Leibarzt: Trump ist fast fettleibig, aber fit im Kopf
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Dirk Hautkapp
Seinen geistigen Gesundheitszustand hat Donald Trump auf eigenen Wunsch überprüfen lassen. Der verwendete Test ist allerdings denkbar einfach.
Foto: Manuel Balce Ceneta / dpa
WashingtonKörperlich könnte der US-Präsident auch eine zweite Amtszeit überstehen, so sein Arzt. Und er kann Nashörner von Kamelen unterscheiden.
Falls Donald Trump in den vergangenen 20 Jahren häufiger auf sein geliebtes Fastfood inklusive Steaks, Schokoladenkuchen und Cola-Light verzichtet hätte, „könnte er 200 Jahre alt werden“.
In diese halb scherzhaft gemeinten Worte kleidete Dr. Ronny Jackson, seit 2006 Leibarzt amerikanischer Präsidenten, den rundum positiven Kernbefund des offiziellen Gesundheitschecks Trumps kurz vor Ablauf des ersten Amtsjahres.
„Außergewöhnlich gute Gene“
Danach besitzt der 71-jährige Milliardär alles in allem eine „exzellente Gesundheit“, die sich vorzugsweise durch seinen lebenslangen Verzicht auf Alkohol und Tabak sowie „außergewöhnlich gute Gene“ erkläre.
Bei einer fast einstündigen Unterrichtung im Weißen Haus ging Jackson, dessen Expertise bereits zu Zeiten von George W. Bush und Barack Obama als über alle Zweifel erhaben galt, ausführlich durch sämtliche Statistiken von Cholesterin (insgesamt 223, also zu hoch, was mit dem Medikament Crestor behandelt wird) bis Ruhepuls (68), Blutzucker (89) und Blutdruck (122/74).
Das erste Jahr von Präsident Trump in 6 Zahlen
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Trump wolle sechs, sieben Kilo abspecken
Dass Trump, was auf Fotos, die ihn auf dem Golfplatz zeigen, gut zu sehen ist, zu viel Hüftgold besitzt, sparte der bei der Marine angestellte Mediziner nicht aus. Bei einer Körpergröße von 1,90 Meter wiege Trump derzeit 108,4 Kilogramm. Sein Bodymassindex (BMI) liege bei 29,9 und damit nur eine Winzigkeit unter der Kategorie „Fettleibigkeit“, die rechnerisch bei 30 beginnt.
Die New York Times merkte dezent an, dass in Trumps New Yorker Führerschein zuletzt eine Körpergröße von 1,88 Meter angegeben gewesen sei, demnach wäre der Präsident adipös. Durch Sport und Ernährungsumstellung wolle Trump in diesem Jahr „sechs, sieben Kilo“ abnehmen, sagte Jackson.
„Einzigartige Fähigkeit, morgens aufzustehen“
Auf akribisches Nachfragen der Journalisten („Schaut der Präsident zu viel Fernsehen?“, „Darf der Präsident künftig nur noch eine Eiskugel am Tag essen?“) wiederholte der Arzt, das bei den am vergangenen Freitag durchgeführten Untersuchungen im Militärkrankenhaus Walter Reed nirgends Besorgnis aufgetreten sei. Lunge, Diabetes, Knochen, Leber, Nieren, Schilddrüse – alles im grünen Bereich. Allerdings täte dem (bis auf Golf) bekennenden Anti-Sportler Trump ein bisschen mehr regelmäßige Bewegung ganz gut.
Jackson nötigt die Tatsache, dass der Präsident im Schnitt täglich nur „vier bis fünf Stunden“ schläft, Respekt ab. Dennoch sei Trump selten gestresst. „Er hat eine einzigartige Fähigkeit, morgens aufzustehen und einen neuen Tag zu beginnen.“ Und dies in „geistig sehr klarem Zustand“.
Kognitivitäts-Test auf Trumps eigenen Wunsch
Damit spielte Jackson auf die zuletzt durch verschiedene Enthüllungsbücher öffentlich gewordenen Zweifel an der mentalen Verfassung Trumps an, der sich oft wiederholt, bei öffentlichen Auftreten zuweilen unzusammenhängend redet und sprunghaft die Themen wechselt.
Um Klarheit zu schaffen, unterzog sich Trump auf eigenen Wunsch einem Standard-Test, mit dem Ärzte die kognitiven Fähigkeiten untersuchen und erste Anzeichen von Parkinson oder Alzheimer erkennen können. Bei dem so genannten „MoCa“-Test (www.mocatest.org) wird unter anderem anhand von Zeichnungen darum gebeten, einen Löwen von einem Nashorn und einem Kamel zu unterscheiden. Außerdem müssen die Probanden einen dreidimensionalen Würfel zeichnen und fehlerfrei den Satz „Die Katze versteckte sich immer unter dem Sofa, wenn die Hunde im Zimmer waren“ wiederholen.
Experten beharren auf neuro-psychiatrischer Untersuchung
Trump erzielte 30 von 30 möglichen Punkten. Jackson bescheinigte ihm eine „sehr scharfe Auffassungsgabe“ und fügte hinzu: „Ich habe keinen Anlass zu glauben, dass der Präsident irgendwelche Probleme mit seinen Denkvorgängen hat.“ Alles andere sei „Boulevardblatt-Psychologie.“
Millionen US-Bürger wollen Trump loswerden
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Dagegen halten Experten wie die renommierte Forensikerin Bandy Lee es nach wie vor für notwendig, Trump einer umfassenden „neuro-psychiatrischen Untersuchung“ zu unterziehen, um seinen Geisteszustand wirklich erschöpfend beurteilen zu können.
Leibarzt: Trump fit für zweite Amtszeit
Jackson erklärte abschließend, dass Trump aus heutiger Sicht betrachtet beste Voraussetzungen besitze, diese und eine eventuelle zweite Amtszeit (bis 2025) gesundheitlich fit zu überstehen.
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Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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