Berlin. Wann bekomme ich eigentlich mehr Rente, als ich Beiträge in die Versicherung bezahlt habe? Lesen Sie hier, wie alt sie werden müssen.
- Viele Rentnerinnen und Rentner bekommen mehr Geld, als sie eingezahlt haben
- Der Grund dafür ist, dass die Menschen immer älter werden
- Eine Studie zeigt, dass sich die Rente finanziell somit sehr schnell lohnt
Es ist das altbekannte Dilemma der gesetzlichen Rente in Deutschland. Weil die Bevölkerung immer älter wird, müssen immer weniger Arbeitnehmer für immer mehr Rentner und Rentnerinnen aufkommen. Der Staat muss dieses Ungleichgewicht mit Mitteln aus dem Bundeshaushalt aufstocken, denn die Höhe der Rente ist garantiert. Dafür "bezuschusst" der Staat, beziehungsweise der Steuerzahler, die Rente jährlich mit Hunderten Milliarden Euro – der mit Abstand größte Kostenpunkt der Bundesrepublik.
Für die einzelnen Beitragszahler lohnt sich die gesetzliche Rentenversicherung aber genau wegen dieser Garantie schon nach relativ kurzer Zeit. Das hat jüngst eine Untersuchung des Rentenexperten und Finanzmathematikers Werner Siepe erneut belegt, über die die "Bild"-Zeitung zuerst berichtet hatte.
System | Die gesetzliche Rente funktioniert nach dem Äquvivalenz- und dem Solidarprinzip. |
Renten-Arten | Grund-, Erwerbsminderungs- und Hinterbliebenenrente |
Ausnahmen | Selbstständige und Freiberufler sind in der Regel von der Versicherungspflicht befreit. |
Finanzierung | Die gesetzliche Rente in Deutschland ist grundsätzlich umlagenfinanziert. |
Probleme | Die Unterfinanzierung resultiert hauptsächlich aus der zunehmend älter werdenden Bevölkerung in Deutschland. |
Drei Säulen | Die Altersvorsorge in Deutschland umfasst die gesetzliche, betriebliche und private Altersvorsorge. |
Ursprung | Die gesetzliche Rente wurde am 22. Juli 1889 unter Reichskanzler Otto von Bismarck offiziell eingeführt. |
Rendite aus der Rente berechnen: So geht's
Die Frage, die hinter der Untersuchung steht, ist simpel: Wann bekomme ich mehr raus, als ich einbezahlt habe? Dafür untersuchte Siepe typische Rentenbescheide aus den Jahren 2007 bis 2020. Dann teilte er die gesamte Summe der eingezahlten Rentenbeiträge durch die zu erwartende Monatsrente.
Das Ergebnis sind die Anzahl der Monate in Rente, die es braucht, bis man das eingezahlte Geld von der Rentenversicherung wieder bekommen hat. Jeder Monat darüber, in dem das Geld weiter fließt, ist praktisch der Gewinn.
Vereinfachtes Beispiel mit aktuellen Durchschnittswerten:
- Würde ein Versicherter die nächsten 45 Jahre immer das Brutto-Durchschnittsgehalt von gleichbleibend 38.901 Euro (Wert 2022) verdienen, bekäme er pro Jahr genau einen Rentenpunkt, auch als Entgeltpunkt bekannt.
- Die Höhe der Beiträge für einen Rentenpunkt ist abhängig vom Beitragssatz. Der beträgt für das Jahr 2022 18,6 Prozent auf den Brutto-Lohn, wobei der Arbeitgeber die Hälfte trägt. Würde der Beitragssatz ebenfalls die nächsten 45 Jahre gleich bleiben, müsste der Versicherte pro Jahr für einen Rentenpunkt also rund 3618 Euro bezahlen. Macht insgesamt 162.810 Euro an Beiträgen.
- Geht der Versicherte nach 45 Jahren dann mit 45 Rentenpunkte in die normale Altersrente, bekommt er aktuell 1538,55 Euro Rente in den alten oder 1506,15 Euro Rente in den neuen Bundesländern.
- Teilt man nun die 162.810 Euro durch 1538,55 kommen rund 106 Monate heraus. Der Beispiel-Rentner müsste also gut acht Jahre und zehn Monate seine gesetzliche Rente beziehen, bis er seine eingezahlten Beträge wieder raus hat.
- Angenommen er geht mit dem gesetzlichen Renteneintrittsalter von 67 Jahren in den Ruhestand, müsste er demnach rund 76 Jahre alt werden, bis er eine "Renten-Rendite" erzielt.
Es bleibt zu betonen, dass in dieser Rechnung Werte benutzt werden, die sich in den kommenden Jahren auf jeden Fall verändern werden. Das kann sich positiv und negativ auf die Renten-Rendite auswirken. Wenn beispielsweise wie erwartet der Rentenwert, also das Geld, was für einen Rentenpunkt ausgezahlt wird, steigt, erhöht sich auch die Renten-Rendite. Steigt aber wie ebenfalls erwartet der Beitragssatz, hätte das wiederum negative Auswirkungen. (jasc)
Dieser Artikel erschien zuerst bei morgenpost.de.
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