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Wahl des Bundespräsidenten: Diese Prominenten sind dabei

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Bundesversammlung: So läuft die Wahl des Bundespräsidenten

Bundesversammlung: So läuft die Wahl des Bundespräsidenten ab

Am 13. Februar kommt die Bundesversammlung zusammen, um den neuen Bundespräsidenten zu wählen. Bereits jetzt ist klar: Der amtierende Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier strebt eine weitere Amtszeit an.

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Berlin  Die Parteien dürfen für die Wahl des Bundespräsidenten Prominente nominieren. Wer ist am Sonntag bei der Bundesversammlung dabei?

  • Am Sonntag, 13. Februar, kommt die Bundesversammlung zusammen, um einen Bundespräsidenten zu wählen
  • Frank-Walter Steinmeier gilt als Favorit – es wäre die zweite Amtszeit des SPD-Politikers
  • Bei der Wahl sind als Entsandte der Landesparlamente auch viele Promis dabei

Am 13. Februar wird es voll im Berliner Paul-Löbe-Haus, wenn die 17. Bundesversammlung zusammenkommt, um den nächsten Bundespräsidenten zu wählen. 1472 Personen dürfen in diesem Jahr ihre Stimme abgeben.

Zur Hälfte sind das die Abgeordneten des Bundestags. Noch einmal so viele Mitglieder werden von den Landesparlamenten entsandt – vertreten sind neben Politikerinnen und Politikern auch Personen aus der Zivilgesellschaft und reichlich Prominenz. Auffällig in diesem Jahr: Die Auswahl der Fraktionen spiegelt politische Großereignisse der vergangenen Jahre wider.

Corona-Experten an der Wahlurne: Diese bekannten Gesichter sind dabei

Beispielsweise entsendet die grüne Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie an der Charité und eines der bekanntesten Gesichter der Corona-Pandemie. Sie wolle damit auch ein Zeichen gegen verleumderische Angriffe auf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler setzen, schrieb die Fraktion in einer Pressemitteilung.

Außerdem gehören diese Forschenden zu den Delegierten bei der Bundespräsidentenwahl:

  • Infektiologin Marylyn Addo (Hamburg, nominiert von der SPD)
  • Virologin Sandra Ciesek (Hessen, nominiert von den Grünen)
  • Biontech-Gründerin Özlem Türeci (Rheinland-Pfalz, nominiert von der SPD)
  • Intensivmediziner Gernot Marx (Nordrhein-Westfalen, nominiert von der CDU)
  • Intensivmediziner Christian Karagiannidis (Nordrhein-Westfalen, nominiert von den Grünen)

Auch die Influencer-Ärztin Carola Holzner, bekannt als "Doc Caro" wurde von der nordrhein-westfälischen SPD nominiert. Der möglicherweise bekannteste Pfleger in der Bundesversammlung dürfte Alexander Jorde sein. Der 26-Jährige war nach seinem Wahlarena-Auftritt 2017 in vielen Talkshows zu Gast und hat 2019 ein Buch mit dem Titel "Kranke Pflege. Gemeinsam aus dem Notstand" veröffentlicht.

Es gibt auch noch zwei weitere Gäste aus der Wissenschaft: Chemie-Nobelpreisträger Benjamin List ist von der NRW-CDU nominiert worden. Und nach zwei Flügen ins All ist die Anfahrt zur Bundesversammlung für Alexander Gerst wohl ein Kinderspiel. Der Astronaut wählt für die Grünen aus Baden-Württemberg am 13. Februar mit.

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Sport: Diese Athleten dürfen den Bundespräsidenten wählen

Für die bayerische SPD darf der Fußballspieler Leon Goretzka vom FC Bayern München den Bundespräsidenten wählen. Der 27-Jährige hat mit seinem Verein im vergangenen Jahr den Bundesliga-, DFB-, und Champions League-Pokal gewonnen. Er spielt außerdem für die deutsche Nationalmannschaft.

Christian Streich, langjähriger Trainer des SC Freiburg, fährt ebenfalls nach Berlin. Sein Kollege Hans-Dieter ("Hansi") Flick, derzeit Trainer der Nationalmannschaft, wurde von der CDU-Fraktion aus Baden-Württemberg in die Bundesversammlung berufen.

