Washington. Schlechte Nachrichten für Impfwillige: US-Behörden raten zu einem Stopp für Impfungen mit Johnson & Johnson. Das sind die Gründe dafür.
Nach sechs Fällen von Hirn-Thrombosen bei bisher ingesamt 6,8 Millionen verabreichten Impfungen treten die US-Behörden beim Anti-Corona-Wirkstoff von Johnson & Johnson auf die Bremse. Die Arzneimittelbehörde FDA und das Seuchenschutzzentrum CDC rieten am Dienstag dazu, bis zur Klärung der Fälle, von denen Frauen zwischen 18 und 48 Jahren betroffen sind, das Präparat von J & J vorläufig nicht mehr einzusetzen. Auch die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) prüft das Mittel bereits.
In den USA betonten CDC und FDA wie auch der Hersteller selbst, dass es sich um sehr seltene Einzelfälle handele und ein kausaler Zusammenhang zwischen den diagnostizierten Blutgerinnseln und der Verabreichung des Wirkstoffs nicht zweifelsfrei erwiesen sei.
Johnson & Johnson und Astra-Zeneca haben ähnliche Probleme
Mediziner betonten, dass der Einsatz von blutverdünnendem Heparin in den besagten Thrombose-Fällen kontraproduktiv sein könnte. Gesundheits-Experten erklärten inoffiziell, dass die Probleme mit J & J Ähnlichkeiten zu Astra-Zeneca aufwiesen.
Der Corona-Impfstoff des schwedisch-britischen Herstellers darf wegen Thrombose-Gefahr in mehreren Ländern nur eingeschränkt verabreicht werden, in den USA ist er noch gar nicht zugelassen worden. Welche Regeln Deutschland für die Vergabe von Astrazeneca festgelegt hat, lesen Sie hier. In Europa warten Mediziner und Politik zudem auf den Impfstoff des Tübinger Unternehmens Curevac, der im Spätsommer eine Zulassung erhalten könnte.
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Für Johnson & Johnson ist die absehbare Zwangspause bereits die zweite Hiobsbotschaft. Vor 14 Tagen stellte sich heraus, dass in einer Produktionsstätte in Baltimore 15 Millionen Impf-Dosen fehlerhaft waren, weil Bestandteile für das Vakzin vertauscht worden waren. Auch deshalb kann der Konzern laut US-Medien versprochene Liefermengen für die einzelnen Bundesstaaten nicht mehr halten.
Corona-Impfung: Entwicklung in den USA hat Auswirkungen auf EU
Für die ambitionierte Strategie von Präsident Joe Biden, bis zum Frühsommer weite Teile der erwachsenen US-Bevölkerung (260 Millionen Menschen) geimpft zu haben, kann das Moratorium einen Rückschlag bedeuten. Weil er im Gegensatz zu den Marktführern Pfizer/Biontech und Moderna in einer Einmal-Dosis gespritzt und mit weniger Aufwand aufbewahrt werden kann, setzt die Regierung große Hoffnungen auf den Johnson & Johnson-Impfstoff.
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Die neue Entwicklung in den USA kann auch Auswirkungen in Europa haben. Das Johnson & Johnson-Vakzin wurde Mitte März in der Europäischen Union zugelassen, ist dort aber noch nicht verabreicht worden. Die EU-Kommission erwartet, dass der Wirkstoff ab nächsten Montag erstmals zur Verfügung steht. Bis Ende Juni sollen 55 Millionen Dosen geliefert werden.
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