Kommentar

Das neue afrikanische Selbstbewusstsein

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Jan Jessen kommentiert.

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Foto: Anna Stais / FUNKE Foto Services

Nach mehreren Militärputschen in Westafrika ist die Lage für den Westen schwieriger geworden. Für Frankreich geht es auch um Energie.

Der französische Botschafter ist aus Niger nach Paris zurückgekehrt, die dort stationierten Soldaten sollen bald folgen. In der afrikanischen Sahelzone verlieren die ehemalige Koloniemacht Frankreich und der Westen insgesamt in einem atemberaubenden Tempo an Einfluss. Eine Reihe von Putschen hat die Region seit 2020 erschüttert. In Burkina-Faso, Gabun, Guinea, Mali, Tschad und eben Niger hat das Militär die Regierungen abgesetzt. Besonders bitter für Frankreich ist der Fall Niger. In dem Land gibt es einen Rohstoff, der von immenser strategischer Bedeutung ist: Uran. Im Jahr 2021 stammte fast ein Viertel des in die EU importieren Uran aus Niger. Ein großer Teil davon ist nach Frankreich gegangen, das wie kein anderes europäisches Land von der Atomkraft abhängig ist und plant, neue Atomkraftwerke zu bauen.

Frankreich bekommt ein Problem mit dem Uran für seine Kraftwerke

Das Problem: der drittwichtigste Lieferant für Uran, das in der EU für die Atomkraft genutzt wird, ist Russland, der zweitwichtigste ist Kasachstan, das traditionell eng mit Russland verbündet ist. Die russischen Uranlieferungen fallen bislang auf Druck Frankreichs nicht unter das Sanktionsregime gegen Moskau, spülen also jede Menge Geld in die Kriegskasse Putins. Sollte Niger jetzt eine engere Partnerschaft mit Russland anstreben, haben speziell die Franzosen ein gewaltiges Problem. Sie wären dann erpressbar.

Die Putsche in der Sahelzone müssen aber nicht zwangsläufig von Moskau orchestriert worden sein. Sie fallen in eine Zeit, in der der sogenannte globale Süden zusehends selbstbewusster wird. Frühere Kolonialmächte, allen voran Frankreich, haben den afrikanischen Kontinent in den vergangenen Jahrzehnten vor allem als Quelle billiger Rohstoffe gesehen. Entwicklungshilfe diente meist nur dem Zweck der politischen Einflussnahme. Diese Zeiten scheinen vorbei zu sein. Um weiterhin Einfluss in Afrika zu haben, sollte der Westen Partnerschaften auf Augenhöhe anstreben.

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