Aus dem Sportbereich kommt auch die ehemalige Radrennfahrerin Kristina Vogel nach Berlin. Die Thüringer CDU hat die zweifache Olympiasiegerin aufgestellt. Auch die Brandenburger Parteien entsenden sportliche Talente: Die Grünen-Fraktion hat die die Schwimm-Olympiasiegerin Britta Steffen für die Bundesversammlung durchgesetzt. Die SPD-Fraktion setzt auf die Cottbuser Radsportlerin Jana Majunke, die bei den Paralympics 2021 in Tokio zwei Goldmedaillen gewonnen hatte.

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Bundesversammlung mit vielen bekannten Schauspielern

Klaas Heufer-Umlauf darf für die SPD zur Bundesversammlung. Er moderiert für den Fernsehsender ProSieben die Abendsendung "Late Night Berlin" und produziert mit seinem Kollegen Joko Winterscheidt verschiedene Spielshows für den Sender. Auch die Autorin und Moderatorin Sophie Passmann ist von der SPD nominiert. Passmann wurde im vergangenen Jahr mit dem Grimme- und dem Nannen-Preis für den Beitrag "Männerwelten" über Sexismus und sexualisierte Gewalt ausgezeichnet. Für die Brandenburger Grünen ist aus dem Fernsehbereich die Schauspielerin Fritzi Haberland nominiert.

Die Schauspielerin Sibel Kekilli, unter anderem bekannt als ehemalige Kieler Tatort-Kommissarin, Game-of-Thrones-Nebenrolle Shae und Hauptdarstellerin in Fatih Akins "Gegen die Wand", wird von den Baden-Württemberger Grünen entsandt.

Bundesversammlung: Diese TV-Kommissare und Satiriker sind dabei

Außerdem wählen die Krimi-Darsteller Dietmar Bär, der im Kölner Tatort den Freddy Schenk verkörpert und Leonard Lansink für Nordrhein-Westfalen mit. Letzterer ist bekannt als Privatdetektiv Georg Wilsberg der gleichnamigen ZDF-Krimiserie. Beide wurden von der SPD eingeladen, wie auch Komiker Hennes Bender. Die nordrhein-westfälische FDP schickt den Kabarettisten Dieter Nuhr zur Wahl, Komiker Bernd Stelter wird für die CDU entsandt.

Alexander Hold von den Bayerischen Freien Wählern war 2017 selbst Kandidat für Deutschlands höchstes Amt. Der ehemalige Fernsehrichter ist Vizepräsident des Bayerischen Landtags, wird selbst mit abstimmen und hat sich erwartbar für die kürzlich aufgestellte Kandidatin Stefanie Gebauer ausgesprochen: "Die Zeit ist reif für eine Bürgerpräsidentin!", teilte er unserer Redaktion mit.

Wahl des Bundespräsidenten: Diese Musiker sind dabei

Schlagersänger Roland Kaiser wird den 13. Februar nicht an schneeweißen Stränden verbringen, sondern im Bundestag sein. Die SPD in Mecklenburg-Vorpommern schickt den 69-Jährigen zur Bundesversammlung. Mit dem Wahlablauf hat er Erfahrung, die SPD hat ihn bereits 2017 nach Berlin entsendet.

Für das musikalische Gegenstück sorgt der Pianist Igor Levit, der von den Grünen aus Niedersachsen aufgestellt worden ist. Er kennt Schloss Bellevue auch schon von innen: Während der Kontaktbeschränkungen Anfang April 2020 spielte er dort die Waldstein-Sonate von Ludwig van Beethoven auf Einladung von Steinmeier. Das Konzert wurde live über das Internet übertragen. Levit trat auch bei einigen Wahlkampfveranstaltungen der Grünen vor der Bundestagswahl auf.

Mit Joy Denalane ist eine weitere Größe des Musik-Geschäfts in der Bundesversammlung vertreten. Die 48-jährige Sängerin ist von den Grünen aus Baden-Württemberg nominiert worden.

Bundesversammlung: Mehrere Autorinnen und Autoren sind dabei

Schriftstellerin Gaby Hauptmann wählt bereits zum zweiten Mal in der Bundesversammlung mit. Als sie 2012 für Joachim Gauck stimmte, habe Friedrich Merz neben ihr gesessen und "leidenschaftlich erklärt, wie schön interessant und abwechslungsreich" seine Arbeit bei Blackrock sei und ihn die Politik überhaupt nicht mehr reize. In diesem Jahr will die Baden-Württembergische Autorin Frank-Walter Steinmeier wählen, da dieser Deutschland in den vergangenen vier Jahren "gut vertreten" habe und ein Diplomat sei, der zu seiner Meinung stehe. Nominiert wurde sie von der CDU.

