Berlin. Bund und Länder wollen, dass alle private Kontakte weiter beschränken – auch Kinder und Jugendliche. Verbände kritisieren das scharf.
Kinderschutzverbände haben den Appell von Bund und Ländern, zur Eindämmung der Corona-Pandemie auch die Kontakte von Kindern weiter zu begrenzen, scharf kritisiert. „Soziale Interaktion ist sehr wichtig, gerade für Jugendliche ist sie das zentrale Entwicklungsmoment“, sagt Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerks (DKHW), unserer Redaktion. „Es ist völlig unverhältnismäßig und kinderfeindlich, das auf einen Kontakt zu beschränken.“
Mit der Schließung von Sportvereinen, Kulturstätten und Freizeitzentren werde Kindern und Jugendlichen ohnehin schon sehr viel zugemutet im Moment, so Hofmann weiter. Eine zusätzliche Beschränkung sozialer Kontakte auf einen Haushalt sei „zu wuchtig“. „Man erreicht damit nur, dass Verständnis verspielt wird bei Kindern und Jugendlichen.“
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Kinder sollen zurückstecken, in den Büros läuft „ungeregelter Präsenzbetrieb“
Auch beim Deutschen Kinderschutzbund sieht man den Vorschlag sehr kritisch. „Es ist furchtbar für das Kind, das sich zwischen seinen Freunden entscheiden soll und es ist furchtbar für jenes Kind, das im Zuge einer solchen Entscheidung vielleicht abgewiesen werden musste“, sagt Präsident Heinz Hilgers unserer Redaktion. Eine solche Entscheidung, „die mit so viel Potenzial für Zurückweisungen und Tränen verbunden ist“, solle Kindern nicht auferlegt werden.
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Es ärgere ihn, so Hilgers, dass in den jüngsten Vorschlägen vor allem Kinder und Jugendliche im Zentrum stünden. „Denn gleichzeitig läuft in den Bürohäusern deutscher Innenstädte ein völlig ungeregelter Präsenzbetrieb weiter“.
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Kinder- und Jugendpsychiater: „Wichtig ist es, das transparent zu machen“
Michael Kölch, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, mahnte ebenfalls, man müsse schauen, dass keiner „übrig bleibt“ bei der Wahl des festen Kontakts. Er zeigte sich aber auch optimistisch, dass Kinder und Jugendliche mit altersgerechten Erklärungen gut mit der Situation umgehen könnten. „Wichtig ist es, das transparent zu machen“, so Kölch.
Kommentar: Uneinigkeit bei Bund und Ländern - ein Corona-Plan muss her
Bund und Länder appellierten am Montag nach einer Zwischenbilanz des November-Lockdowns an die Bevölkerung, soziale Kontakte noch weiter zu beschränken. Auch Kinder und Jugendliche sind nun angehalten, sich nur noch mit einem festen Freund in der Freizeit zu treffen. (tma)
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