Bochum. Den ersten stationären Satelliten für Funker steuert die Sternwarte Bochum. Bezahlt hat ihn Katar, ein Scheich funkt auf gleicher Wellenlänge.
Es rauscht und fiept, als Thilo Elsner ins All ruft. Rund 36.000 Kilometer hoch und wieder zurück zur Erde rast das Signal – von der Bodenstation an der Sternwarte Bochum zum ersten geostationären Amateurfunk-Satelliten weltweit, der vor wenigen Tagen in Betrieb gegangen ist. Ein Meilenstein für den nicht-kommerziellen Amateurfunk, sagt Elsner stolz. Der Satellit Qatar OSCAR-100, kurz QO-100, soll künftige Generationen von Raumfahrt-Enthusiasten und Technik-Nerds hervorbringen, wenn es nach Elsner und seinen Mitstreitern geht.
Schüler, Studenten und Forscher gehören zur Zielgruppe
Ohne seine ersten Amateurfunk-Erlebnisse als Teenager wäre Elsner selbst wohl nie bei einer Sternwarte gelandet, geschweige deren Leiter geworden. „Heute haben wir alle Handys – aber wer versteht denn noch die Hochfrequenz-Technik, die dahinter steckt“, sagt Elsner. Das wollen er und viele aktive Funkamateure ändern, in dem sie Interessierten möglichst früh spielerisch die Grundlagen der Weltraumtechnik vermitteln. Ausgerechnet der Wüstenstaat Katar hat den Funk-Begeisterten nun eine neue technische Spielwiese spendiert. Der Satellit ist geostationär, bewegt sich mit der Erde statt um sie zu kreisen. Aus Sicht der Erdenbewohner bleibt er an derselben Stelle und verschwindet nicht ständig: Bislang mussten Amateure ihre Antennen alle paar Minuten neu ausrichten, wandernde Satelliten sind auch nicht immer verfügbar. Nur Weltraumbehörden oder Telekommunikationsunternehmen konnten rund um die Uhr zu einer festen Station funken.
Katar wolle sich weltoffen zeigen, glaubt Peter Gülzow, „und Amateurfunk ist gelebte Völkerverständigung“. Er ist Vorsitzender der deutschen Amateurfunker im Verein Amsat, den Katar mit der technischen Umsetzung betraut hatte. Glücklicher Umstand: Der ehemalige stellvertretende Ministerpräsident Katars Abdullah bin Hamad Al Attiyah ist selbst begeisterter Amateurfunker, er hat das Projekt initiiert.
Funker-Smalltalk übers All
„Delta, juliet, five, yankee, mike“, buchstabiert nun Elsner in der Bochumer Bodenstation seinen Funknamen ins Mikro. Denn von Bochum und von Katar aus wird der Funkverteiler im Weltraum gesteuert. „CQ Satellit. Allgemeiner Anruf“, schiebt Elsner hinterher. Unter Funkern heißt das soviel wie: „Ist da wer?“. Stimmengewirr – ist das Dänisch? Achselzucken. Irgendwann meldet sich Karl aus Frankfurt. Man tauscht sich aus über Signalstärken, technische Ausstattung. Dann endet der Funker-Smalltalk fürs Erste.
Elsner, dessen Sternwarte selbst ein breites Bildungsprogramm zu Raumfahrt und Weltall anbietet, will mehr: „Wir müssen unsere Begeisterung für das Thema mit den Schulen teilen.“ Schon mit einem Satelliten-Spiegel von einem Meter Durchmesser, ein paar Bauteilen und ein wenig Know-how könnten Schüler oder Studenten mitfunken und ihre eigenen Experimente durchführen. Elsner will auch Bilddaten über den Satelliten senden: So könnten beeindruckende Teleskopaufnahmen aus dem All mit vielen geteilt werden. „Wir haben hier wirklich die Finger ganz nah am Weltraum“, schwärmt er. (dpa)
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