Berlin Der ukrainische Präsident Selenskyj nutzt Kulturevents geschickt. Vielleicht zu geschickt? Warum er bei den "Oscars" brüskiert wurde.
Am kommenden Sonntag werden die Oscars verliehen. Zum zweiten Mal in Folge ist Wolodymyr Selenskyj unerwünscht. Wie das Branchenblatt Variety meldet, wurde das Angebot des ukrainischen Präsidenten für einen Gastauftritt auch dieses Jahr wohl abgelehnt. Die Filmakademie hat sich bisher indes nicht dazu geäußert.
Das dürfte Selenskyj ärgern. Die Oscar-Verleihung wäre keine schlechte Anklagebank, um Russland zu verurteilen; und eine Bühne, um Solidarität mit der Ukraine zu demonstrieren – allein schon wegen der weltweit beachtlichen Einschaltquoten im Fernsehen.
Selenskyj: Hollywood zeigt dem Ex-Schauspieler die kalte Schulter l
Selenskyj war einst Schauspieler, der Glamour lässt den früheren Komiker nicht kalt. Eigentlich liegt ihm die Filmwelt zu Füßen. Er genießt in Hollywood hohes Ansehen und hat unter den Filmstars viele Unterstützer. Er wurde bei den Grammy Awards und Golden Globes und weltweit zu Festivals wie in Venedig oder Cannes zugeschaltet, nicht zuletzt bei der "Berlinale".
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Warum er brüskiert wird, warum ihm die Branche die "kalte Schulter" (Variety) zeigt, ist nicht ganz klar und hat womöglich mehr mit Amerika und mit political correctness zu tun als mit dem Ukraine-Krieg. Jedenfalls ist es ein offenes Geheimnis, warum der letztjährige Oscar-Produzent Will Packer dem Mann aus der Ukraine keine Bühne bieten wollte. Quellen zufolge, so Variety, hatte Packer Bedenken, weil die von dem Konflikt Betroffenen weiß sind. Anders gesagt: Kriege, die "People of Color" betreffen, habe die Filmakademie auch ignoriert. Nach der Sichtweise lieht die Ukraine schlicht zum falschen Kontinent.
Will sich die Filmakademie aus der Politik heraushalten oder wird sie von Russland beeinflusst?
Gut möglich, dass die Filmakademie schlicht aus der Politik heraushalten wollte. Das ist allerdings gar nicht so leicht wie das Beispiel des nominierten Films "Top Gun: Maverick" mit Tom Cruise zeigt. Der Streifen wurden teilweise vom russischen Oligarchen Dimitry Rybolovlev finanziert, weshalb eine ukrainische Organisation prompt „ernsthafte Besorgnis über Russlands Einfluss auf die Hollywood-Filmindustrie“ äußerte.
Nicht minder gespannt darf man darauf sein, ob einer der Preisträger seine Dankesrede nutzt, um auf den Ukraine-Krieg aufmerksam zu machen. Besonders leidenschaftlich hat für Selenskyj der Hollywood-Star Sean Penn geworben, der eine Dokumentation über den ukrainischen Präsidenten drehte und ihm bei einem Besuch in Kiew seinen Oscar überließ - als Leihgabe. Selenskyj könne ihm die Statue, eine Ikone Hollywoods, zurückgeben, wenn er den Krieg gewonnen habe. Allerdings hat sich die pro-ukrainische Stimmung in den USA zuletzt etwas abgekühlt. (fmg)
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