Aus Baden-Württemberg kam die Einladung der Grünen für Saša Stanišić. Der 43-jährige Autor wurde für seine Romane "Vor dem Fest" und "Herkunft" mehrfach ausgezeichnet. Die Bremer Linke schickt Rapperin und Autorin Reyhan Şahin, bekannt als "Lady Bitch Ray" zur Bundesversammlung. Die 41-Jährige twitterte über ihre Einladung unter anderem "Werde mir Mühe geben". Sie persönlich findet es richtig, dass sie in diesem Jahr mitwählt, "denn wir brauchen mehr Frauen, die die alten weißen Männer nacheinander vom Thron stoßen", sagte sie unserer Redaktion.

Eine Wahlentscheidung habe sie noch nicht getroffen, wolle diese aber von den "sozialen und politischen Skills" abhängig machen: "sie sollte sich für soziale Gerechtigkeit, gegen Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus, für die Gleichberechtigung für alle Geschlechter, für wissenschaftlichen Fortschritt und gegen soziale Armut einsetzen und auch weitsichtig sein", erklärte Şahin.

Angela Merkel: Schnelle Rückkehr auf die politische Bühne

Die ehemalige Bundeskanzlerin ist keine Prominente im klassischen Sinn. Sie hatte aber nach dem Ende ihrer Amtszeit angekündigt, sich vorerst aus dem politischen Leben zurückzuziehen. Jetzt kommt sie als eine von den 1472 Mitgliedern der Bundesversammlung kurzzeitig zurück auf die politische Bühne.

Die CDU-Landtagsfraktion Mecklenburg-Vorpommern hat Merkel nominiert. Der Fraktionschef Franz-Robert Liskow sagte gegenüber dem NDR: "Wir freuen uns, dass sie das bejaht hat." Mit der Nominierung wolle sich die CDU, "auch ein klein wenig bedanken, für das, was sie für das Land getan hat."

Neben Merkel werden auch einige frühere Ministerpräsidenten erscheinen:

  • Matthias Platzeck (Brandenburg, SPD)
  • Edmund Stoiber (Bayern, CSU)
  • Roland Koch (Hessen, CDU)
  • Erwin Sellering (Mecklenburg-Vorpommern, SPD)
  • Stanislaw Tillich (Sachsen, CDU)
  • Dieter Althaus (Thüringen, CDU)
  • Christine Lieberknecht (Thüringen, CDU)
  • Bernhard Vogel (Thüringen, CDU)

Bundespräsidenten-Wahl: Vertreter der Zivilgesellschaft stimmen mit ab

Die Flut im Ahrtal war eines der einschneidendsten Ereignisse 2021. Mehrere Personen, die damit in Verbindung stehen, dürfen nun das höchste Amt Deutschlands mit wählen. So etwa ein ehemaliger Kommunalpolitiker und Fluthelfer aus NRW oder Jörg Meyrer, katholischer Pfarrer im Ahrtal. Carolin Weitzel, Bürgermeisterin von Erftstadt, ist ebenfalls Mitglied der Bundesversammlung. Für sie sei das eine Ehre und "besonders Anerkennung der täglich gelebten Solidarität der Bürgerinnen und Bürger gegenüber den von der Hochwasserkatastrophe Betroffenen".

Bundesversammlung: Angehörige von Opfern rechter Gewalt nominiert

Der hessische Landtag hat mit Ajla Kurtovic und Serpil Temiz-Unvar zwei Angehörige der Opfer des rassistischen Attentats 2020 in Hanau nominiert. Auch eine Angehörige der vom NSU Ermordeten, Semiya Şimşek-Demirtas, wurde von den Thüringer Linken zur Wahl entsandt. Ebenfalls von den Linken, aber aus Hessen, wurde Anwältin Seda Başay-Yıldız ernannt, die im NSU-Prozess die Nebenklage vertreten hat.

Der Menschenrechtsaktivist und frühere Viva-Moderator Tobias Schlegl wird ebenfalls dabei sein. Für ihn ist es "Pflicht, Verantwortung und Freude zugleich", den Bundespräsidenten wählen zu dürfen. Der 44-Jährige ist zum ersten Mal Mitglied der Bundesversammlung und von der SPD Nordrhein-Westfalen berufen.

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