Spinner am rechten Rand hat es immer gegeben. Gefährlich wird es aber dann, wenn die bürgerliche Mitte ihren Widerstand gegen Rechts aufgibt.
Immer mehr Deutsche haben Sympathien für rechte bis rechtsextreme Vorstellungen. Sechs Prozent befürworten sogar eine Diktatur mit einer einzigen starken Partei und einem Führer für Deutschland. Das Ergebnis der aktuellen „Mitte-Studie“ der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung (FES), ist so alarmierend, wie es wenig überraschend ist.
In den vergangenen Jahren jagt eine Krise die nächste. Das Land ist in einem dauererregten, hypernervösen Zustand, die Unsicherheit nimmt zu. Die Globalisierung als Motor von Wachstum und Wohlstand führt auch zur Abwanderung von Arbeitsplätzen und zur Zuwanderung von Menschen, die in Deutschland Sicherheit und die Perspektive auf ein besseres Leben suchen.
Das Land verändert sich rasch, zu rasch für viele Menschen. Die demokratischen Prozesse mit ihren oft langwierigen Debatten um zielführende Kompromisse werden von immer mehr Bürgerinnen und Bürgern als nicht mehr effektiv und lösungsorientiert empfunden.
Die Selbstisolation vieler Menschen in den Echokammern des Internets führt zu zunehmender Kommunikations-Unfähigkeit. Demokratie-Verächter und Hetzer zehren von Ängsten und triggern sie.
Spinner am rechten Rand, die sich nach dem dunklen Vorvorgestern sehnen, nach einer Volksgemeinschaft inklusive der Ausgrenzung von Minderheiten oder chauvinistischem Nationalismus, hat es schon immer gegeben. Gefährlich wird es aber dann, wenn die bürgerliche Mitte ihren Widerstand gegen die Einflüsterungen der Populisten mit den einfachen Antworten aufgibt. Noch hat der weitaus größte Teil der Menschen in Deutschland kein rechtes Weltbild, das ist das gute Ergebnis der FES-Studie.
Dass es so bleibt, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Rechtsextremismus hat Deutschland zerstört. Die Demokratie hat Deutschland zu einem der reichsten und sichersten Länder weltweit gemacht. Das ist Deutschland noch immer.
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