Berlin . Mariupol wird vom Asow Regiment gehalten, "mutig verteidigt", wie der ukrainische Botschafter Melnyk betont. Er macht sich angreifbar.
Auch nach einem Monat Krieg kann die Ukraine die strategisch wichtige Hafenstadt Mariupol halten. Sie wird vor allem vom Asow Regiment "mutig verteidigt", wie der ukrainische Botschafter in Berlin, Andrij Melnyk, twittert. "Jetzt verstehen Sie, warum die Russen sich in die Hosen machen, wenn sie das Wort Asow hören."
Diie schätzungsweise 2000 Kämpfer gelten als ultranationalistisch bis rechtsextrem. Im Ukraine-Krieg scheint der Erfolg jede Waffenbrüderschaft zu heiligen. Berührungsängste hat der Diplomat nicht. Für Kritiker hat Melnyk einen Rat parat: "Kümmert euch lieber um Eure eigenen Rechtsradikalen." Via Twitter streitet er sich vornehmlich mit Linken-Politikern: "Halten Sie lieber Ihre Klappe." Die Rechtsextremismus-Vorwürfe hält er offenkundig für russische Propaganda.
Für Russlands Präsident Wladimir Putin ist das Regiment ein Ärgernis. Bereits nach der Annektierung der Krim 2014 haben die Kämpfer pro-russische Kräfte aus Mariupol vertrieben; was quasi zum Gründungsmythos der Truppe gehört. Wenn Putin davon redet, die Ukraine zu entnazifizieren, dann dürfte er nicht zuletzt das Asow-Regiment im Auge haben.
Asow-Regiment: In der rechten Szene bestens vernetzt
Asow steht für das Asowsche Meer. Die Truppe ist Teil eines weltweiten rechtextremen Netzwerkes. In ihrem Emblem prangt die „Wolfsangel“, ein Symbol aus NS-Deutschland. Die Partei "Swoboda", die als politischer Arm mehrerer ultranationalistischer Bewegungen galt, bekam bei der letzten Wahl 2019 nur knapp über zwei Prozent der Stimmen und sitzt deswegen auch nicht im Parlament in Kiew, wie Melnyk ausdrücklich in Erinnerung ruft.
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Belegbar ist eine Nähe der Neonazi-Partei „Der 3. Weg“, die über Gedenkveranstaltung des Asow Regiments auf ihrer Webseite berichteten und Vertreter der Truppe für ihren Podcast „Revolution auf Sendung“ interviewen. Im Netz kursieren Fotos mit Kämpfern, die einen Hitler-Gruß zeigen.
Die Bundesregierung hält fest, dass „Teile der deutschen rechtsextremistischen Szene rechtsextreme Kämpfer innerhalb der ukrainischen Regierungstruppen von Deutschland aus, beispielsweise mit Spendenaufrufen, unterstützen“ würden.
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Asow-Milizionäre: Enge Verbindung nach Deutschland
In einer Antwort auf Anfrage der Linken-Innenexpertin Martina Renner schreibt die Bundesregierung vor einem Jahr über das Projekt „Kraftquell“, in dem Angehörige der Asow-Bewegung und deutsche Neonazis seit 2018 „Ferienaufenthalte in Deutschland“ vermitteln – mutmaßlich an Familien der Asow-Millizionäre. Gründungsort des Projekts war das sogenannte „Haus Montag“ in Pirna (Sachsen), Sitz der Geschäftsstelle des NPD-Kreisverbands.
Dieser Artikel erschien zuerst auf waz.de.
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