellt“, sagt der Dortmunder Polizei-Chef Gregor Lange und kündigt an. „Wir sind am Samstag mit starken Kräften unterwegs.“ Im Falle der Meisterschaft am Sonntag sogar mit noch stärkeren. Genau wie die Feuerwehr, DSW 21 und die Stadt selbst.
„Sicherheit hat höchste Priorität“
Deutsche Meisterschaft 2011 und 2012, Pokalsieg 2017 – „wir haben ja eine gewisse Erfahrung mit solch großen Veranstaltungen“, sagt Stadtsprecher Michael Meinders. Trotzdem haben sie – ungeachtet des Tabellenstandes des BVB in der Bundesliga – schon vor Wochen mit Planungen für eine mögliche Meisterfeier begonnen., denn: „Sicherheit hat höchste Priorität“, stellt Meinders klar. Mit 200.000 Besuchern rechnen Stadt und Polizei am Sonntag beim Korso, selbst 400.000 wären kein Problem, behauptet Aschenbrenner, Fans erwarten angesichts des langen Wochenendes und des angekündigten guten Wetters sogar 600.000 Feiernde. Meinders gibt keine Prognose ab. „Es wird“, sagt er nur, „auf jeden Fall voll.“ Wenn der BVB Meister wird. (mit dpa)
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