Düsseldorf Man hat es geahnt: 2022 bescherte NRW Hitze und Dürre auf Rekordniveau. Umweltminister Krischer rechnet mit noch mehr Extremwettern.
Das Wetter in NRW scheint an der Schwelle zu 2023 mit frühlingshaften Temperaturen bis 18 Grad und Sturmböen verrückt zu spielen – einmal mehr in einem Jahr der Wetter-Rekorde.
„Das Wetterjahr 2022 verabschiedete sich in NRW rekordwarm“, meldete der Deutsche Wetterdienst am Freitag in seiner vorläufigen Jahresbilanz. Die Durchschnittstemperatur lag bei 11,2 Grad, also deutlich über dem langjährigen Mittelwert von neun Grad.
Sonnenschein ohne Ende
Mit 1984 Sonnenstunden wurde der langjährige Mittelwert um 544 Stunden und der des Vorjahres um 484 übertroffen. „Der Sommer war erschreckend trocken und der Herbst ungewöhnlich warm“, erklärte der DWD in der regionalen Betrachtung. Die Niederschlagsmenge lag mit 737 Litern auf den Quadratmeter in diesem Jahr um 138 Liter niedriger als im Durchschnitt.
NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) erwartet in den nächsten Jahren eine weitere Zunahme der Hitzeperioden und der extremen Wetterereignisse. "Die Klimakrise trifft uns mit voller Wucht und die Folgen der globalen Erwärmung werden immer mehr zur Belastung für Mensch, Umwelt und Infrastruktur", sagte er dieser Redaktion. "Die Hochwasserkatastrophe 2021 und die Dürreperiode 2022 zeigen die Dimensionen der Extremwetter-Ereignisse.“
Wetterdienst-Experte: "Erderwärmung schreitet ungebremst voran"
Laut DWD war das Wetterjahr 2022 in ganz Deutschland außergewöhnlich, womöglich war es sogar das wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen, also seit 1881. Seitdem ist es in Deutschland 1,7 Grad wärmer geworden. DWD-Vorstand Tobias Fuchs warnte: „Das rekordwarme Jahr 2022 sollte für uns alle ein erneuter Ansporn sein, beim Klimaschutz endlich vom Reden zum Handeln zu kommen. Wir haben es bisher nicht geschafft, wirkungsvoll auf die Treibhausgasbremse zu treten. Die Erderwärmung schreitet nahezu ungebremst voran.“
In den vergangenen Jahren wurde laut dem NRW-Umweltministerium eine Reihe hitze- und wärmebedingter Höchstwerte gebrochen. Im Jahr 2018 wurde mit 76 Sommertagen (Höchsttemperatur mindestens 25 Grad Celsius) in NRW ein neues Maximum erreicht. Im darauffolgenden Jahr wurden am 25. Juli 2019 in Duisburg-Baerl und Tönisvorst mit Höchsttemperaturen von 41,2 Grad Celsius neue Höchstwerte in Deutschland aufgestellt.
Mehr Tropennächte, weniger Frost und Eis
Laut Klimabericht NRW 2021 war das Jahr 2020 das wärmste in Nordrhein-Westfalen seit Messbeginn. 13 der vergangenen 20 Jahre zählten zu den wärmsten Jahren seit Aufzeichnungsbeginn. Ebenfalls evident ist die Abnahme der Zahl der Frost- und Eistage, während Sommer- und Hitzetage sowie Tropennächte immer häufiger auftraten. Nach Auswertungen des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) hat insbesondere seit den 1950er Jahren eine starke Zunahme der Hitze-Tage stattgefunden.
Die Landesregierung kündigte gegenüber dieser Redaktion an, den Klimaschutz im neuen Jahr deutlich zu stärken, indem zum Beispiel der Ausbau der Erneuerbaren Energien vorangetrieben werde, etwa durch Beschleunigung und Verbesserung der Genehmigungsprozesse in den Regierungsbezirken. Darüber hinaus sei für 2023 die Erarbeitung einer Klimaanpassungsstrategie geplant, die sich auch mit der Hitzebelastung der Bevölkerung und den Auswirkungen von Dürrephasen auf den Wasserhaushalt beschäftigt.
Hochwasserschutz muss verbessert werden
Die dritte Säule ist der Hochwasserschutz, der intensiviert und ausgebaut sowie 2023 personell und finanziell besser ausgestattet werden soll. "Als Reaktion auf die Hochwasserkatastrophe im Sommer 2021 werden wir uns alle Aspekte des Hochwasserschutzes noch einmal vornehmen. Dazu gehört auch die Frage, ob und in welcher räumlichen Ausdehnung Überschwemmungsgebiete neu festgelegt werden müssen", sagte Minister Krischer.
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