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Tonband-Mitschnitt: So liefert sich Trump selbst ans Messer

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Dokumentenaffäre: Trump plädiert auf unschuldig

Dokumentenaffäre: Trump plädiert auf unschuldig

Der in der Dokumentenaffäre angeklagte Ex-US-Präsident Donald Trump hat bei einer historischen ersten Gerichtsanhörung alle Vorwürfe zurückgewiesen und auf nicht schuldig plädiert. Trump selbst äußerte sich bei dem Gerichtstermin nicht, bezeichnete das Verfahren aber später vor Anhängern als "bösartigsten und abscheulichsten Machtmissbrauch in der Geschichte unseres Landes". former US President Donald Trump's arraignment in Miami

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Washington.  CNN veröffentlicht einen Wortwechsel von Donald Trump. Warum Geheimdienstmitarbeiter über den Mitschnitt nur den Kopf schütteln können.

Dass in den USA der rechtspopulistische TV-Sender Fox News die Berichterstattung des unter Linksliberal-Verdacht stehenden Konkurrenten CNN eins zu eins übernimmt, noch dazu, wenn sie Donald Trump in ein fatales Licht rückt, kommt nie vor. Es sei denn CNN hat in der Affäre um den strafrechtlich und historisch einmaligen Klau von sensiblen Staatsgeheimnissen durch Donald Trump einen entlarvenden Tonbandmitschnitt zugespielt bekommen.

Der Zwei-Minüter, der am Montagabend auf allen relevanten TV-Sendern, also auch Fox, rauf unter runter lief, enttarnt den Ex-Präsidenten, dessen Stimme unverkennbar ist, "als Lügner und Gesetzesbrecher", befanden Analysten. Mit Blick auf die unlängst verkündete Anklage gegen ihn wegen Behinderung der Justiz und Verstoßes gegen ein Anti-Spionage-Gesetz könnte sich Trump damit "selbst ans Messer geliefert haben".

Donald Trump: Man hört seine Papiere rascheln

In dem Gesprächsmitschnitt aus dem Sommer 2021, also rund acht Monate nach seiner Abwahl als Präsident, wird deutlich, dass Trump – im Wissen um die Illegalität seines Tuns – unbefugten Dritten in seinem Golf-Domizil in Bedminster Einblick in geheime Unterlagen zur nationalen Sicherheit gegeben hat. Man hört sogar das Papier rascheln.

Ein Tatbestand, den Trump vor Wochen bei einer hitzigen TV-Diskussion auf CNN mit Wählern kategorisch ausgeschlossen hatte. Auch gegenüber Fox News hielt Trump vor wenigen Tagen an seiner Darstellung fest, er habe nur aus Zeitungsausschnitten zitiert.

Die Wahrheit ist: Es handelt sich um ein Dokument, in dem es um militärische Gedankenspiele über einen US-Militär-Angriff gegen das Mullah-Regime im Iran geht. „Als Präsident hätte ich sie (die Unterlagen - d. Red.) freigeben können, jetzt kann ich es nicht", sagte Trump in gelöster, fast heiterer Atmosphäre gegenüber einem Buch-Autor und zwei seiner Bediensteten.

Was bedeutet: Trump war sich vollumfänglich bewusst darüber, dass sein Zurückhalten der sensiblen Akte gegen das Gesetz verstieß. Bis dato hatte Trump öffentlich wiederholt behauptet, er habe erstens Dritten niemals Geheimnisse gezeigt und zweitens seien die Geheimhaltungsvorschriften in seinem Fall gegenstandslos, weil er als Präsident jedwede Unterlage davon befreien könne. Beides entspricht nicht den Tatsachen.

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Trump-Anwalt geht auf Distanz

Das bezeugt Trump in dem Tonbandmitschnitt, der in dem von Sonder-Ermittler Jack Smith für Dezember angestrebten Prozess dem Vernehmen nach eine zentrale Rolle spielen wird, selber: "Es ist immer noch ein geheimes Dokument", sagt Trump an einer Stelle.

Die Veröffentlichung des Trump-Tonband sorgte im Camp des früheren Präsidenten, der 2024 erneut antreten will, für bemerkenswerte Distanzierungen. Ari Fleischer, früherer Sprecher von Präsident George W. Bush, ereiferte sich vor laufender Kamera über den laxen Umgang Trumps mit Regierungsunterlagen, die Amerikas nationale Sicherheit betreffen. James Schultz, ehemals Trump-Anwalt, sagte, dass der Tonbandmitschnitt die Anklage von Sonder-Ermittler Jack Smith "stark untermauern" wird.

Stimmen aus der Geheimdienst-Szene schüttelten vor allem wegen der Stilistik der Enthüllung den Kopf. Trump redet wie ein hitzköpfiger Teenager ("Ist das nicht interessant? Es ist so cool."), als er Unbefugten die Staatsgeheimnisse zeigt. Ein Akt, der in den USA in der Regel mit jahrelangen Gefängnisstrafen geahndet wird. Am Ende des Wort für Wort dokumentierten Gesprächs, das Trump mit unbekannten Zivilisten führte, bestellte der Ex-Präsident Coca-Cola für alle.

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