Essen. Kriminalität am größten Verkehrsknoten der Stadt hat um 5,5 Prozent zugelegt. Reisende können sich dennoch sicher fühlen, so die Bundespolizei.
Geht es um Kriminalität, genügen oftmals nackte Zahlen, um Unsicherheit zu schüren – so wie diese: Die Straftaten im Essener Hauptbahnhof haben binnen eines Jahres um rund 5,5 Prozent zugelegt. Die Zahl aller Delikte, die der Bundespolizei bekannt geworden sind, stieg von 3627 in 2016 auf 3827 im vergangenen Jahr. Ein ähnlicher Trend zeichnet sich für das laufende ab.
Warum Polizeidirektor Oliver Humpert als Chef der für Essen zuständigen Bundespolizeiinspektion Dortmund angesichts dieser Entwicklung keinen Alarm schlägt, sondern die Ruhe selbst zu bleiben scheint, erschließt sich erst bei einem genaueren Blick auf die Statistik.
Nur selten Reisende von Übergriffen betroffen
Und die zeigt: Nahezu die Hälfte aller angezeigten Straftaten sind Eigentumsdelikte, deren Zahl von 1648 auf 1430 und damit um rund 13 Prozent im vergangenen Jahr zurückging. Zieht man davon die 717 Diebstähle – zehn mehr als im Jahr zuvor – in den Läden des „Kaufhauses mit Gleisanschluss“ ab, bleibt unterm Strich eine vergleichsweise überschaubare Gefahr übrig, als Reisender Opfer von Langfingern oder Räubern im Hauptbahnhof zu werden, zeigte sich Humpert in einem Gespräch mit dieser Zeitung überzeugt.
Auch „das Risiko, Opfer eines Gewaltdelikts zu werden, ist für Reisende sehr gering“, sagte der Polizeidirektor. Zwar registrierte seine Behörde mit 154 Körperverletzungen in 2017 eine Zunahme dieser Gewaltstraftaten um exakt 23 mehr. 118 davon waren einfache, 36 gefährliche Körperverletzungen, etwa bei einem Angriff mit einer Waffe. Jedoch sind laut der Behörde im Essener Bahnhof, in dem Tag für Tag rund 150 000 Menschen ein und aus gehen, nur sehr selten Reisende von solchen Übergriffen betroffen.
Allermeisten Übergriffe in der Drogen- und Trinkerszene
Die allermeisten körperlichen Attacken spielten sich nach Erkenntnissen der Bundespolizei in der Drogen- und Trinkerszene ab, insbesondere an den Wochenenden und zu nachtschlafender Zeit, wenn „der Normalreisende nicht unterwegs ist“. Dennoch räumt auch Humpert ein, dass das subjektive Gefühl der Besucher des Essener Hauptbahnhofs oft ein anderes ist.
Häufiger und das in einem zunehmenden Maße richteten sich die Aggressionen gegen die Bundespolizisten selbst, die in den Szenen für Ordnung sorgen. 27 Mal mussten sie sich im vergangenen Jahr gegen sogenannte Widerstände gegen Vollstreckungsbeamte zur Wehr setzen. Es wurden zehn Ermittlungsverfahren mehr eingeleitet als noch 2016. „Wir mussten uns auf Gruppen einstellen, die eine Ansprache als Schwäche interpretieren“, sagt Humpert: „Doch wir sind in der Lage, Maßnahmen mit Gewalt durchzusetzen. Das werden wir auch deutlich machen.“
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